Seit zehn Jahren ist das Problem bekannt: Die Bundeswehr hat auf dem Nato-Flugplatz in Neuburg Löschschaum verwendet, der die Chemikalien PFAS enthalten hat. Diese gelten als gesundheitsgefährdend. Über den Löschschaum sind die Chemikalien in den Boden und ins Grundwasser gelangt.
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Bereits seit Jahren befindet sich die Bundeswehr in der Planungsphase, wie sie mit dem Problem umgeht. Bei einer Veranstaltung in Karlshuld (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) gab es für die Menschen die Gelegenheit, sich über den Stand der Dinge zu informieren.
Problem auf Nato-Flugplatz in Neuburg seit zehn Jahren bekannt
Die Hoffnungen der Bürger auf eine Lösung des Problems werden enttäuscht: Es gibt noch keinen konkreten Zeitplan für eine mögliche Sanierung am Nato-Flugplatz in Neuburg-Zell. Das teilten Vertreter der Bundeswehr mit. Seit mehr als zehn Jahren ist das Problem bekannt. Maßnahmen zur Eindämmung der Verunreinigung sind bislang noch keine getroffen worden. Wie lange eine solche Sanierung dauern kann, zeigt zum Beispiel auch der Fall der US-Kaserne im mittelfränkischen Katterbach.
In Neuburg fordern die Bürger und Landrat Peter von der Grün (FW) ein schnelleres Handeln der Bundeswehr: "Zehn Jahre Untersuchungen reichen", sagt der Landrat. Mit der Infoveranstaltung will er die Bundeswehr weiter unter Druck setzten, "dass jetzt bald was geschehen muss". Trotz allen Verständnisses für die Komplexität des Themas sei es dringend notwendig, dass nun zügig Maßnahmen ergriffen würden, um zu verhindern, dass weiterhin kontaminiertes Wasser aus der Liegenschaft der Bundeswehr hinaus fließe, so der Landrat.
Bundeswehr will "Kontamination in ihrer Gesamtheit" untersuchen
Bis es konkrete Maßnahmen zur Eindämmung geben wird, kann es laut Bundeswehr aber noch dauern. Der Sprecher der Infoveranstaltung rechtfertigt das Handeln damit, dass die Bundeswehr noch Untersuchungen durchführe, um "die Kontamination in ihrer Gesamtheit zu untersuchen". Erst dann sei es sinnvoll, gegebenenfalls geeignete Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen. Für eine Sanierung kann die Bundeswehr aktuell keinen Zeitplan nennen.
Dringend benötigte Untersuchungen seien ausgeschrieben und sollten noch in diesem Jahr durchgeführt werden. "Was wir für die Beschleunigung tun können, das tun wir", erklärt ein Vertreter der Bundeswehr. Erst nach den abgeschlossenen Detail-Untersuchungen könnten weitere Schritte geplant werden.
Sollten die Untersuchungen belegen, dass die Kontamination auch außerhalb des Flugplatzes auf die Bundeswehr zurückzuführen sei, würde man auch hier Verantwortung übernehmen, sagt der Sprecher.
Bürger fordern schnelle Maßnahmen
Die Bürger hatten sich mehr von der Stellungnahme der Bundeswehr erhofft. Zwar hatten sie bei der Veranstaltung die Gelegenheit, Fragen zu stellen – dennoch waren die allermeisten nicht zufrieden mit den Antworten. "Wir gehen, wie wir gekommen sind", kritisiert eine Besucherin. "Sanierung: Jetzt!", fordert ein anderer Besucher. Es sei zwar eine gute Infoveranstaltung gewesen, allerdings sei noch sehr vieles ungeklärt, bilanziert ein junger Mann.
Den allermeisten würde das Vorgehen einfach zu lange dauern. Viele Antworten der Bundeswehr seien nicht konkret. Sie wünschen sich klare Aussagen zu der Verantwortung der Bundeswehr auch außerhalb des Flugplatzes, eine Verlängerung der Schadenersatzfrist und endlich Maßnahmen zur Eindämmung der Verunreinigung. Denn in Neuburg ergaben die Proben auch erhöhte PFAS-Werte außerhalb des Geländes der Bundeswehr. Bei weiteren Untersuchungen wurden die Chemikalien ebenfalls in Pflanzen wie Salat und tierischen Produkten wie Eier oder Fisch nachgewiesen.
Mehr Fläche mit Chemikalien verseucht als bisher angenommen
Landrat und Bürger fordern ein schnelles Handeln, schließlich gehe es um die Gesundheit der Bevölkerung. Die Datenlage habe das Problem noch mehr verdeutlicht: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Jahr 2020 die wöchentliche Zufuhr von 13 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Woche ein Leben lang den Wert auf ein Drittel reduziert: von 13 Nanogramm auf 4,4 Nanogramm. Zudem gehen die Experten davon aus, dass das Grundwasser deutlich schneller fließt als angenommen und die Giftstoffe damit schneller verteilt werden als bislang gedacht: Nicht auf 15 Metern, sondern auf 800 Metern pro Jahr hat sich die verseuchte Fläche ausgebreitet.
Bundesweites Problem: Wohl alle Militärflugplätze verunreinigt
Der Umgang mit PFAS ist von bundesweiter Relevanz. Bis 2011 waren PFAS in Löschmitteln zu finden, dann wurden die Chemikalien verboten. Auch die Bundeswehr hat sie auf ihren Flugplätzen eingesetzt. Laut Bundeswehr besteht der begründete Verdacht, dass alle Militärflugplätze von der Verunreinigung mit PFAS betroffen sind.
Der Flugplatz in Manching (Landkreis Pfaffenhofen) ist bei der Planung der Sanierung schon besonders weit. Im kommenden Jahr sollen dort die Sanierungsmaßnahmen starten. Keine der betroffenen Bundeswehrliegenschaften sei bei der PFAS-Sanierung weiter als Manching, erklärt das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr im Sommer 2022.
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