Gläubige brennen seit zwei Jahrhunderten Kerzen im Würzburger Käppele an. Manche Besucher haben Botschaften hinterlassen, danken für überstandene Krankheiten oder hoffen auf eine gute Prüfung. Doch über den Engeln und Heiligenfiguren liegt eine dicke Rußschicht. Die Deckengemälde sind so dunkel, dass die Motive nicht mehr zu erkennen sind. Unter dem Motto "Das Würzburger Käppele soll wieder strahlen" wollen 16 Würzburger Studentinnen und Studenten deshalb eine Million Euro sammeln.
Benefizveranstaltungen und Bettelbriefe fürs Käppele
In den kommenden zwei Monaten planen sie Benefizveranstaltungen und wollen Bettelbriefe verschicken. Der angehende Betriebswirt Tobias Herrmann hofft auf eine breite Unterstützung: "Würzburg hat 125.000 Einwohner, da kann man ja grob sagen, wenn jeder nur einen Fünfer spendet, ist es theoretisch drin. Aber Theorie und Praxis unterscheidet sich ja. Dementsprechend wird es schon eine härtere Nuss."
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Paten für Engel gesucht
Die Studierenden haben viele Ideen: So soll es einen Spendenlauf geben. Auf Brötchentüten wird eine große Bäckerei den Spendenaufruf streuen. Zudem sind Patenschaften für die Engel in der Wallfahrtskirche angedacht. "Weit über 100 himmlische Boten gibt es im Käppele", weiß Anna-Maria Schömig.
Die BWL-Studentin stieg als Kind mit ihrer Oma schon die 300 Stufen den Nikolausberg hinauf, vorbei an den Kreuzwegstationen. Im Käppele hat Anna-Maria während des Gottesdienstes versucht die Engel zu zählen und dabei immer wieder neue entdeckt. "So habe ich das Zählen gelernt", sagt die 23-Jährige.
Die Engel sollen demnächst fotografiert werden: Erst dann geht die Suche nach finanzstarken Paten in die finale Phase. Viele Ideen prüfen die BWL-Studierenden derzeit noch auf Machbarkeit. Es bleiben nur zwei Monate. Bis Semesterende wollen sie eine Million Euro sammeln.
Wallfahrtspfarrer hofft auf Finanzspritze
Josef Treutlein lebt im Würzburger Käppele, er hält hier Gottesdienste und sorgt sich um Wallfahrer und Pilger. Der Seelsorger blickt traurig in das Deckengewölbe. Von den Deckengemälden ist nicht mehr viel zu sehen. Eine dicke Rußschicht liegt über der Kreuzabnahme Jesu. Einige Stellen wurden bereits probeweise gereinigt und dabei zeigte sich, welche Ausstrahlung das Käppele eigentlich hat.
Josef Treutlein freut sich sehr über das Engagement der Würzburger Studentinnen und Studenten. "Die jungen Leute kommen auf ganz andere Ideen", meint er. Insbesondere über die sozialen Medien soll die Aktion verbreitet werden. "Und selbst wenn am Ende keine Million zusammenkommt, jeder Euro zählt", so der Wallfahrtspfarrer.
"Denkmal von nationaler Bedeutung"
Das Bayerische Amt für Denkmalpflege hat das Käppele als "Denkmal von nationaler Bedeutung" eingestuft. Damit können nun auch mehr Fördermittel fließen. Rund sechs Millionen Euro soll die gesamte Sanierung der Wallfahrtskirche kosten. Der "Förderkreis Käppele" sammelt ebenfalls Spenden (Spendenkonten: LIGA Bank Würzburg, IBAN DE10 7509 0300 0103 0224 80 / Sparkasse Mainfranken Würzburg, IBAN DE44 7905 0000 0043 6828 14 / Volksbank Würzburg, IBAN DE56 7909 0000 0000 4858 61; Verwendungszweck: Sanierung Käppele).
Neben der Kirche steht ein Kloster. Nach dem Weggang der Kapuziner im Oktober 2014 hat dies die Diözese Würzburg übernommen. Die Kirche gehört – ebenso wie der Stationsweg und die angrenzenden Gärten – der "Katholischen Kirchenstiftung Käppele". "Doch die kann die Sanierung nicht alleine stemmen", so Josef Treutlein. 2024 feiert die Wallfahrtskirche ihr 200-jähriges Weihejubiläum.
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