Die vierte Welle innerhalb der Corona-Pandemie gilt als die Welle der Ungeimpften. Auch in Bayern ist sie in vollem Gange und trifft dort auf ungeimpfte Schüler und eine im Bundesvergleich unterdurchschnittliche Impfquote.
So ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Schüler in Bayern stark gestiegen. Durch die Tests, die nach dem Schulstart in der vergangenen Woche nun wieder regelmäßig stattfinden, wurden offenbar zahlreiche Infektionen mit leichtem Krankheitsverlauf bekannt, die in den Sommerferien unbemerkt blieben.
Inzidenzwerte unter Kindern und Jugendlichen steigen stark
Die Sieben-Tage-Inzidenz unter den 6- bis 11-Jährigen ist dadurch von 149 auf 191 und damit um 42 Punkte gestiegen. Unter den 12- bis 15-Jährigen ist ein Anstieg von 175 auf 202 zu verzeichnen. In fast allen anderen Altersgruppen ist die Inzidenz hingegen rückläufig. Das geht aus den Zahlen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hervor.
Grafik: 7-Tage-Inzidenz nach Altersgruppen in Bayern
Für Kinder unter zwölf Jahren ist in Deutschland noch kein Impfstoff zugelassen. Für die 12- bis 17-Jährigen gibt es erst seit wenigen Wochen eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), weswegen der Anteil der Geimpften in dieser Altersklasse laut Gesundheitsministerium nur bei etwa einem Viertel liegt.
Neben dem Anstieg der Fallzahlen unter Kindern und Jugendlichen gibt die Corona-Lage auch allgemein vielerorts in Bayern Anlass zur Sorge. Im Vergleich der Bundesländer weist der Freistaat die dritthöchste Inzidenz auf. Einen höheren Wert als Bayern (87,0) haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) aktuell nur Bremen (108,2) und Baden-Württemberg (88,8, Stand 21. September, 03.16 Uhr).
München wieder über Inzidenzwert 100
Mit den Landkreisen Traunstein (196,6), Rosenheim (176,5) und Berchtesgadener Land (173,1) finden sich zudem drei bayerische Vertreter unter den vier kreisfreien Städten und Landkreisen mit den höchsten Inzidenzwerten in ganz Deutschland. Nur in Bremerhaven (218,4) ist der Wert noch höher.
Dazu liegen mit München (101,5), Nürnberg (112,5) und Augsburg (113,2) die drei größten Städte im Freistaat derzeit über einem Inzidenzwert von 100. Noch vor einer Woche lag der Wert für die Landeshauptstadt bei 64.
Rasantes Infektionsgeschehen in Miesbach
Aber nicht nur in Bayerns Großstädten steigen die Inzidenzen: Auch im Landkreis Miesbach ist von einem "rasanten Infektionsgeschehen" die Rede. Dort hatte sich die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen zuletzt innerhalb von vier Wochen verdreifacht, der Inzidenzwert beträgt 113,8. Das Infektionsgeschehen sei diffus, über den gesamten Landkreis und alle Bevölkerungsgruppen verteilt, heißt es. Die allermeisten Neuinfizierten seien nicht geimpft.
Grafik: Entwicklung der 7-Tage-Inzidenz in den bayerischen Landkreisen
Der Inzidenzwert ist allerdings nicht mehr maßgeblich für das Inkrafttreten schärferer Corona-Regeln in Bayern. Diese sind mittlerweile abhängig von der sogenannten Krankenhaus-Ampel. Aktuell steht diese auf Grün.
Grafik: Krankenhaus-Ampel für Corona-Maßnahmen in Bayern
Die Farbe gibt die Anzahl der Corona-Fälle wieder, die innerhalb von sieben Tagen in Bayerns Krankenhäuser eingeliefert wurden sowie die Belegung der Intensivbetten durch Corona-Patienten.
Grafik: Intensivpatienten in Bayern
Eine Stichprobe des BR bestätigt die Aussage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, die von einer "Pandemie der Ungeimpften" bei Covid19-Patienten auf den Intensivstationen spricht. Aus Nürnberg heißt es, aktuell seien neun von zehn an Covid-19 erkrankten Patienten auf der Intensivstation ungeimpft. In Regensburg seien es zehn von zehn.
Je nach Farbe der Krankenhaus-Ampel werden die Corona-Regeln im gesamten Freistaat verschärft oder gelockert. Springt die Ampel auf Gelb, sind wieder Kontaktbeschränkungen und eine FFP2-Maskenpflicht möglich.
Grafik: Die wichtigsten Richtlinien nach Ampelstufen
Unterdurchschnittliche Impfquote
Einzig der Inzidenzwert 35 gilt darüber hinaus noch als Schwellenwert. Wird er an drei aufeinanderfolgenden Tagen in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt überschritten, gilt dort für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen die 3G-Regel. Nur gegen das Coronavirus vollständig geimpfte, von einer Covid-19-Erkrankung genesene oder aktuell negativ auf eine Infektion getestete Personen dürfen dann beispielsweise den Innenbereich von Gaststätten, Fitnessstudios oder Dienstleistern besuchen.
Einhergehend mit den vergleichsweise hohen Inzidenzwerten in Bayern ist im Freistaat auch eine unterdurchschnittliche Impfquote zu verzeichnen. Gelten im Deutschland derzeit 67,3 Prozent der Bürger als vollständig geimpft, liegt der Wert in Bayern mit 61,1 Prozent um mehr als sechs Punkte darunter. Im Ländervergleich hat Bayern damit die fünftniedrigste Impfquote.
Grafik: Impffortschritt in Bayern und Deutschland
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