"Wo kommen Sie her, wo fahren Sie hin?" Das fragen die Bundespolizisten an der Grenzkontrollstelle Kiefersfelden an der A93 immer wieder. Zum einen Familien, die im vollgepackten Auto reisen - aber auch Frauen und Männer, die alleine in ihren Fahrzeugen sitzen. Einige wollen von Italien zum Beispiel heim in die Niederlande. Andere wollen nur schnell durchs große deutsche Eck, von Innsbruck nach Salzburg. Sie dürfen die Grenze überqueren, ohne Kontrolle. Denn für Durchreisende gilt die Nachweispflicht nicht. Ebenso wenig wie für Pendlerinnen und Pendler, den grenzüberschreitenden Berufsverkehr und bei Kurzaufenthalten von weniger als 24 Stunden.
Meist Verständnis für neue Regelung
Andere kommen gerade aus dem Urlaub in Österreich und wollen heim nach Deutschland. "Sind Sie geimpft, getestet oder genesen?", fragt ein Beamter, falls ihm die Reisenden nicht ohnehin schon ihren Impfpass oder Negativtest entgegenstrecken. Die meisten sind gut vorbereitet und wissen Bescheid, dass ab heute bei der Einreise die Nachweispflicht für alle ab zwölf Jahren gilt. Und fast alle haben auch Verständnis.
"Wir haben nun mal eine Pandemie und wenn die einen Nachweis sehen wollen, ich hab da kein Problem damit", meint eine Motorradfahrerin. "Die Kontrolle geht zügig, wir haben uns in Österreich noch testen lassen. Wir wussten zum Glück vorher Bescheid.", erzählt ein Mann, der mit dem Wohnmobil über die Grenze gefahren ist.
Tests im Ausland oft teuer
Kritisch finden einige der Einreisenden, dass die Testpflicht erst jetzt eingeführt wurde, nicht schon zu Beginn der Reisezeit. Andere wundern sich, dass nur Ungeimpfte einen Negativtest vorlegen müssen, wo doch immer klarer werde, dass auch Geimpfte das Virus übertragen können. Und eine Frau ärgert sich, dass sie sich für 80 Euro in Kroatien hat testen lassen und jetzt gar nicht kontrolliert wurde. In Deutschland hätte sie den Test, den sie durchaus machen wollte, gratis bekommen.
Stichprobenartige Kontrollen
Kontrolliert werden an diesem ersten Tag der neuen Corona-Einreiseregeln nur wenige der Autos, die in Kiefersfelden über die Grenze fahren. Stichprobenartig sollen die Kontrollen sein, das ist die Vorgabe aus dem Innenministerium. Und daran halten sich die Bundespolizisten hier auch. Sehr viele Autos winken sie einfach durch. So kommt es zwar immer wieder zu Verzögerungen, aber nicht zu den befürchteten kilometerlangen Staus.
Mehrere Verstöße an der A3 im Landkreis Passau
Bis zum frühen Abend stellt die Bundespolizei an der Grenzkontrollstelle auf der Inntalautobahn keinen einzigen Verstoß gegen die Nachweispflicht fest. Anders die Kollegen der Bundespolizei Passau. Bis zum frühen Abend wurden an der Autobahnkontrollstelle Rottal-Ost an der A3 im Landkreis Passau 220 Reiserückkehrer kontrolliert. Dabei registrierte die Bundespolizei 110 Einreisende, die weder geimpft oder genesen waren und auch kein negatives Testergebnis vorzeigen konnten. Darunter seien auch drei volle Reisebusse gewesen, bei denen es gleich mehrere Verstöße gegen die Testpflicht gegeben habe.
Bundespolizei kritisiert Mehraufwand
Solche Verstöße meldet die Bundespolizei an die zuständigen Gesundheitsämter. Außerdem fordern die Beamten die Einreisenden auf, unverzüglich zu einer Corona-Teststelle zu fahren und den Test nachzuholen. Damit dann das negative Ergebnis beim Gesundheitsamt wenigstens nachgereicht werden kann.
Ein erheblicher Mehraufwand, kritisiert Daniel Gibis, der Sprecher der Bundespolizei Passau. Vor allem die Weitergabe der Fälle an die Gesundheitsämter bei Verstößen. Die Bundespolizei sei für solche Aufgaben "eigentlich nicht zuständig“, sagte er. Ihre Aufgabe bestehe im Wesentlichen darin, irreguläre Migration und Schleusungskriminalität zu bekämpfen.
An den kleineren Grenzübergängen abseits der Autobahnen unterstützen die Schleierfahnder die Kollegen der Bundespolizei für Stichproben-Kontrollen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann forderte heute nochmal, die neuen Einreiseregeln ernst zu nehmen. Er drohte mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro.
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