Ein Zylinder drückt sich in den Frontbereich eines Autos.
Bildrechte: BR/Hans Mielich
Audiobeitrag

Mit dem Crash-System sollen sich Autos so demolieren lassen, dass Unfälle möglichst realitätsnah nachgestellt werden können.

Audiobeitrag
>

Crash auf Kommando an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg

Crash auf Kommando an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg

Gut 375.000 Verkehrsunfälle hat es in Bayern 2022 gegeben. Bei der Rettung von Verletzten aus Fahrzeugen ist auch immer wieder die Feuerwehr gefragt. Um die Einsatzkräfte besser darauf vorzubereiten, gibt es in Regensburg jetzt ein Crash-System.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Eine riesige Halle auf dem Gelände der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg. Heute steht ein besonderer Praxistest an. Einer der Feuerwehr-Ausbilder betätigt nach und nach verschiedene Schalter. Daraufhin bohren sich schwere Zylinder in die Front eines beige-grauen Mittelklassewagens. Die Karosserie wird nach innen gedrückt, die Motorhaube wölbt sich nach oben, die Scheinwerfer zerspringen.

Ziel: Unfälle realitätsnah nachstellen

Die Feuerwehrschule ist die erste, die sich ein Crash-System angeschafft hat. Damit lassen sich laut Hersteller Autos so demolieren, dass es möglichst nah an echte Unfälle rankommt. Am Rande eines Lehrgangs zur Technischen Hilfeleistung setzen die Regensburger Ausbilder ihre Anlage zum ersten Mal für eine Übung ein.

Dummys für Übungen einklemmen

Ziel ist es, noch bessere Bedingungen für die Lehrgänge zur Unfallrettung zu schaffen. Für die braucht die Feuerwehrschule um die 100 Autos im Jahr, die sie von Schrottplätzen aus der Region bekommt. "Nachteil dieser Fahrzeuge: Sie haben keinerlei Beschädigungen", sagt Marco Chromik, örtlicher Fachbereichsleiter für Einsätze der Technischen Hilfeleistung. Mit der Anlage können Unfallszenarien jetzt gezielt nachgestellt und Dummys eingeschlossen oder eingeklemmt werden, so Chromik.

Front-, Heck-, Seiten- und Dachschäden

Maschinenbautechniker Siegfried Huber hat das Crash-System in seiner Firma STH in Obertraubling im Landkreis Regensburg über mehrere Jahre zur Serienreife entwickelt. Es ist sechs Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Mit Hilfe von vier Zylindern und verschiedener Aufsätze lassen sich Front-, Heck-, Seiten- und Dachschäden an Autos unterschiedlicher Größe nachahmen. Eine Neuheit laut Huber – auch weil die Anlage transportabel ist.

"Die größte Herausforderung war sehr leicht und gleichzeitig sehr hochwertig zu bauen, damit die Zylinder zum Beispiel mit einer Kraft von bis zu 40 Tonnen einen Seitenaufprall simulieren können", sagt der Erfinder.

Proben für den Ernstfall

An der Feuerwehrschule Regensburg wird noch ein bisschen nachjustiert, dann ist das Auto vorne zerdrückt, der Dummy hinter dem Steuer ein wenig eingequetscht. Es geht an die Übung – das Unfallszenario: Der Fahrer ist von der Straße abgekommen und gegen den Pfeiler eines Gebäudes gekracht. Jetzt muss er aus dem Auto befreit werden.

Die zwölf Feuerwehrleute, die für den Ernstfall proben, holen schweres Gerät aus den Einsatzfahrzeugen, darunter Rettungsspreizer und Rettungsschere. Dann arbeiten sie sich an der Fahrertür immer weiter vor. Nach kurzer Zeit ist der Dummy raus aus dem deformierten Auto, der Auftrag erfüllt.

Bildrechte: BR/Hans Mielich
Bildbeitrag

Den Teilnehmern des Lehrgangs Technische Hilfeleistung gelingt es, den Dummy aus dem demolierten Auto zu befreien.

Nächste Crashs in Planung

Ausbilder Marco Chromik zeigt sich zufrieden – auch mit dem mobilen Crash-System: "Die Anlage hat letzten Endes genau das geliefert, was wir von ihr erwartet haben. Auf einer Skala, bei der zehn der sehr realistische Einsatz draußen ist, siedele ich das hier schon bei einer starken neun an."

Ein richtiges Fazit könne man aber wohl erst ziehen, wenn man die Anlage mal über ein Jahr eingesetzt habe, so Chromik. Gelegenheiten dazu dürfte es an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg genügend geben.

Letztes Jahr hat es in Bayern über 375.000 Mal gekracht. Immer wieder muss dann die Feuerwehr Verletzte aus den Unfallfahrzeugen retten.
Bildrechte: BR/Hans Mielich
Videobeitrag

Letztes Jahr hat es in Bayern über 375.000 Mal gekracht. Immer wieder muss dann die Feuerwehr Verletzte aus den Unfallfahrzeugen retten.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!