Eine riesige Halle auf dem Gelände der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg. Heute steht ein besonderer Praxistest an. Einer der Feuerwehr-Ausbilder betätigt nach und nach verschiedene Schalter. Daraufhin bohren sich schwere Zylinder in die Front eines beige-grauen Mittelklassewagens. Die Karosserie wird nach innen gedrückt, die Motorhaube wölbt sich nach oben, die Scheinwerfer zerspringen.
Ziel: Unfälle realitätsnah nachstellen
Die Feuerwehrschule ist die erste, die sich ein Crash-System angeschafft hat. Damit lassen sich laut Hersteller Autos so demolieren, dass es möglichst nah an echte Unfälle rankommt. Am Rande eines Lehrgangs zur Technischen Hilfeleistung setzen die Regensburger Ausbilder ihre Anlage zum ersten Mal für eine Übung ein.
Dummys für Übungen einklemmen
Ziel ist es, noch bessere Bedingungen für die Lehrgänge zur Unfallrettung zu schaffen. Für die braucht die Feuerwehrschule um die 100 Autos im Jahr, die sie von Schrottplätzen aus der Region bekommt. "Nachteil dieser Fahrzeuge: Sie haben keinerlei Beschädigungen", sagt Marco Chromik, örtlicher Fachbereichsleiter für Einsätze der Technischen Hilfeleistung. Mit der Anlage können Unfallszenarien jetzt gezielt nachgestellt und Dummys eingeschlossen oder eingeklemmt werden, so Chromik.
Front-, Heck-, Seiten- und Dachschäden
Maschinenbautechniker Siegfried Huber hat das Crash-System in seiner Firma STH in Obertraubling im Landkreis Regensburg über mehrere Jahre zur Serienreife entwickelt. Es ist sechs Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Mit Hilfe von vier Zylindern und verschiedener Aufsätze lassen sich Front-, Heck-, Seiten- und Dachschäden an Autos unterschiedlicher Größe nachahmen. Eine Neuheit laut Huber – auch weil die Anlage transportabel ist.
"Die größte Herausforderung war sehr leicht und gleichzeitig sehr hochwertig zu bauen, damit die Zylinder zum Beispiel mit einer Kraft von bis zu 40 Tonnen einen Seitenaufprall simulieren können", sagt der Erfinder.
Proben für den Ernstfall
An der Feuerwehrschule Regensburg wird noch ein bisschen nachjustiert, dann ist das Auto vorne zerdrückt, der Dummy hinter dem Steuer ein wenig eingequetscht. Es geht an die Übung – das Unfallszenario: Der Fahrer ist von der Straße abgekommen und gegen den Pfeiler eines Gebäudes gekracht. Jetzt muss er aus dem Auto befreit werden.
Die zwölf Feuerwehrleute, die für den Ernstfall proben, holen schweres Gerät aus den Einsatzfahrzeugen, darunter Rettungsspreizer und Rettungsschere. Dann arbeiten sie sich an der Fahrertür immer weiter vor. Nach kurzer Zeit ist der Dummy raus aus dem deformierten Auto, der Auftrag erfüllt.
Nächste Crashs in Planung
Ausbilder Marco Chromik zeigt sich zufrieden – auch mit dem mobilen Crash-System: "Die Anlage hat letzten Endes genau das geliefert, was wir von ihr erwartet haben. Auf einer Skala, bei der zehn der sehr realistische Einsatz draußen ist, siedele ich das hier schon bei einer starken neun an."
Ein richtiges Fazit könne man aber wohl erst ziehen, wenn man die Anlage mal über ein Jahr eingesetzt habe, so Chromik. Gelegenheiten dazu dürfte es an der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg genügend geben.
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