Ein Mädchen bekommt einen Teller mit Essen.
Bildrechte: picture alliance / epd-bild | Christian Ditsch

Essensausgabe beim christlichen Kinder- und Jugendnetzwerk Arche 2022 in Berlin.

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DAK-Studie: Ärmere Kinder sind öfter krank und einsam

Kinder aus ärmeren Familien fühlen sich häufiger einsam, leiden öfter an Schmerzen und schlafen schlechter. Das zeigt eine neue DAK-Studie. Um die Kluft zu Gleichaltrigen aus bessergestellten Familien zu verkleinern, sollen "Mental Coaches" helfen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der soziale und finanzielle Status von Kindern wirkt sich auf deren Gesundheit aus – das ist das Ergebnis des sogenannten Präventionsradars der Krankenkasse DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/2022. Dafür wurden rund 15.000 Jungen und Mädchen der Klassen 5 bis 10 befragt.

Benachteiligte Kinder: Schlafprobleme und Schlafmittel

Besonders nach der Corona-Pandemie geht es benachteiligten Schulkindern schlechter als Gleichaltrigen aus bessergestellten Familien. Viele von ihnen haben häufiger Schmerzen, depressive Symptome und Schlafprobleme. Mehr als ein Fünftel der ärmeren Schulkinder hat wegen Schlafproblemen sogar schon einmal Schlafmittel genommen.

Die Studie, die seit 2016 in dieser Form jährlich an Schulen in 14 Bundesländern durchgeführt wird, stellt dabei einen Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und der Bildschirmzeit her: Demnach verbringen Kinder mit einem niedrigeren Sozialstatus mehr Zeit vor dem Laptop, dem Fernseher oder Smartphone.

Krisen prägen Kinder: Arme Kinder fühlen sich häufiger einsam

Die Hälfte der ärmeren Jungen und Mädchen fühlt sich zudem einsam. Zum Vergleich: bei den nicht-benachteiligten Schulkindern sind es nur 28 Prozent.

Die Ungleichheit sozialer Schichten zeigt sich besonders in Krisenzeiten, wie Studienleiter Reiner Hanewinkel sagt. Gemeinsam mit Andreas Storm von der DAK-Gesundheit fordert er eine Präventionsoffensive für eine gesundheitliche Chancengleichheit – denn die Zahlen müssten wachrütteln.

Deligöz: "Die Kluft wird zunehmend größer"

Für Ekin Deligöz, bayerische Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesfamilienministeriums, sind die Zahlen "alarmierend" und zeigen: "Die Kluft wird zunehmend größer."

Armut hat für die Grünen-Politikerin viele Gesichter – die Probleme fangen beim Wohnen an, ob es Spielplätze oder Grünflächen in der Nähe gibt. "Das spielt eine große Rolle beim Aufwachsen: Ob man Zeit draußen verbringen kann oder drinnen bleiben muss, weil es draußen keinen Platz für die Kinder gibt."

Familienministerium pocht auf Kindergrundsicherung

Armut hänge aber auch von der gesellschaftlichen Teilhabe ab: egal ob Sport- oder Kulturveranstaltungen oder die Mitgliedschaft bei Vereinen – "manchen stehen diese Türen offen, anderen nicht. Nicht alle Familien können sich das leisten", sagt Deligöz.

Deswegen pochte die Politikerin bei der Vorstellung des aktuellen Berichts auf die geplante Kindergrundsicherung, die eine Existenzgrundsicherung gerade für ärmere Familien darstelle und Teilhabe ermöglichen soll – der Gesetzentwurf hierfür soll bis Ende August vorliegen.

"Mental Health Coaches" und mehr Gespräche an Schulen

Genaue Pläne sollen aber bereits im kommenden Schuljahr umgesetzt werden: Sogenannte "Mental Health Coaches" werden im Rahmen eines Modellprogramms des Bundesjugendministeriums zunächst an 100 Schulen in den Einsatz kommen, wie Deligöz sagte. Beispielsweise sollen Sozialarbeiter sowie psychologische Berater Jugendlichen Hilfe in Form von Einzel- oder Gruppengesprächen zur mentalen Gesundheit anbieten, um "die Armut, die Einsamkeit zu durchbrechen". Auch sollen die Coaches bei akuten psychischen Krisen unterstützen.

Die Politik erhofft sich dadurch, mehrere Zehntausend Kinder und Jugendliche anzusprechen – gerade aus schlechtergestellten Familien.

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