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DC Torpedo's Geiersthal: Ein Dorf und sein Bundesligamärchen

DC Torpedo's Geiersthal: Ein Dorf und sein Bundesligamärchen

Im Örtchen Geiersthal im Kreis Regen wirft man seit dieser Saison in der deutschen Eliteliga. Nicht im Handball oder Basketball, sondern im Dartsport. Nach sieben Aufstiegen in Folge gelang dem Dartclub Torpedo's der Sprung in die höchste Klasse.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Geiersthal im Landkreis Regen – auf den ersten Blick wirkt er recht verschlafen, dieser kleine Ort mit knapp 2.300 Einwohnern mitten im Bayerischen Wald. Wenn man sich hier ein wenig genauer umschaut, entdeckt man eine Kartbahn und eine Großraumdisko. Doch heulende Motoren und tanzende Menschen sind nicht die einzigen Attraktionen: Denn in Geiersthal ist seit dieser Saison ein Bundesligist beheimatet.

13.58 Uhr an einem Samstag im Mai

Der Dartclub Torpedo's – der selbst nicht mehr weiß, warum ein Apostroph im Vereinsnamen gelandet ist – hat es geschafft. Am 9. Mai dieses Jahres um 13.58 Uhr war es so weit: Darter Chris Kaufmann setzte den finalen Wurf in die "Doppel-Vier". Der Rest war Jubel. Ein 6:6-Unentschieden gegen das Dart Team Essenbach in der Aufstiegsrunde bedeutet das Ziel aller Torpedo's-Träume: Aufstieg in die Erste Darts-Bundesliga. Gut fünf Monate später sind die Torpedo's dort angekommen.

Der kleinste Ort der Bundesliga

Am ersten Spieltag ging es gleich zum Deutschen Meister nach Karlsruhe. 2:10 mussten sich die Geiersthaler dem Titelträger geschlagen geben. Wie gut, dass es sich um Doppelspieltage handelt.

Auch der DC Nostradartmus - natürlich sind das "r" und das "t" im Namen gewollt – war zu Gast im Badischen. Und so kam es zuvor schon zum Duell der zwei kleinsten Dörfer der deutschen Dartselite. Nostradartmus ist in Thaleischweiler-Fröschen beheimatet. Ein Vereinsname für die Ewigkeit.

Gegen die Südpfälzer, deren Heimatort gut 1.000 Einwohner mehr zählt, gewann der DC Torpedo's mit 7:5. Mit diesem Sieg schrieben die "Bayerwaidler" ein weiteres Mal Vereinsgeschichte.

2015 noch in der untersten Liga

Den Club gibt es schon seit Anfang der 90er-Jahre, erzählt uns Andrea Raith. Sie ist von Anfang an dabei, Vorständin und die gute Seele des Vereins. Als einziges von 21 Gründungsmitgliedern ist sie noch aktiv – wenn auch nicht als Spielerin. Doch ein Erfolg wie der Bundesligaaufstieg, sagt sie, schien jahrzehntelang undenkbar.

Nach der Jahrtausendwende gelang mal der Sprung in die viertklassige Landesliga. 2012 wurde der DC Torpedo's von einem bekannten Phänomen unserer heutigen Zeit heimgesucht: dem Fachkräftemangel. Zu wenig Spieler und damit kein Ligabetrieb. Die Geiersthaler starteten ein Jahr später wieder ganz unten – in der Kreisliga.

Ein unglaublicher Durchmarsch

Andrea Raiths Bruder, Jörg Wittenzellner, übernahm das Team damals als Kapitän. Auch er ist schon seit den 90ern dabei, wenn auch mit zwischenzeitlicher Pause. Was dann geschah, ist ein wahrgewordener Dartstraum. Nur ein weiteres Jahr darauf wurden Wittenzellner und Co. Meister der Kreisliga.

Es folgte ein unglaublicher Durchmarsch mit sieben Aufstiegen in Folge. Im Mai gelang die beschriebene Krönung. Das eigene Vereinsheim ist daher mittlerweile zu klein. Für die Erstligaspiele geht es in die Mehrzweckhalle des Orts.

Ein Freizeitvergnügen – ohne britische Unterstützung

Bundesliga, das klingt nach Geld. Im Fußball, Handball, Basketball – klar. Nicht aber beim Dart in Geiersthal. Hier dartet jeder nur aus Spaß am Spiel. "Wir sind alle ganz normale Hobbyspieler", sagt Andrea Raith, "wir haben es ohne Star geschafft." Die Kosten würden durch Fördermitglieder getragen, die den Verein unterstützten. Eine Art Sponsoring auf niedrigem Niveau.

"Und nein, wir haben keinen Briten verpflichtet", schmunzelt Raith. Doch gerade ohne professionelle Unterstützung aus dem "Mutterland" des Sports klingt die Geschichte der Torpedo's aus Geiersthal wie ein wunderschönes Dartsmärchen. Fortsetzung folgt – zunächst mal mit dem ersten Bundesliga-Heimspieltag der Vereinsgeschichte gegen Darmstadt und den DC Wolfsölden am Samstag um 12 und um 18 Uhr. Der Eintritt ist übrigens frei.

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