Auf den Plakaten steht "Nazis wegputzen" oder "Demokratie braucht keine Alternative": In Schwaben haben am Samstag wie in vielen weiteren bayerischen Städten Tausende Menschen an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teilgenommen.
Großer Andrang in Sonthofen
So demonstrierten am Vormittag in Sonthofen (Lkr. Oberallgäu) laut Polizei in der Spitze an die 2.000 Personen. Unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt - Das Oberallgäu steht auf" hatte der Integrationsbeirat Oberallgäu als Veranstalter zur Demo für Demokratie und Vielfalt aufgerufen. "In einer Zeit, in der die Werte der Demokratie massiv auf die Probe gestellt werden, wollen wir zeigen, dass das Oberallgäu fest entschlossen ist, für Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt einzustehen“, hatte die Vorsitzende des Integrationsbeirats, Miriam Duran, bereits im Vorfeld der Demonstration angekündigt. Duran zeigt sich gegenüber dem BR überwältigt vom Zuspruch, sie sei positiv überrascht gewesen, dass so viele Menschen an der Demo teilgenommen haben. "Es ist ermutigend und ein ganz wichtiges Zeichen für die Demokratie", sagte Duran.
Demos machen "große Hoffnung und Mut"
Auch in Lindau setzten laut Polizei rund 2.000 Menschen bei einer Demonstration und abschließenden Protestkundgebung auf dem Bismarckplatz ein Zeichen "gegen rechts". Unterstützt und veranstaltet wurde die Demo unter anderem vom Bund Naturschutz Lindau, den Omas gegen Rechts Bodensee, der Bunten Liste Lindau und der Friedensregion Bodensee. Laut Polizei war alles reibungslos und friedlich abgelaufen.
In Füssen hatte das "Füssener Bündnis für Demokratie und Solidarität - Füssen ist bunt" zur Demonstration und einer Kundgebung am Stadtbrunnen aufgerufen. Laut Bündnis-Sprecherin Regina Renner waren es an die 1.000 Menschen, die Polizei spricht von 500 Demonstranten. "Die Fußgängerzone war voll. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen. So etwas habe ich in Füssen noch nie erlebt", sagte Renner dem BR. "Bei all den dramatischen Entwicklungen derzeit macht das große Hoffnung und Mut."
Dillingen: 1.300 Menschen demonstrieren für Menschlichkeit
Am Samstagnachmittag haben laut Polizei rund 1.300 Personen an einer Demonstration für mehr Menschlichkeit in Dillingen teilgenommen. Die Teilnehmenden zogen vom Schlossplatz aus zur Kundgebung am Amtsgericht. Demonstration und Kundgebung dauerten etwa 90 Minuten und verliefen friedlich.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Dillinger Asylhelferkreis und den Grünen. So begrüßte der Leiter des Dillinger Asylkreises, Georg Schrenk, die Teilnehmer. Er betonte: egal ob Geflüchtete, Arme, Obdachlose oder wir alle – alle seien Menschen.
Auch der Geistliche Direktor der Regens-Wagner-Stiftungen, Pfarrer Rainer Remmele, betonte in seiner Ansprache: "Wir sind eine große Familie. Alle Menschen sind unsere Geschwister. Wer das so sieht, bringt Licht in unsere Welt." Nie wieder dürfe das Dunkel in die Welt, dafür müssten wir einstehen, dafür müssten wir aufstehen, sagte der Geistliche.
Demokratie steht vor einer "Zerreißprobe"
Auch Gedanken wie "Remigration" dürften nie wieder in politischen Konzepten auftauchen und salonfähig werden. Dafür erhielt er viel Beifall. Der Dillinger Oberbürgermeister Frank Kunz (CSU) betonte in seiner Rede, die Demokratie stehe vor einer Zerreißprobe. Es walteten Kräfte, die die Demokratie bekämpfen wollten. Deshalb sei es so wichtig, die Worte "nie wieder" mit Inhalt und Leben zu füllen und sich klar gegen Extremismus abzugrenzen.
Dillingens Landrat Markus Müller (FW) betonte, das Grundgesetz biete einen Katalog an Grundrechten. Dieser Rahmen biete Schutz, er er sei für alle – egal ob Deutscher oder Mitbürger mit ausländischen Wurzeln – auch eine Verpflichtung.
Demonstrationen in Memmingen und Aichach
Am Samstagnachmittag wurde auch in Memmingen demonstriert, laut Polizei waren es mehr als 3.000 Menschen. In Aichach riefen verschiedene Parteien, Vereine und Verbände zu einer Demo unter dem Motto "Aichach bleibt bunt" auf. Hier haben laut Polizeiangaben rund 2.200 Teilnehmer auf dem Stadtplatz gemeinsam für Demokratie und Vielfalt sowie gegen rechte Hetze und Gewalt demonstriert.
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