Mit 689 Metern ist der Hesselberg der höchste Berg Mittelfrankens. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten ihn als "Heiligen Berg der Franken" für ihre Ideologie. Von 1933 bis 1939 fanden auf der Osterwiese jedes Jahr die sogenannten "Frankentage" des Gau Franken der NSDAP statt. An diese Vergangenheit soll zukünftig mit Stelen erinnert werden.
Landschaften des Nationalsozialismus
Der Nürnberger Historiker Thomas Greif brachte die dunkle Geschichte ans Licht. Bei der Fachtagung "Landschaften des Nationalsozialismus" im Evangelischen Bildungszentrum auf dem Hesselberg wurde dieser Ort jetzt mit Orten wie dem Obersalzberg in Berchtesgaden, dem Bückeberg bei Hameln ("Reichserntedankfeste") oder dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg verglichen. Für ihn sei die wichtigste Lehre, so Greif, dass man so einen historischen Ort wahrnehme und nicht "wegschweigt", wie es jahrzehntelang am Hesselberg geschehen sei.
Er sei sehr froh, dass eine Arbeitsgruppe ein Konzept für die "Denkmallandschaft Hesselberg" auf den Weg gebracht habe, so Greif. Kulturwissenschaftler Jochen Ramming von "frankonzept" in Würzburg hat das konkrete Konzept entwickelt: "Auf der Osterwiese, wo Julius Streicher seine Rede gehalten hat oder wo die Adolf-Hitler-Schule entstehen sollte, oder an der damals noch Hermann-Göring-Straße genannten Hesselbergstraße: An solchen prägnanten Punkten wollen wir dreidimensionale Stelen mit Texten und Fotos aufstellen", sagt Ramming. Tatsächlich planten die Nationalsozialisten auf dem Hesselberg eine von zehn in Deutschland vorgesehenen Adolf-Hitler-Schulen. Hitler selbst war 1930 bei einer Vorgängerveranstaltung auf dem Hesselberg.
Staatsregierung verspricht finanzielle Unterstützung
Ministerpräsident Markus Söder hatte beim Bayerischen Kirchentag, der jedes Jahr an Pfingsten auf dem Hesselberg stattfindet, die Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung zugesagt. Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Fachtagung unterstrich Ludwig Spaenle, Beauftragter der Staatsregierung für die Erinnerungsarbeit, die Zusage. "Der Hesselberg ist für die nationalsozialistische Herrschaftsgeschichte und Unkultur ein Hotspot. Insofern ist es aus meiner Sicht zwingend, dass hier ein Erinnerungsort geschaffen wird, der an dieses negative Event erinnert", sagte Spaenle dem BR. Wichtig sei ihm und den politisch Verantwortlichen vor Ort, dass die Bevölkerung mitgenommen werde.
Rund um den Hesselberg konnten sich Bürgerinnen und Bürger bei Veranstaltungen informieren und sich in das Erinnerungsprojekt einbringen. Historiker Thomas Greif betont den demokratischen Charakter der Wissenschaft und dieses Projekts. Mehrere Bürger aus der Region nahmen an der Fachtagung teil.
Evangelisches Bildungszentrum beleuchtet Gefahren
Nach dem Krieg setzte die Evangelische Landeskirche auf dem Hesselberg mit der Evangelischen Landvolkshochschule und Bildungsarbeit einen bewussten Kontrapunkt zur Nazi-Propaganda. Das Konzept für die "Denkmallandschaft Hesselberg" sieht vor, dass dort im Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) eine dauerhafte Ausstellung eingerichtet wird. Der Leiter des EBZ, Christoph Seyler, will gesellschaftspolitische Bildung anbieten und aktuelle Gefahren beleuchten, zum Beispiel die Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen oder den Hass. Denn, so Seyler, mit "Hatespeech" und "Fakenews" könne man Parallelen zur damaligen Zeit ziehen.
Das Konzept steht. Die Evangelische Landeskirche hat ihre Unterstützung zugesagt. Jetzt warten die Initiatoren auf die finanzielle Zusage der Staatsregierung, um die "Denkmallandschaft Hesselberg" zu realisieren.
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