Auf dem Hesselberg sind Tausende Gläubige für zwei Tage zum Bayerischen Kirchentag zusammengekommen. Heute Vormittag hat einer der Höhepunkte auf Mittelfrankens höchstem Berg, rund 60 Kilometer südwestlich von Nürnberg, stattgefunden: der traditionelle Pfingstgottesdienst. Der Kirchentag der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, der seit 1951 stattfindet, steht heuer unter dem Motto "Ich habe Frieden für euch". Die Kernbotschaft: Frieden sei immer möglich, selbst wenn alles dagegen spreche – mit Hilfe des Heiligen Geistes, teilte der Geschäftsführer des Kirchentags, Diakon Matthias Hellmuth, vorab mit.
Neuer Landesbischof Kopp: Glaube bringt "Zuversicht, Lebensmut und Heiterkeit"
Zum ersten Mal am Pfingstmontag besuchte der neue Landesbischof Christian Kopp den Hesselberg, um dort zu predigen. Er lobte die "einmalige Stimmung hier" und verwies auf das Geheimnis des Pfingstfestes. Auf dem Hesselberg finde man Gemeinschaft, gute Stimmung und "unseren Gott, der für immer an unserer Seite ist".
In seiner Predigt machte Kopp den Gläubigen Mut: "Der christliche Glaube ist eine richtige Power-Packung für Zuversicht, Lebensmut und Heiterkeit. Tag für Tag. Darum passt der christliche Glaube auch in diese Zeit, in der so viele mit so vielen Sorgen durchs Leben gehen. (…) Es ist eine sehr empfindliche Gesellschaft, in der wir leben".
Mahnende Worte in der Predigt
Dabei fand der Landesbischof auch mahnende Worte: "Erstaunlich viele Menschen in diesem so reichen Land sind unzufrieden mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage. Sie haben Angst vor dem Abstieg. Und sie haben eine erstaunliche Sehnsucht nach Anerkennung. Nach Gesehen werden. Nach Wichtig sein. Aber vor wem eigentlich? Der Individualismus kennt ja schier keine Grenzen mehr. Jeder will König sein, Königin. Durchschnitt ist gestern. Heute sind alle überdurchschnittlich."
Es sei ein uraltes menschliches Thema – die Angst, nicht mitzukommen mit der Entwicklung der Welt. In der Gegenwart verstärke sich diese Angst, weil die Entwicklungen so unglaublich schnell seien, so komplex und unvorhersehbar. In diesen Zeiten sei die Religion wichtig. Sie erfülle zwei Grundbedürfnisse des Menschen: Verbundenheit und Gestaltungsfreiheit. Dafür brauche es Zeit und Geistesgegenwart.
Plädoyer für den Frieden
"Damit es friedlich in der Welt zugeht, braucht es immer jemanden, der den ersten Schritt macht." Gerade hier am Hesselberg sei das wichtig. Denn dieser wurde zwischen den Jahren 1933 und 1939 vom NS-Regime zu Hetze und Hass bei den sogenannten Frankentagen genutzt. Jetzt wird an der Erinnerungskultur intensiv gearbeitet. "Eine Denkmallandschaft soll hier entstehen", so Kopp. "Um daran zu erinnern, wie so ein Berg hier in Franken in der Nazizeit missbraucht wurde. Heute ist der Hesselberg ein Zeichen für die Verständigung. Das ist unser Auftrag als Christinnen und Christen."
Der Bayerische Kirchentag auf dem Hesselberg hat eine lange Tradition: Am Pfingstmontag 1951 hatten sich bayerische Christen dort erstmals getroffen, um die Landvolkshochschule (heute: Evangelisches Bildungszentrum) zusammen mit dem damaligen bayerischen Landesbischof Hans Meiser zu eröffnen. Daraus entwickelte sich der Kirchentag.
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