Das Allgäu hat die bisher kälteste Nacht hinter sich: Minus 19 Grad wurden in Oberstdorf gemessen, in Kempten waren es minus 15 Grad. Doch für Hendrik Agthe kein Grund, nicht wie jeden Tag 14 Kilometer auf dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Der 40-Jährige arbeitet als Kinderpfleger im Hildegardis Kindergarten in Sulzberg. Bei Wind und Wetter, sommers wie winters, schwingt er sich kurz nach 6 Uhr aufs Rad.
Bekleidet nach dem "Zwiebel-Prinzip"
Agthe trägt mehrere Schichten. Auf der Haut ein atmungsaktives Fahrradtrikot, das den Schweiß weiterleitet in den Fleece-Pulli, dann folgt eine Windstopperjacke und als vierte Schicht schließlich der regenfeste Anorak. Für die Hände nimmt er Ski-Handschuhe und den Kopf schützt und wärmt ein Integralhelm. Auf sein Mountainbike hat Hendrik Agthe Spike-Reifen aufgezogen. Im Gegensatz zum Auto sind die Stahlstifte, die sich ins Eis beißen, bei Fahrrädern erlaubt.
Morgendlicher Start in der Dunkelheit
Der erste Streckenabschnitt führt durch die Stadt. Hier ist es durch die Straßenbeleuchtung zwar hell und bei Schnee auch meist geräumt, aber die Wartezeiten an den Ampeln lassen Finger und Körper auskühlen. Als Agthe Kempten dann Richtung Sulzberg verlässt, dämmert es bereits. Mit dem Aufklaren und auf freiem Feld sinken die Temperaturen auf minus 18 Grad!
Hendrik Agthe ist schnell unterwegs, die Räder mit den Spikes machen auf dem geteerten, schneefreien Radweg ein lautes Abrollgeräusch. An solchen Tagen brauche er keine Klingel, schmunzelt Agthe, da hörten ihn die Fußgänger schon von weitem.
Erfrischt am Ziel
Nach gut 45 Minuten biegt Agthe dann zum Kindergarten ein - Wimpern und Wangen sind vereist. Erkältet ist der 40-Jährige übrigens nie und führt das natürlich auf seine Tour bei Wind und Wetter zurück.