"Wir sind gerade kurz vor der tschechischen Grenze", sagt Maren Riekmann. Es rauscht im Hintergrund. Sie ist am Handy und gerade mit Aurel Sommerlad in einem Rettungswagen unterwegs auf dem Weg in Richtung Polen. Nach einer Übernachtung dort in der Nähe der Grenze zur Ukraine wollen die beiden den Rettungswagen in Kiew an ein Team Freiwilliger übergeben. Sie werden den Rettungswagen aus Lindau an der Front einsetzen und dort verwundete Soldatinnen und Soldaten versorgen. Doch zuerst bekommt der Rettungswagen aus Deutschland in Kiew noch grün-braune Tarnfarbe, zur Sicherheit. Auch die Notrufnummer "112" verschwindet dann unter militärfarbenem Lack.
Rettungswagen sind Angriffsziel
"Es ist schon immer so gewesen, dass Krankenwagen, Krankenfahrzeuge, Rettungsfahrzeuge ein beliebtes Ziel der Russen sind", sagt Aurel Sommerlad, Vorsitzender des Vereins "Hilfswerk Bodensee". Das sei der Grund, weshalb ein solches Fahrzeug umlackiert werden müsse. Innen sei der Rettungswagen voll ausgestattet, ergänzt seine Kollegin und Schriftführerin des Vereins, Maren Riekmann. Sie zählt auf: "Da ist ein Defibrillator drin, ein Beatmungsgerät, ein Absauggerät, dann die Fahrtrage, noch ein Krankentransportstuhl, eine Vakuummatratze und eine Schaufeltrage – das ist eigentlich so die Grundausstattung."
Soldaten bekommen Erstversorgung
All das diene der ersten Stabilisierung und Versorgung von Patienten, sagt Riekmann. Eine Schaufeltrage kann beispielsweise seitlich unter einen Verwundeten am Boden geschoben werden, um ihn möglichst sanft anzuheben. Mit der Vakuummatratze werden Verletzte stabil gehalten, damit sie während der Fahrt "möglichst wenig herumgerüttelt" werden, erklärt Riekmann. Denn die Straßenverhältnisse seien teilweise schlecht. Von der Front kommen verletzte Soldatinnen und Soldaten in sogenannte Stabilisierungspunkte in Frontnähe zur Erstversorgung oder sie werden in Krankenhäusern zum Beispiel in Kiew weiterbehandelt.
An Bord sind weitere Spenden
Riekmann und Sommerlad fahren voll beladen nach Kiew: Hinten im Rettungswagen ist nicht nur ein kompletter Satz Reifen für Pannen, Motoröl und Frostschutzmittel. Geladen sind auch zahlreiche Kartons. Darin etwa Knochenzement für ein Krankenhaus in Kiew, Flüssignahrung, medizinisches Gerät, Medikamente und spezialisiertes Verbandsmaterial. Alles Spenden, etwa von einer Apotheke in Nonnenhorn. Gesamtwert inklusive Rettungswagen: rund 50.000 Euro.
Es ist inzwischen der zehnte Rettungswagen, den der Verein "Hilfswerk Bodensee" in die Ukraine bringt. Insgesamt haben die Mitglieder aus Lindau, Wasserburg und Nonnenhorn fast 20 Hilfskonvois organisiert. Sie engagieren sich wie viele andere seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 für die Menschen dort.
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