Thomas arbeitet als Manager. Er will nicht erkannt werden. Der 57-Jährige leidet an Burnout. Irgendwann war alles zu viel, erinnert er sich. Sein Job wurde zur Belastung. Thomas beschreibt es als kompletten Zusammenbruch. Er habe gezittert, geweint und sei nicht mehr fähig gewesen, irgendetwas zu tun. "Mir ging es wirklich furchtbar schlecht, ich war bewegungsunfähig, handlungsunfähig." Die Arbeit hat den Manager ausgebrannt. Dann kam auch noch eine Corona-Infektion hinzu, die ihn körperlich und psychisch schwächte.
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Burnout-Betroffener: Arbeitgeber machte Druck
Thomas fühlte sich allein gelassen. Und sein Arbeitgeber? Der verursachte nur noch mehr Druck. Thomas möchte nicht sagen, wo er arbeitet. Er kann sich aber noch gut an die Zeit erinnern, als es ihm immer schlechter ging. "Wir hatten einen Zusammenschluss von zwei Abteilungen. Es gab unklare organisatorische Verhältnisse, unklare Aufgaben, ständig wechselten die Aufgaben, und das fast täglich." Auf Dauer war das einfach zu viel für ihn.
Immer mehr Burnout-Erkrankte in Deutschland
Mit diesem Problem ist der Manager nicht allein: Im Jahr 2019 zählte die Krankenkasse AOK durchschnittlich 5,9 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder aufgrund einer Burnout-Diagnose. Die Zahl der Fehltage wegen Burnout nahm demnach innerhalb von zehn Jahren rapide zu, von 13,9 im Jahr 2005 auf 129,8 Krankheitstage 2019. Hochgerechnet auf alle Krankenversicherten hatten laut AOK 185.000 Menschen in Deutschland einen Burnout.
Nur wenige Menschen holen sich bei Burnout Hilfe
Thomas ging schließlich in eine psychiatrische Klinik. Dort erfuhr er von der Beratungsstelle Blaufeuer in Nürnberg, einem Anlaufpunkt für Menschen mit Burnout. Nach seinem Klinikaufenthalt suchte er hier Hilfe. Nur wenige wagen diesen Schritt. Seit fast einem Jahr kommt Thomas hierher. Das Angebot ist kostenlos und kann bis zu einem Jahr in Anspruch genommen werden. Die Psychologinnen bieten keine Therapie, sie wollen Menschen mit Burnout vielmehr begleiten, sie analysieren ihre Probleme und zeigen individuelle Lösungen auf.
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Beratungsstelle in Nürnberg bietet Betroffenen Hilfe
Caroline Schöner-Sommer ist eine der Psychologinnen in der Beratungsstelle Blaufeuer in Nürnberg. Sie möchte Menschen dazu bringen, sich hier zu melden, wenn sie merken, dass es ihnen nicht gut geht. "Es ist unser Ziel, die Betroffenen so früh wie möglich zu erreichen. Wir ermuntern diejenigen zu kommen, die merken, dass sie schlecht schlafen, dass sie gereizter sind als sonst oder sich zurückziehen." Bei diesen Anzeichen sei schon der Moment erreicht, an dem man aktiv werden müsse.
Gespräche über Probleme helfen bei Burnout
Die Beratung richtet sich an Menschen aus Mittelfranken. Alles wird vertraulich behandelt, wenn gewünscht, kann auch ein Gespräch mit dem Arbeitgeber stattfinden. Thomas hat festgestellt, dass es ihm hilft, über seine psychischen Probleme zu sprechen. Die ganz düsteren Zeiten liegen hinter ihm, es geht ihm besser. Die regelmäßigen Treffen bei der Beratungsstelle haben dem 57-Jährigen geholfen. Seinen Job übt er weiterhin aus – auch dank der Unterstützung von Blaufeuer.
💡 Beratungsstelle Blaufeuer bei Burnout:
Die Beratungsstelle Blaufeuer hilft Menschen, wenn sie durch Stress im Beruf und persönliche Probleme stark belastet sind. Erreichbar sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Montag bis Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr.
Tel. 0911 – 938 71 02, nuernberg@blaufeuer.info, Schleswiger Str. 101b, 90427 Nürnberg
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