Renate Werner fliegt zum ersten Mal seit Monaten von München zu Freunden nach Hamburg. Sie ist an diesem Donnerstagmorgen extra früher zum Flughafen München gekommen – für den Corona-Schnelltest. Im Terminal 2 geht sie in die Teststation.
Ein Mitarbeiter nimmt mit einem Stäbchen einen Abstrich in der Nase – jetzt kann Renate Werner nur noch warten. Ungefähr eine halbe Stunde wird es dauern, bis sie das Ergebnis des Schnelltests bekommt. Erst wenn sie ein negatives Ergebnis hat, darf sie an Bord.
Lufthansa hat 250.000 Schnelltests gekauft
In den nächsten Wochen soll es zweimal täglich solche Flüge zwischen München und Hamburg geben, vor denen wirklich alle getestet werden – auf Kosten der Lufthansa, die dafür 250.000 Schnelltests gekauft hat. Gut zehn Euro kostet ein Set, dazu kommen die Ausgaben für die Durchführung.
Von Lehrgeld spricht Christoph Leffers, der bei der Airline die Task Force "Corona Testing" leitet. "Wir glauben daran, dass Testen zukünftig in irgendeiner Form Teil der Reisekette sein wird. Ob nur auf Interkontinental-Strecken oder auf allen Strecken, das wissen wir heute noch nicht. Da sammeln wir gerade Erfahrungen."
Negativer Schnelltest soll Quarantäne überflüssig machen
Ein großes Hemmnis für die Wiederbelebung des Luftverkehrs sind bisher die Quarantäneregeln, die in den meisten Ländern für internationale Fluggäste gelten. Sofern nur negativ getestete Passagiere befördert werden, könnte das die Quarantäne überflüssig machen, so jedenfalls die Hoffnung in der Luftfahrtbranche.In jedem Fall müsste man die Test-Kapazitäten deutlich ausweiten. 31 Passagiere hatten den Flug LH 2059 nach Hamburg – und damit den kostenlosen Schnelltest – gebucht, dazu kamen acht Crew-Mitglieder. Niemand hatte selbst ein Testergebnis mitgebracht, was auch möglich gewesen wäre; allerdings darf der negative PCR-Test höchstens 48 Stunden alt sein.
Also wurden 39 Abstriche in der Teststation genommen. Etwas mehr würde schon noch gehen, sagt Dr. Hanns-Georg Klein. Aber es gibt Grenzen. "Ich würde mal sagen, einige hundert könnte man schon machen, aber nicht einige tausend. Da müsste man andere Verfahren einsetzen, also vollautomatisierte."
Antigen-Schnelltest nicht ganz so sicher wie üblicher PCR-Test
Die jetzigen Antigen-Schnelltests sind nach Erfahrung des Arztes auch nicht ganz so sicher wie die sonst üblichen PCR-Tests. "Wir gehen davon aus, dass wir mit diesem Test 90 bis 95 Prozent der Infizierten erfassen. Mit einem PCR-Test würde man sagen 99 Prozent." In der Lufthansa-Gruppe wurden die Schnelltests bereits bei Flügen der Tochter Austrian zwischen Berlin und Wien erprobt.
Die von der Lufthansa verwendeten Antigen-Schnelltests weisen nicht den Covid-19-Erreger als solchen nach, sondern mit diesem verbundene Proteine. Die Funktionsweise ähnelt einem Schwangerschaftstest. Die Ergebnisse sollen nach 30 bis 60 Minuten vorliegen.
Schnelltest negativ?! Bordkarte wird freigeschaltet
Den Passagieren des Hamburg-Flugs hat der Schnelltest aber ganz offensichtlich ein gutes Gefühl gegeben. Niemand wollte darauf verzichten und lieber kostenfrei auf einen anderen Flug umbuchen. Alle sind ins Testzentrum gegangen. Alle Tests waren negativ, alle Passagiere konnten mitfliegen – auch die Bordkarte von Renate Werner wurde freigeschaltet. "Ich kann aufatmen und ganz entspannt fliegen."
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