Die Sternsinger bringen auch in der Corona-Pandemie ihren traditionellen Segen zu den Menschen in Bayern. In welcher Form das umgesetzt wird, haben die katholische Kirche und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" den sieben bayerischen Bistümern freigestellt. Für die klassische Sternsingen-Form "Haus zu Haus" wurde ihnen allerdings ein Hygienekonzept an die Hand gegeben, an dem sich nun alle orientieren.
Es besagt im Kern: Für alle Mitwirkenden gilt die 3G-Regel, die Sternsinger bleiben immer draußen und die Übergabe von Spenden und Segensaufklebern oder Kreide soll möglichst kontaktlos geschehen. Ob die einzelnen Pfarreien auf dieser Grundlage am Dreikönigstag tatsächlich Sternsingeraktionen von Haus zu Haus durchführen, haben ihnen wiederum die Bistümer freigestellt. Eine Ausnahme bildet dabei das Bistum Passau: In den dortigen Pfarreien wird es generell keine umherziehenden Sternsinger geben.
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Segenspakete zum Mitnehmen im Bistum Passau
Stattdessen gibt es zum Beispiel in Simbach am Inn Segenspakete, die im Vorfeld zusammengestellt worden sind und entweder in den Briefkasten geworfen werden oder in den Kirchen abgeholt werden können. Darin enthalten sind neben dem Segensaufkleber für den Türstock Informationen zur Aktion und zu den Möglichkeiten einer Spende, außerdem ein persönlicher Gruß der jeweiligen Pfarreigruppe. Wer den Sternsingern gerne persönlich begegnen möchte, hat zum Beispiel in Burghausen oder Raitenhaslach die Möglichkeit dazu: Dort werden die Sternsinger Teil der Gottesdienste sein und an ausgewählten öffentlichen Plätzen singen.
Erzbistum München-Freising: Haus zu Haus, aber mit Hygienekonzept
Im Erzbistum München-Freising haben sich dagegen einige Pfarreien für das "Haus zu Haus"-Konzept entscheiden: Die Pfarrgemeinschaft St. Vinzenz und St. Clemens im Münchner Stadtteil Nymphenburg schickt ihre Gruppen zum Beispiel aus, Segenswillige mussten sich dafür allerdings vorher anmelden. Fünf Minuten bevor die Kinder ankommen, werden sie dann telefonisch informiert: Die Sternsinger betreten keine Gebäude und bringen auch den Segen nicht selbst an, Singen und Übergabe der Segenspakete finden wie üblich an der Haustür statt.
In eher von Einfamilienhäusern geprägten, ländlicheren Gemeinden wie Bad Kohlgrub wirken stattdessen viele Familien und Geschwisterpaare bei der Aktion mit. Dadurch bestehen die Sternsingergruppen inklusive Begleiter aus jeweils maximal drei Haushalten. Sie ziehen klassisch von Haus zu Haus und singen an den Türen. Für das Anbringen des Segens muss die Tür dann geschlossen werden, der Spendenbeutel wird auf dem Türstock abgelegt.
Gebackene Sterne im Bistum Augsburg
Im Bereich des Bistums Augsburg haben sich einige Bäckereien etwas Besonderes einfallen lassen: In Memmingen oder auch in Buchloe gibt es tellergroße gebackene Sterne zu kaufen, die Erlöse werden dann für die Sternsingeraktion gespendet. Viele Gemeinden greifen dort auch auf die Möglichkeit einer Briefsendung zurück: In Schwabmünchen zum Beispiel haben ehrenamtliche Helfer in wochenlanger Arbeit über 6.000 Briefe individuell gestaltet, bemalt und zusammengestellt.
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Videobotschaften aus dem Bistum Regensburg
Wo sich die Pfarreien zu einem Einwurf von Segenspaketen in die Briefkästen entschlossen haben, wird das häufig von einer Video-Grußbotschaft begleitet. Zum Beispiel sind in der Pfarreiengemeinschaft Mamming-Niederhöcking die jungen Sternsinger dabei kreativ geworden: Auf feierliche, aber auch bayerisch-launige Weise erklären sie ihren Mitbürgern per YouTube-Video, wie genau mit dem Inhalt der Briefkastenwürfe weiter zu verfahren ist.
Etwas Besonderes hat man sich im Bereich des Bistums Regensburg auch in Neutraubling einfallen lassen: Dort stehen die Sternsinger an bestimmten Tagen vor Supermärkten, um dort zu singen und Segenspakete zu verteilen.
Segen auf dem Supermarktparkplatz im Erzbistum Bamberg
Supermarktparkplätze dienen auch in Teilen des Erzbistums Bamberg als Sternsinger-Station, zum Beispiel im mittelfränkischen Heroldsberg. Klassisches Sternsingen von Haus zu Haus gibt es im Erzbistum nur vereinzelt in ländlicheren Gemeinden. Die Pfarreien in Bamberg-Stadt verzichten dagegen vollständig darauf: Dort werden die Sternsingergruppen Segenspakete in die Briefkästen der Menschen werfen, die sich im Vorfeld dafür angemeldet hatten. Zusätzlich werden in vielen Kirchen am Dreikönigstag spezielle Sternsingerandachten abgehalten.
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Sternsinger ohne Singen im Bistum Eichstätt
Von Haus zu Haus ziehende Kinder werden auch im Bistum Eichstätt eher die Ausnahme sein. Klassische Sternsinger gibt es zum Beispiel im Treuchtlinger Ortsteil Wettelsheim, im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Allerdings nur dem Namen nach: Die Pfarrei hat sich entschlossen, die Kinder und Jugendlichen zwar von Haus zu Haus ziehen zu lassen, auf das Singen aber vollständig zu verzichten.
Die anderen Ortsteile der Stadt konnten allerdings wie viele umliegende Städte und Gemeinden auch, keine Corona-konforme Version des Sternsingens organisieren. Daher wird oft symbolisch die ganze Stadt gesegnet sowie Weihrauchpäckchen und Kreide verteilt. Ähnlich verfährt auch Denkendorf im Landkreis Eichstätt und verzichtet vollständig auf umherziehende Sternsinger.
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Sternsingen in Gottesdiensten im Bistum Würzburg
Im Bistum Würzburg haben viele Pfarreien ihre Sternsingeraktionen angesichts der angespannten Lage durch die Omikron-Variante kurzfristig umgeplant: Nur wenige Pfarreien fanden Corona-konforme Möglichkeiten bei der die Kinder von Haus zu Haus ziehen können.
In der Pfarreiengemeinschaft der Frankenapostel im Landkreis Main-Spessart haben die Firmlinge kurzfristig über 800 Briefe gestaltet, einkuvertiert und an die Haushalte verteilt. In größeren Orten wie Schweinfurt setzen die Verantwortlichen dagegen auf Sternsingerlieder und –segnungen als Teil mehrerer Gottesdienste. Vor den Kirchen gibt es dort außerdem Stationen, an denen gesungen wird und Interessierte sich Segenspakete abholen können.
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Sternsingen-Motto 2022: "Gesund werden – gesund bleiben"
Passend zur aktuellen Situation lautet das Motto 2022 "Gesund werden – gesund bleiben. Ein Kinderrecht weltweit". Die Sternsinger wollen dabei auf die teils katastrophale Gesundheitsversorgung von Kindern in Afrika aufmerksam machen. Das Sternsingen gilt als die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder.
Seit ihrem Start 1959 sind laut Angaben des Kindermissionswerkes 1,23 Milliarden Euro Spendengelder gesammelt worden, mit denen über 76.500 Hilfsprojekte für Kinder auf der ganzen Welt unterstützt wurden. Im vergangenen Jahr 2021 kamen trotz erschwerter Bedingungen durch die Corona-Pandemie 38,2 Millionen Euro zusammen, 2020 waren es 49,3 Millionen Euro.
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