Ein 25 Millimeter schmales Seil trennt die beiden Freunde Friedi Kühne und Lukas Irmler von einem 2.500 Meter tiefen Abgrund. Noch einmal tief durchatmen. Dann setzt Friedi Kühne den ersten Fuß auf die Slackline. Ohne Sicherungsseil. Nur mit einem Fallschirm auf dem Rücken. Wenn jemand weiß, wie sich Nervenkitzel anfühlt, dann sie: Friedi Kühne und Lukas Irmler stehen schon ihr halbes Leben lang auf Slacklines in schwindelerregender Höhe.
Jetzt haben sich die beiden einen ihrer größten Träume in Erfüllung gehen lassen: zwischen zwei Heißluftballons den Slackline-Höhenweltrekord in 2.500 Metern Höhe zu knacken.
- Die beiden Extremsportler vor ihrem Weltrekord im BR-Interview: Friedi Kühne bei Bezzel und Schwarz - Die Grenzgänger und Lukas Irmler bei "Die Blaue Couch"
Hohe Messlatte: 1.900-Meter-Weltrekord aus Brasilien
Die beiden Extremsportler wussten von Anfang an, dass es nicht leicht werden würde, den Rekord zu brechen. Denn im brasilianischen Praia Grande hatte der Akrobat Rafael Bridi bereits Beeindruckendes geleistet: Er balancierte in 1.900 Metern Höhe über den Krater eines aktiven Vulkans.
Aktive Vulkane kann Bayern nicht bieten – dafür die idyllische Hügellandschaft im Chiemgau vor Alpenkulisse.
Der Druck im Sport steigt: Immer höher, immer weiter
Der gebürtige Erlanger Friedi Kühne, aufgewachsen in Rosenheim, und der gebürtige Dachauer Lukas Irlmer sind bekannt für verrückte Slackline-Stunts und haben schon mehrfach Weltrekorde gebrochen. Im Juli 2021 überquerten sie zum Beispiel die längste je gespannte Highline: 2.130 Meter – und das auf einer Höhe von mehr als 600 Metern zwischen den Lapporten-Bergen nahe Abisko in Schweden.
Das ständige Streben nach Rekorden im Slacklinesport fordert Athletinnen und Athleten körperlich und psychisch immer mehr heraus und birgt Risiken. Lukas Irmler und Friedi Kühne sind sich dessen bewusst. Sie wollen Menschen inspirieren und ermutigen, ihre Grenzen zu testen.
Training extrem: Wie simuliert man zwei Heißluftballons?
Ihr Ziel: Über dem bisherigen Weltrekord über eine 25 Meter lange Highline von einem Heißluftballon zum anderen balancieren. Dafür haben sie sich ein besonderes Training einfallen lassen: Wie simuliert man zwei Heißluftballons, die sich während des Stunts ständig in alle Richtungen bewegen?
Während einer der beiden auf der stark durchhängenden Slackline balancierte, hat der andere das Spannseil hinter dessen Rücken immer wieder nach oben und nach unten bewegt, mit dem eigenen Körpergewicht nach links und rechts gedrückt. So schraubten sie langsam den Schwierigkeitsgrad immer höher.
Zulassung der Heißluftballons wird zum Drahtseilakt
Der Weltrekordversuch hätte schon früher stattfinden sollen, doch nicht nur das Wetter machte Probleme. Für den Stunt hatte Jochen Schweizer extra eine Ballonhülle anfertigen lassen, auf der das Logo der Firma prangt. Doch die TÜV-Papiere ließen auf sich warten.
Das ständige Hoffen auf die Post: für die beiden Athleten nur schwer zu ertragen. Ständig verschob sich der Stunt. Doch dann war es so weit.
Spektakulärer Seiltanz am Himmel
Die beiden Slackliner und ihr Team verbanden die Heißluftballons vor dem Start mit der Slackline. Nach einem Aufstieg auf über 2.500 Meter Höhe berührten sich die Ballons in der Luft. Dort entschieden sie sich zu balancieren, weil die Luftströmung günstig erschien für den Stunt. Der Weltrekord zwischen den Heißluftballons gilt auch deshalb als besonders schwierig, weil sich die Enden der Slackline ständig in alle Richtungen bewegen können.
Aneinandergebunden zu fliegen war auch für die Piloten eine große Herausforderung. Nach nur wenigen Anläufen erfüllten sich die beiden Freunde ihren großen Traum: den von der International Slackline Association (ISA) anerkannten Highline-Weltrekord.
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