Moderne Technik soll im Ernstfall für schnellere Hilfe sorgen. Werden zum Beispiel bei einem schweren Verkehrsunfall Schutzvorrichtungen wie Airbags ausgelöst, können Autos automatisch einen Notruf absetzen – einen sogenannten eCall. Smartwatches haben eine ähnliche Funktion. Doch häufig laufen bei den Integrierten Leitstellen Fehlalarme auf.
Leiter der Integrierten Leitstelle: 80 Prozent Fehlmeldungen
Sebastian Fehrenbach, der Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) in Passau, schätzt, dass 80 Prozent Fehlmeldungen in der Zentrale ankommen. Unter anderem wegen technischen Notrufsystemen - wie Autos mit Unfallerkennung oder Smartwatches mit Sturzsensoren - hat die Zahl der Notrufmeldungen zugenommen. 2012 waren es in der ILS Passau noch 160.000 pro Jahr, inzwischen sind es rund doppelt so viele.
Das stresse die Mitarbeiter zusätzlich. Thomas Rodler ist seit 25 Jahren Notruf-Disponent bei der 112. Aber in den vergangenen Jahren sei die Arbeit deutlich stressiger geworden, sagt er. "Die drei oder vier freien Tage sind etwas gering, damit man den Akku wieder auf 100 Prozent hochladen kann."
Auch moderne Technik hat Grenzen
Sebastian Fehrenbach hat mit automatischen Fehlalarmen schon viele Erfahrungen gemacht. In Passau wurde zum Beispiel ein Einkaufswagen genau auf die Stoßstange eines Autos geschoben, hinter der ein entsprechender Sensor sitzt – es wurde Alarm ausgelöst. Am Schluss müsse der Mensch entscheiden, ob tatsächlich etwas Ernstes passiert ist, so Fehrenbach. Dazu gehört zum Beispiel eine aufwendige GPS-Ortung.
In Passau wird ausgebaut
Jede solcher Meldungen könnte Leben retten. An sich sind technische Calls also nichts Schlechtes. Die Systeme müssten sich aber noch weiter verbessern. In Passau wird die Leitstelle bis spätestens 2030 ausgebaut. Bis es so weit ist, werden noch ein paar Hunderttausend Meldungen eingehen.
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