Rein optisch mutet die Einsatzzentrale der neuen Rettungsleitstelle in Essenbach bei Landshut an wie die Kommandozentrale eines Raumschiffs. Bildschirme mit Karten und Aufträgen flackern, Telefone klingeln und leuchten zeitgleich an den Bildschirmen auf. Axel Fleming ist einer der Disponenten, der den Notruf mit der Nummer 112 in der neuen Integrierten Leitstelle in Essenbach entgegennimmt.
Modernste Kommunikation in der neuen ILS
Ein Anrufer meldet, dass sein Nachbar kollabiert und nicht mehr ansprechbar ist. Axel Fleming meldet sich mit ruhiger Stimme und hört konzentriert zu. Er ist beeindruckt von der neuen Technik: "Die Arbeitsweise ist unheimlich schnell und wir werden nicht durch irgendwelche Verzögerungen, die das Computersystem mit sich bringt, aufgehalten. Wir haben viel Platz und genug Möglichkeiten, um uns bei größeren Schadenslagen zu erweitern. Alles ist eben mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet. Es ist auch ein ruhiges Arbeiten", so Fleming.
Zahl der Notrufe steigt an
Die neue ILS in Essenbach gilt als eine der modernsten in ganz Bayern. Hier gehen die Notrufe der Nummer 112 aus den Landkreisen Dingolfing-Landau, Landshut und Kelheim sowie aus der Stadt Landshut ein. Das ist ein Gebiet mit rund 500.000 Einwohnern. Jährlich landen hier rund 100.000 Notrufe - Tendenz steigend. Weil die Menschen im Durchschnitt älter werden, steigt auch die Zahl der Anrufe. Ein weiterer Grund sei, dass sich Naturkatastrophen häufen, sagt Landshuts Landrat Peter Dreier, zugleich Vorsitzender des Zweckverbandes Rettungsdienst Landshut: "Wir haben ja die Erfahrungen aus 2013 und 2016, wo diese großen Naturereignisse mit Starkregen waren. Da konnten wir die vielen Notrufe gar nicht mehr zeitnah abarbeiten."
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So meldet man den Notfall richtig
Aus der zunächst geplanten Erweiterung der alten Leitstelle in Landshut wurde jetzt ein Neubau in Essenbach mit neuester Technik - aber auch mit vielen zusätzlichen Plätzen, die im Katastrophenfall schnell besetzt werden können. Die 112 ist im Normalfall vor allem bei medizinischen Notfällen und Bränden anzurufen.
Ganz entscheidend sind dann auch die ersten Informationen am Telefon, sagt Alexander Flemming, Schichtleiter und Disponent in der Rettungsleitstelle. Die Anrufer müssten möglichst genaue Angaben machen, wo sie sich befinden und in welcher Lage sie sind. Oft seien es auch Nachbarn, die anrufen. Auch diese müssten genau darüber informieren, wo sich der Hilfesuchende befindet. Ganz wichtig sei auch, dass an allen Häusern gut sichtbare Schilder mit Straßennamen und der Hausnummer angebracht sind.
Die neue Einsatzzentrale, sagt Armin Haindl, der Geschäftsführer des Rettungszweckverbandes Landshut, biete jetzt noch besser Möglichkeiten, Rettungswagen für Hilfesuchende zu organisieren oder Feuerwehren zu alarmieren.
Landrat: Krankenhäuser brauchen Zukunftssicherheit
Allerdings wird es immer schwieriger, dann auch Plätze für Notfallpatienten in den Kliniken zu bekommen, sagt der Geschäftsführer. Der Vorsitzende des Rettungszweckverbands und Landshuter Landrat Peter Dreier fordert deshalb mehr Personal und Zukunftssicherheit vor allem für Kliniken im ländlichen Raum.
"Wir brauchen auch vom Bund ein klares Bekenntnis zum Krankenhaus und zur medizinischen Versorgung im ländlichen Bereich." Das, so Dreier, wäre der erste große Meilenstein. In der Folge müsste die finanzielle Ausstattung gesichert werden. "Damit könnten wir strukturpolitische Probleme auch lösen", so der Landshuter Landrat im Interview mit BR24.
Zumindest die neue Integrierte Leitstelle Essenbach scheint jetzt für die Zukunft gerüstet zu sein. Bemerkenswert auch: Die geplanten Kosten für den Neubau von 12,5 Millionen Euro wurden eingehalten.
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