Lore Hock aus Waldaschaff im Landkreis Main-Spessart ist 83 Jahre alt – höchste Zeit also, dass sie den Bayerischen Dialektpreis erhält. Denn sie steht schon seit Jahrzehnten auf den Kabarettbühnen am Bayerischen Untermain, hatte sich sogar schon von der Bühne verabschiedet – um 2022 doch wieder aufzutreten. Die Kirche hatte sie um einen Benefizauftritt gebeten, und da konnte Lore Hock nicht nein sagen. Der Pfarrer und sie gemeinsam auf der Bühne. "Das war ja der Himmel, der Pfarrer und ich", erzählt sie schmunzelnd. "Da waren 400 Leut, wir haben siebeneinhalbtausend Euro eingenommen."
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Ingrid Deistler aus Kalchreuth spricht Egerländer Dialekt
Jeder der sieben Regierungsbezirke in Bayern hat einen Preisträger, vorgeschlagen von den Bezirksheimatpflegern. Der achte Dialektpreis geht an einen Vertreter aus dem Sudetenland. In diesem Jahr ist das Ingrid Deistler, die, obwohl sie in Bamberg geboren und aufgewachsen ist und jetzt in Kalchreuth (Lkr. Erlangen-Höchstadt) lebt, den Egerländer Dialekt ihrer Eltern weiter pflegt. Die Mundart aus der Region rund um Marienbad sei ähnlich wie in der Oberpfalz, im Raum Waldsassen, erzählt Ingrid Deistler. Gesprochen wird sie zum Beispiel im Freundeskreis der sudetendeutschen Mundarten oder in der "Egerländer Gmoi" in Nürnberg, die Deistler beide leitet. Doch bei aller Mundartpflege – die Egerländerin macht sich keine Illusionen: "Diese Dialekte sind dem Aussterben geweiht", meint Deistler. "Wenn die Erlebnisgeneration weg ist, ist auch die Mundart weg, denke ich."
Bamberger Mund(un)artiges von Gerhard C. Krischker
Dialekt muss eben gesprochen werden – schriftlich lässt er sich nur bedingt bewahren, auch wenn es viele Autoren gibt, die die Mundart in ihren Gedichten und Geschichten aufleben lassen. Der Schriftsteller, Lektor und Verleger Gerhard C. Krischker aus Bamberg schreibt im Dialekt. "Bamberger Mund(un)artiges" sei das oft, sagt er über seine Werke. "Es gibt ja auch" viel Positives. Aber ich bin eher für die kritische Variante. "Vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht, des gfällt mir." Gerhard C. Krischker liebt am Bamberger Idiom vor allem das Kurze, Prägnante. Sein liebstes oberfränkisches Sprüchla: "Fei obochd."
Sodala und Hoppala
In Mittelfranken klingt die Sprache hingegen weicher und lieblicher. Preisträger Helmut Haberkamm liebt vor allem die Verniedlichungen: "Ach Goddala oder edzerdla oder sodala, hoppala", zählt er auf. "Und ansonsten haben wir lexikalisch sehr schöne Wörter, die man nirgendwo anders hört, wie zum Beispiel gwieft und fichalant und scheps."
Neuauflage geplant: Das Mundart-Festival "Edzerdla"
Haberkamm ist als mittelfränkischer Preisträger des Bayerischen Dialektpreises nicht allein – er wurde von Heimatminister Albert Füracker (CSU) zusammen mit den anderen Organisatoren des Mundart-Festivals "Edzerdla" ausgezeichnet, das 2016 und 2018 in Burgbernheim (Lkr. Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) stattfand. Für 2024 ist eine dritte Auflage des Festivals geplant. Dann wollen Haberkamm und seine Mitstreiter vor allem dem Nachwuchs eine Bühne bieten.
Die weiteren Dialektpreisträger
Die weiteren Preisträger des Bayerischen Dialektpreises: Für Oberbayern der Mundart-Dichter Helmut Eckl aus München, für Niederbayern der Theatermacher, Regisseur, Schauspieler und Theaterpädagoge Wastl Goller aus Falkenberg (Lkr. Rottal-Inn), der auch die Passauer Athanor Akademie leitet, für Schwaben die beiden Sprachwissenschaftlerinnen Edith Burkhart-Funk und Brigitte Schwarz (Lkr. Günzburg) und für die Oberpfalz die beiden Musikkabarettisten Dominik Niklas und Uli Radl alias "Die Original Bauernsfünfer" aus Edelsfeld (Lkr. Amberg-Sulzbach).
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