Eigentlich sind die kommunalen Ausgleichsflächen im Norden des Eggstätter Ortsteils Natzing eine ruhige Gegend. Umso eindringlicher ist das Geräusch, mit dem der Dieselgenerator die idyllische Stille stört. Aber Dr. Bernhard Gum und sein Team haben einen Auftrag: Sie jagen Goldfische.
Goldfische in Eggstätter Gewässern
Dr. Gum ist Fischereifachberater des Bezirks Oberbayern und er ist in Eggstätt nicht auf der Suche nach Nemo, sondern hat es tatsächlich auf kleine Goldfische abgesehen. Als "Fehlbesetzung", also als Tiere, die nicht in heimische Gewässer gehören, bezeichnet der Experte die kleinen "Haustiere", die sich in den Tümpeln rund um Natzing immer mehr verbreiten.
Zierfische aussetzen ist Tierquälerei
Goldfische einfach in die freie Natur bringen – das scheint für einige Besitzer der einzig richtige Weg, wenn die Tiere nicht mehr im eigenen Haus oder Garten Platz finden. Dass das nicht nur zu Leid für die Tiere selbst führt, sondern auch andere Arten bedroht, wissen viele nicht.
Fremde Arten bedrohen einheimische Tiere
"Immer wieder werden aus Unkenntnis verschiedene Fisch-, Muschel- oder Krebsarten aus Aquarien oder Gartenteichen in Gewässer ausgesetzt. In der freien Natur können diese großen Schaden anrichten – sei es durch die Einschleppung von Krankheiten oder durch Verdrängung heimischer Arten", so Gum.
Goldfische werden mit Strom betäubt
In Natzing wurde es – wie in vielen anderen Teilen Bayerns – jetzt Zeit für eine Abfischaktion. Dabei setzt der Experte auf den "Elektrofischfang". Mit einem Kescher, der Strom an das Wasser abgibt, durchforsten Dr. Gum und sein Team den Tümpel. Dadurch werden die Fische angezogen und gleichzeitig betäubt.
Nach dem Aufwachen in die Zoohandlung
Nach zwei bis drei Minuten wachen die Tiere in einem Wasserbehälter mit Sauerstoffzufuhr auf und werden anschließend an eine Zoohandlung abgegeben. Bei dieser schonenden Fangmethode werden teilweise auch andere Fische und Amphibien aus dem Wasser geholt – in Natzing waren unter anderem Molche und Kröten dabei. Diese heimischen Arten dürfen sofort wieder zurück in ihre angestammten Gewässer.
Goldfische fressen Laich von Amphibien
Auch Patrick Guderitz, der Gebietsbetreuer der "Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte und Seeoner Seen" und Initiator sowie Organisator dieser besonderen Fischfangaktion, ist anwesend. Er weiß, wie sensibel das Ökosystem in den Tümpeln im Eggstätter Norden ist und wie gefährlich die Goldfischpopulation gerade für geschützte Arten sein kann. "Insbesondere für den Laich der heimischen Amphibienarten ist die große Zahl an Goldfischen eine Gefahr, denn dieser wird von den eingebrachten Tieren gefressen", sagt Guderitz.
Seltene Arten in Gefahr
Darunter leiden dann auch so seltene Arten wie der Kammmolch, der hier in der Vergangenheit schon nachgewiesen wurde. Ob er allerdings bei der großen Zahl abgefangener Goldfische noch immer zu finden sein wird, bleibt abzuwarten. "Es ist deshalb meine große Hoffnung, dass hier in Zukunft keine fremden Arten mehr ausgebracht werden", erklärt der Gebietsbetreuer der "Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte und Seeoner Seen".
Eggstätts Bürgermeister will heimische Tierarten schützen
Christian Glas, der Bürgermeister von Eggstätt, machte sich ebenfalls direkt vor Ort ein Bild von der Abfischaktion. "Mit der Entbuschung der kommunalen Ausgleichsflächen haben wir im Januar einen großen Beitrag zur Renaturierung des Gebiets geleistet. Jetzt wird versucht, die heimischen Tierarten mit dem Entfernen der Goldfische zu schützen und deren Erhalt sicherzustellen", erklärte Glas und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz.
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