Bayern will Spitzenreiter beim Ausbau der Erneuerbaren Energien werden - doch die Energiewende schreitet im Freistaat deutlich langsamer voran als in anderen Bundesländern. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden nur fünf Windenergieanlagen neu in Betrieb genommen - im Vorjahr waren es im ersten Quartal gar null - und zwei weitere genehmigt. Das ergab eine vorläufige Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Demnach liegt das flächenmäßig größte Bundesland Bayern gleich auf mit Baden-Württemberg. Andere Flächenländer wie Brandenburg (17), Rheinland-Pfalz (7) und Nordrhein-Westfalen (14) schneiden besser ab. Spitzenreiter sind Schleswig-Holstein (29) und Niedersachsen (22).
Bundesverband: "Länder setzen Wirtschaft aufs Spiel"
Der Bundesverband Windenergie sieht diese Entwicklung kritisch: "Der de facto Ausfall der Südregion ist ein Offenbarungseid für alle Verantwortlichen in diesen Bundesländern", so Verbandspräsident Hermann Albers. Es brauche hier dringend ein neues Bewusstsein zur Ermöglichung des Zubaus von Windrädern. "Sonst setzen die südlichen Bundesländer mutwillig ihre Wirtschaft aufs Spiel."
Die Zahlen zu Bayern finden sich teils auch in der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD im Landtag wieder. "Wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verstreichen lassen. Bis heute wurden unter der CSU-Freie-Wähler-Koalition nur 41 Windräder in Bayern gebaut. Das ist ein Desaster", sagte Fraktionschef Florian von Brunn. Im gleichen Zeitraum seien im deutlich kleineren Land Brandenburg 343 neue Windkraftanlagen errichtet worden. "Die Genehmigungsverfahren in Bayern müssen massiv beschleunigt und entbürokratisiert werden."
SPD fordert 100 Millionen Euro für Geothermie-Ausbau
Auch bei der Nutzung der Geothermie kommt der Ausbau den Zahlen zufolge nicht voran. "Bei der Geothermie herrscht Stillstand, obwohl es allein in Südbayern ein enormes Potenzial für bezahlbare und saubere Wärme gibt. In der derzeitigen Amtsperiode der Söder-Regierung sind aber nur zwei neue Geothermie-Anlagen in Betrieb gegangen. Das ist viel zu wenig", so Florian von Brunn. Ohne ein Engagement durch Kommunen "wäre sogar gar nichts passiert".
Wie die Grünen fordert auch die SPD deutlich mehr Geld für die Erschließung der klimafreundlichen Geothermie. "Wir brauchen im Freistaat einen Geothermie-Turbo statt immer nur Finger zeigen nach Berlin", sagte von Brunn. Die bisherigen Mittel dafür im Haushalt reichten nicht annähernd aus. "Wir brauchen mindestens 100 Millionen Euro an Förderung für dieses und nächstes Jahr. So sichern wir eine bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung", sagte SPD-Fraktionschef von Brunn. Eine ähnliche Rechnung hatten vor einigen Wochen die Grünen vorgelegt und darauf verwiesen, dass pro Bohrung mit Kosten in Höhe von circa 15 Millionen Euro zu rechnen sei.
Mehr Bohrungen und Untersuchungen - auch in Nordbayern
Laut von Brunn hätten Forscherinnen und Forscher der TU München erst im Dezember berechnet, dass bis zu 40 Prozent des gesamten bayerischen Wärmebedarfs allein durch tiefe Geothermie in Südbayern gedeckt werden könnte. Hinzu kämen erhebliche Potenziale in Nordbayern, die bisher überhaupt noch nicht genutzt würden. "Wir brauchen Untersuchungen und Bohrungen, damit Geothermie-Daten für ganz Bayern für alle zur Verfügung stehen. Und das natürlich in digitaler Form. Warum das nicht längst passiert, ist mir schleierhaft. Außerdem müssen Geothermie-Vorrang-Gebiete wie beim Wind ausgewiesen werden.»
Mit Informationen der dpa.
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