Geothermie (Symbolbild)
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Energiewende mit Geothermie? Wie Bayern Vorreiter werden könnte.

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Energiewende mit Geothermie? Wie Bayern Vorreiter werden könnte

Energiewende mit Geothermie? Wie Bayern Vorreiter werden könnte

In Gelting bei Geretsried wird eine Anlage gebaut, die thermische Energie über eine völlig neue Technik liefert. Wenn die Anlage läuft, könnte sie Modell für viele weitere Anlagen weltweit sein und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.

Es klingt alles etwas phantastisch, wie Experten mit einer neuen Technologie erneuerbare und saubere Energie aus der Tiefe der Erde holen wollen. Geothermie – im Großraum München, in Sauerlach oder in Oberhaching bedeutet dies, Thermalwasser, das aus der Erde kommt und als Fernwärme oder zur Stromerzeugung genutzt wird. Doch in Gelting ist es nicht Wasser, sondern Gestein, das die Wärme liefert.

170 Grad heißes Gestein soll Energie liefern

Mit dem Ziel, heißes Wasser zu finden, wurde ursprünglich auch in Gelting auf dem ehemaligen Hofgut Breitenbach vor mehr als zehn Jahren mit den ersten Bohrungen begonnen. Mit seinen 5.000 Metern Tiefe war es das tiefste Bohrloch in Europa. Wasser hatte man dabei zwar nicht gefunden, dafür aber heißes Gestein. Rekordverdächtige 170 Grad Celsius wurden gemessen.

Jetzt wird erstmals weltweit eine Technik eingesetzt, die vom Prinzip arbeitet wie ein Wärmetauscher. Es wird ein Gemisch aus Wasser und einem Dichtungsmittel durch einen sogenannten Loop, eine Röhre im Gestein, bis 4.500 Meter in die Tiefe geschickt. Die Flüssigkeit erhitzt sich und kommt mit bis zu 120 Grad Celsius zurück an die Oberfläche. Daraus sollen Fernwärme und Strom gewonnen werden.

Der deutsche Geschäftsführer der kanadischen Betreiberfirma "Eavor", Daniel Mölk, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass das die Zukunft der Geothermie weltweit sein wird. "Die Technik wurde in den USA entwickelt und unsere Firmenmutter hat damit in Kanada eine Pilotanlage gebaut."

Geothermie: Erneuerbare Energie aus 4.500 Metern Tiefe

Der gebürtige Isländer hat schon bei früheren Bohrungen in Gelting mitgearbeitet. 75 Megawatt Energie soll im Endausbau der Anlage zwischen Geretsried und Wolfratshausen erzeugt werden. Als Fernwärme – und wenn diese im Sommer weniger gebraucht wird – als erneuerbarer und sauberer Strom.

In 4.500 Metern Tiefe werden mehrere Röhren ins Gestein gemeißelt, jede acht Kilometer lang. Sie münden an ihrem Ende wieder in das Bohrloch. Die Technik, die es ermöglicht, so exakt zu bohren, wurde in Kanada entwickelt. In Gelting werden in zwei voneinander getrennten Loops insgesamt 250 Kilometer Röhren ins heiße Gestein des süddeutschen Molassebeckens gebohrt - der Gesteinsschicht, die Geothermie im Großraum München ermöglicht.

Das Röhrensystem wird direkt vor Ort mit einem Kraftwerk verbunden, das den Strom erzeugt. Im Juni werden die beiden Bohrtürme aufgebaut. Die Fachleute sagen, dass man diese Technik überall anwenden kann, wo man genügend Erdwärme zur Verfügung hat, und gehen davon aus, dass in Bayern in den nächsten Jahren mehrerer solcher Anlagen entstehen werden.

100 Millionen Euro Förderung der EU

Bereits im Herbst nächsten Jahres soll der erste Loop fertig sein, das Kraftwerk sei bestellt, sagen die Betreiber. Sie rechnen mit 250 bis 300 Millionen Euro Baukosten, davon zahlt die europäische Kommission 100 Millionen Euro aus einem Technik- und Entwicklungsfonds.

Die große Frage lautet: Wie wird die Erdwärme nicht nur verstromt, sondern auch als Fernwärme genutzt? Die Städte Geretsried und Wolfratshausen wären potenzielle Abnehmer für Fernwärme. Bisher gibt es vonseiten beider Kommunen aber nur Absichtserklärungen, diese Energie als CO2-neutrale Heizenergie zu nutzen. Beide Städte sind nur wenige Kilometer von der Anlage entfernt. Es werden viele weitere Millionen für den Bau eines Fernwärmenetzes nötig sein. Die Verhandlungen mit den beiden Stadtwerken sind im Gange.

Sauberer Strom ab Herbst 2023

Der Bürgermeister von Geretsried, Ludwig Müller, erklärte gegenüber BR24 bereits vergangenes Jahr, dass sie ein sehr großes Interesse daran hätten, die Fernwärme in städtischen Gebäuden zu nutzen. Ob und wann diese Idee konkrete Formen annimmt, steht allerdings noch in den Sternen.

Sicher scheint zu sein, dass ab dem 3. Quartal 2024 auf dem Gelände des ehemaligen Hofguts Breitenbach sauberer Strom produziert wird – ohne Abhängigkeit von Sonne und Wind. Bis 2026 soll das komplette Geothermie-Kraftwerk fertig gebaut sein. Wenn die Anlage läuft, könnte sie Modell für viele weitere Anlagen weltweit sein und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.

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