Die Klappen des Mobilstalls öffnen sich und die Hühner stürmen nach draußen. Hier auf einer Wiese in Pfuhl, einem Ortsteil von Neu-Ulm, können sie den ganzen Tag über frisches Gras picken und herumtoben. Christian Frank hatte früher einmal 500 Tiere in Freilandhaltung, jetzt hält er nur noch 150. "Als der Krieg in der Ukraine begonnen hatte und sich die Futtermittel- und Lebensmittelpreise enorm erhöhten, war nicht klar, ob die Leute weiterhin so viele Eier bei uns kaufen", erzählt Frank.
Auch viele andere Betriebe hatten ihren Bestand in dieser Zeit gesenkt oder kaum junge Legehennen eingestallt. Im Vergleich zu 2021 sind es in Deutschland mehrere Millionen Tiere weniger. Durch die Vogelgrippe mussten in der EU zudem viele Hühner gekeult werden. Weniger Tiere bedeutet weniger Eier – eine einfache Rechnung.
Bestand an Legehennen rückläufig
Ebenfalls gestiegen sind die Kosten in den Brütereien, weil dort Geschlechtsbestimmungsverfahren im Ei erfolgen müssen. Das Töten männlicher Küken in Deutschland wurde nämlich verboten. Diese Kosten werden an die Legehennenhalter weitergegeben. Oder aber die männlichen Küken werden ausgebrütet und als Bruderhähne aufgezogen, ein unwirtschaftliches Geschäft, weil die Brüder der auf Legeleistung gezüchteten Hennen wenig Fleisch ansetzen.
Querfinanziert wird das Verlustgeschäft über höhere Eierpreise. "Das Problem ist, dass deutsche Erzeuger im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz benachteiligt werden, weil diese Regeln dort entweder nicht gelten oder nicht so streng sind," sagt Robert Schmack, Vorsitzender des Landesverbands der bayerischen Geflügelwirtschaft. Alle Aspekte zusammen haben sich deutlich im Handelspreis für Eier niedergeschlagen.
Teure Eier im Großhandel
Der trifft vor allem Unternehmen, die große Mengen benötigen wie die Eierfärberei Beham in Ursberg im Landkreis Günzburg. "Wir haben wirklich eine irre Steigerung erlebt. Im Vergleich zum Vorjahr kosten die Eier fast doppelt so viel. Wir haben auch Probleme gehabt, sie überhaupt zu bekommen", sagt Geschäftsführer Markus Rothermel. Die gute Beziehung zu den Lieferanten, mit denen die Färberei seit Jahren zusammenarbeitet, sei letztlich ausschlaggebend gewesen, dass der Betrieb zu Ostern doch noch genug Rohware bekommen hatte, so Rothermel. Doch wie sieht die Situation für Verbraucher aus?
Noch keine großen Preissteigerungen
Trotz widriger Umstände muss man an der Supermarktkasse vorerst nicht mit erheblichen Preissteigerungen rechnen. Das liegt an langfristigen Verträgen, die die Betriebe mit den Lebensmittelkonzernen schließen, und damit einen festen Preis für die Lieferung vereinbaren, erklärt Robert Schmack vom Verband der Geflügelwirtschaft.
Im Hinblick auf das Angebot an Eiern gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Während der Handelsverband Lebensmittel auf Anfrage von einer "gesicherten Versorgung für die kommenden Wochen" ausgeht, beurteilt Robert Schmack die Lage anders: "Die Ressource Ei ist knapp. Man wird merken, dass vor Ostern die eine oder andere Sorte im Regal leer bleiben wird." Wer also besondere Wünsche bezüglich Haltungsform, Eierfarbe oder Gewichtsklasse hat und auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte vielleicht nicht mehr allzu lange mit dem Kauf warten.
Eier im Hofverkauf weiter gefragt
Das gilt auch für die Eier von Christian Frank in Pfuhl. "Wir freuen uns natürlich, dass die Kunden weiterhin gerne unsere Eier direkt ab Hof wollen. Wir planen jetzt auch wieder den Bestand an Hühnern aufzustocken, um die Nachfrage bedienen", sagt der Landwirt. Denn derzeit reichen die Eier, die in einem kleinen Kühlschrank zur Selbstbedienung vor dem Haus stehen, nicht lange. Frank klebt sein weißes Schild meist schon gegen Mittag an die Scheibe – "Ausverkauft".
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