Ein Raum in der Kita "Schlaue Füchse" am Heuchelhof in Würzburg.
Bildrechte: Jannik Stumpf / Johanniter
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Die Johanniter holen Kita-Personal aus Italien nach Unterfranken

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Fachkräftemangel: Johanniter holen Kita-Personal aus Italien

Fachkräftemangel: Johanniter holen Kita-Personal aus Italien

Kürzere Öffnungszeiten und Notbetreuung: In den Kitas in Unterfranken fehlen Fachkräfte. Die Johanniter holen deshalb Kita-Personal aus Italien in die Region. Eine Erzieherin aus Apulien ist seit Jahresanfang in Würzburg – und so ist es ihr ergangen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Kleine Mädchen und Jungs füttern, Pflaster auf aufgeschürfte Knie kleben, die Entwicklung der Kinder beobachten und mit den Eltern kommunizieren: Das sind nur einige der Aufgaben, die Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten haben. Das Problem: In Unterfranken fehlt an allen Ecken Kita-Personal. Die Johanniter Unterfranken suchen zwar schon in der Region nach Unterstützung. Doch jetzt haben sie eine neue Strategie gestartet: Sie holen Kita-Personal aus Italien nach Unterfranken, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen.

Italienerin arbeitet jetzt in Würzburger Kita der Johanniter

Drei Menschen aus Italien sind bereits hier in der Region und unterstützen die Teams in den Kindertagesstätten. Eine von ihnen ist Paola Di Giulio, 38 Jahre alt, aus der Hafenstadt Brindisi in der Region Apulien. Seit Januar 2024 lebt sie nun in Würzburg. Zuvor hat sie in ihrer Heimat erfolgreich ihre ersten Deutschkurse absolviert, die Voraussetzung für den Arbeitsvertrag in der Johanniter-Kita sind. Sie gehört jetzt fest zum Team der Kita "Schlaue Füchse" am Würzburger Heuchelhof.

Erst Deutsch lernen, dann offiziell als Erzieherin arbeiten

Paola ist aktuell noch im sogenannten Anpassungsjahr. Das heißt: Sie arbeitet zunächst in Vollzeit als Kinderpflegerin bei den "Schlauen Füchsen". Neben dem Vollzeitjob ist die oberste Priorität, Deutsch zu lernen, so die Johanniter. Nach diesem ersten Jahr muss die Italienerin neben Sprachkenntnissen auch "tiefgreifende Kenntnisse in der Anwendung des bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans" nachweisen, heißt es weiter. Das ist Voraussetzung für die Stelle als Erzieherin.

Paola Di Giulio singt italienische Lieder mit den Kindern

Die Phase aktuell sei sehr intensiv für Di Giulio, sie habe sich aber gut integriert: "Paola sorgt mit ihrer fröhlichen Art täglich für gute Laune bei den Kindern und in unserem Kollegium. Mit viel Begeisterung spielt sie mit den Kindern und bringt ihnen italienische Lieder bei. Für die kurze Zeit, die sie erst hier ist, spricht sie ein sehr solides Deutsch", so die Einschätzung von Samantha Dutz, Leiterin der Kita "Schlaue Füchse".

Netzwerk vermittelt Kita-Personal aus EU-Staaten

Das Netzwerk "Konzept-e" vermittelt seit mehreren Jahren Erzieherinnen und Erzieher aus EU-Staaten an Kindertageseinrichtungen in Deutschland. Die Erfahrungen, besonders mit Kita-Pädagoginnen und -Pädagogen aus Italien, seien sehr positiv, heißt es. Neben Paola sind mittlerweile auch zwei weitere Fachkräfte aus Italien an Kindertageseinrichtungen der Johanniter in Unterfranken angestellt. Eine weitere Personal-Akquise sei bereits im November 2024 in Rom geplant.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Unterfranken ist Träger von aktuell 17 Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Würzburg.

In Italien verdienen Pädagoginnen und Pädagogen weniger

Das Interesse vieler italienischer Pädagoginnen und Pädagogen an einer Arbeit in Deutschland hat verschiedene Gründe. In Italien verdienen sie deutlich weniger als hier – und das, obwohl sie in der Regel ein Studium absolviert haben. Die Beschäftigungsverhältnisse seien zudem oft unsicher, teilen die Johanniter mit.

Für den Traumjob Kita nach Deutschland

Auch Paola hat ihren "Traumjob" in Italien nicht gefunden, erklärt sie. "In Italien war ich nach meinem Studium bzw. nach meiner Ausbildung in verschiedenen Berufen beschäftigt. Meinen Traumberuf, als Erzieherin in einer Kindertagesstätte zu arbeiten, konnte ich nicht ausüben. Ich fand keine Stelle, die meinen Vorstellungen entsprach", so die 38-jährige. "Als mir das Kita-Trägernetzwerk Konzept-e anbot, als Erzieherin in Deutschland zu arbeiten, habe ich nicht lange überlegt und die Chance ergriffen."

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