Archivbild von 2010: Der Schriftsteller Otfried Preußler beim Festakt für den Maximiliansorden in der Residenz mit seiner Tochter Susanne.
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Familie entscheidet im Streit um Otfried-Preußler-Gymnasium

Familie entscheidet im Streit um Otfried-Preußler-Gymnasium

Das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach im Isartal will seinen Namen ändern. Der Fall liegt seit einigen Monaten zur Prüfung beim Kultusministerium. Doch nun hat die Familie des berühmten Schriftstellers die Sache ihrerseits entschieden.

Das staatliche Gymnasium in Pullach im Isartal darf sich nach dem Willen der Familie von Otfried Preußler nicht mehr nach dem Kinderbuchautor benennen. "Es wäre keinesfalls im Sinne des Namensgebers, dass eine Schule seinen Namen tragen muss, obwohl sie diesen massiv ablehnt", teilte Preußlers Tochter und Testamentsvollstreckerin Susanne Preußler-Bitsch mit. Sie ziehe die erst 2013 erteilte Nutzungserlaubnis daher zurück.

Preußlers Tochter zieht Zustimmung zurück

Preußler-Bitsch erklärte weiter, sie reagiere auch auf einen nach ihrer Ansicht unwürdigen, rufschädigenden Umgang des Gymnasiums mit ihrem verstorbenen Vater. "Es geht auch darum, künftig weiteren Schaden von Schule, Autor und Kultusministerium abzuwenden." Durch die Rücknahme der Zustimmung werde die Schule von dem ungeliebten Namen befreit.

Gründe für den Wunsch nach Umbenennung des Gymnasiums

Das Pullacher Gymnasium begründete seine ablehnende Einstellung unter anderem mit Preußlers früherer Zeit als Soldat sowie seinem Frühwerk "Erntelager Geyer", das er 1940 als 17-Jähriger verfasst hatte. Darin werde das Leben in der Hitlerjugend beschönigt, wie es hieß.

Auch die in einigen Werken dargestellten Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei seien fragwürdig, befand die Schulleitung und beantragte die Rückkehr zum früheren Namen "Staatliches Gymnasium Pullach im lsartal". Auch das Kultusministerium war mit einer möglichen Umbenennung befasst, hatte aber zu Beginn des neuen Schuljahres noch nicht entschieden. 

Kritik von Sudetendeutschen

Kritik an dem Wunsch zur Umbenennung war von der Sudetendeutschen Volksgruppe gekommen. Der Schriftsteller habe nie geleugnet, als Teenager das Buch "Erntelager Geyer" verfasst zu haben. Er habe aber früh mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hin orientiertes Lebenswerk aufgebaut.

Preußler ist 1923 in Nordböhmen geboren. Mit 17 Jahren kam er zur Wehrmacht, geriet mit 20 in Kriegsgefangenschaft. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim. Preußler starb im Jahr 2013.

Mit Informationen von dpa

Im Video (März 2024): Gymnasium will sich umbenennen – Pullach ohne Otfried Preußler

Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
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Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach

Dieser Artikel ist erstmals am 21.10.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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