Mit über 350 Beamtinnen und Beamten fand am Mittwoch in Krumbach einer der größten Polizeieinsätze der vergangenen Jahre im Landkreis Günzburg statt. Laut Polizei soll eine fünfköpfige Bande vorwiegend Menschen aus Osteuropa gegen Geld mit gefälschten Pässen ausgestattet haben. Ihre "Kunden" konnten damit als "Staatsbürger der Europäischen Union" in Deutschland zum Schein legal arbeiten.
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2.000 Euro für gefälschten Pass
Ausgangspunkt der Ermittlungen war zum einen die vorläufige Festnahme eines ukrainischen Staatsangehörigen in Nordrhein-Westfalen im Dezember 2021 wegen unerlaubter Einreise. Bei ihm wurde ein gefälschter rumänischer Pass gefunden. Der Beschuldigte gab damals an, den Pass gegen die Bezahlung von 2.000 Euro von einer Frau aus Krumbach erhalten zu haben. Damit sei ihm die Aufnahme einer legalen Beschäftigung in Deutschland möglich gewesen.
Zum anderen kontrollierten Beamte der Autobahnpolizeistation Wörth an der Isar im Februar 2022 sechs Personen, die sich mit gefälschten bulgarischen Pässen auswiesen und bei einer Zeitarbeitsfirma in Krumbach angestellt waren. In der Folge übernahm eine achtköpfige Ermittlungsgruppe der Memminger Kriminalpolizei und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamts Augsburg die weiteren Ermittlungen.
Bandenmitglied im Landratsamt überprüft Falsifikate
Aufgrund des dringenden Tatverdachts erließ die Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Memmingen Untersuchungshaftbefehle gegen fünf Personen. Drei der Beschuldigten, eine 34-Jährige sowie zwei Männer im Alter von 27 und 43 Jahren aus der Ukraine sowie aus Rumänien, waren hauptsächlich für die Rekrutierung der Arbeitskräfte und die Beschaffung der gefälschten EU-Ausweise zuständig. Zudem organisierten die drei auf Bestellung im Ausland gefälschte Führerscheine, heißt es.
In diesem Zusammenhang soll die beschuldigte Frau ihre Tätigkeit beim Landratsamt Günzburg ausgenutzt haben – zur Überprüfung der Falsifikate sowie der potenziellen Arbeitskräfte. Zwei weitere Männer im Alter von 38 und 58 Jahren sollen als Inhaber einer Firma zur Personalvermittlung die Integration der Drittstaatsangehörigen in den Arbeitsmarkt übernommen haben.
Wohnungen und Firmen in Schwaben durchsucht
Die Einsatzkräfte durchsuchten neben den Wohnungen der Hauptbeschuldigten sieben Firmen in Krumbach, Ellzee, Bad Wörishofen und Mindelheim, außerdem die Wohnräume von 21 weiteren Personen, die im Besitz von mindestens einem falschen Ausweisdokument waren. Gegen diese sowie zwölf weitere Personen, die im Verlauf der Durchsuchungsaktion festgestellt worden sind, wird wegen des Verdachts der Urkundenfälschung und des illegalen Aufenthalts ermittelt. Außerdem werden die Beweismittel, vor allem viele gefälschte Ausweise, nun ausgewertet.
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