Knapp 600 Kommunen, auch aus Bayern, geben in der aktuellen Studie des Berliner Sozialforschungsinstitut DESI Einblicke in die aktuelle Geflüchteten-Situation vor Ort. Die Erfahrungen sind dabei durchaus unterschiedlich. Knapp die Hälfte (46,8 Prozent) bezeichnet die Situation als "herausfordernd, aber machbar".
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In Dillingen fast alle Geflüchteten gut untergebracht
Beispiel Dillingen. 2023 kam der Landkreis an seine Grenzen. Turnhallen wurden geschlossen, um Flüchtlinge unterzubringen. Dann wurden Zelthallen aufgestellt. Zwei Jahre später hat sich die Situation ein wenig entspannt. Anders als in vielen Städten und Gemeinden in Bayern sind die Flüchtlinge in Dillingen nicht mehr in Wohncontainern untergebracht.
Ein klarer Vorteil sei, so der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer Georg Schrenk, dass fast alle Geflüchteten derzeit in Häusern und Wohnungen untergebracht sind. "Es ist eine überschaubare Anzahl an Geflüchteten da. Und die vom Landkreis angemieteten Häuser und Wohnungen sind mitten im Wohngebiet, sodass der Kontakt zu den Nachbarn da ist."
Krisenmodus bei der Unterbringung
In anderen Kommunen läuft es nicht ganz so ideal. Gut ein Drittel (34,6 Prozent) der Befragten in der Studie bescheinigen, an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen zu sein. Von Krisenmodus ist vor allem bei der Unterbringung ist die Rede. Eine betroffene Kommune aus Bayern beschreibt es in der Studie folgendermaßen: "Wir haben eine Halle als Notunterkunft praktisch ständig in Betrieb, wo wir zumindest übergangsweise – bis die nächste dezentrale Unterkunft verfügbar ist – Flüchtlinge in kaum noch vertretbarer Form 'zwischenlagern'".
Wenig Platz für Flüchtlinge in Miesbach
Im Landkreis Miesbach ist es schwierig, überhaupt Unterkünfte zu schaffen. "Wir haben 2.000 Geflüchtete bei uns, wir haben nicht so viele Flächen wie Fürstenfeldbruck, wir sind in den Bergen, die Flächen gehören den Bauern. Es ist wahnsinnig schwierig Unterkünfte zu finden", bestätigt Sabine Kirchmair, Pressesprecherin des Landratsamts Miesbach. Auch sei es nicht mehr so einfach, Helfer zu finden: "Viele Helfer sind nach zehn Jahren durch. Sie können oder wollen nicht mehr."
Wunsch: Länder sollen mehr Kosten für Flüchtlinge übernehmen
Selbst wenn es regional noch genug engagierte Helfer gibt, wird es immer schwieriger, genügend Integrations- und Sprachkurse zu organisieren. Auch die gesundheitliche Versorgung und psychische Betreuung der Geflüchteten stoße an Kapazitätsgrenzen. Und nicht zuletzt hapert es an der Finanzierung. Laut Studie wünschen sich die meisten Kommunen, dass die Länder mehr Kosten übernehmen. So auch Thomas Veh Teamleiter vom Team Asyl und Integration im Landratsamt Dillingen: "Die Aufgaben werden immer mehr. Wir brauchen auch mehr Personal, die das Ganze bearbeiten. Da wäre eine finanzielle Aufstockung der Mittel sehr wünschenswert."
Eine gelungene Integration der Geflüchteten, so betonen die Kommunen in der Studie immer wieder, hängt von dem ehrenamtlichen Engagement ab, die bedeutendste Ressource für die Flüchtlingsarbeit. Auch der ehrenamtliche Helfer Georg Schrenk in Dillingen ist überzeugt, dass die Hauptamtlichen die Arbeit niemals alleine schaffen können: "Ohne die Ehrenamtlichen bricht der Laden zusammen. Die Hauptamtlichen haben gar nicht die Zeit, in die Häuser zu gehen. Wir haben 29 Häuser in Dillingen. Zeitlich gesehen ist das gar nicht möglich."
Bayern lehnt fixe Quoten für Aufnahme von Flüchtlingen ab
Ein weiteres Problem in Bayern: Bei der Flüchtlingsunterbringung gibt es große Unterschiede zwischen den Kommunen. Einige Orte beherbergen überdurchschnittlich viele Menschen, andere eher wenige. Die Bayerische Staatsregierung lehnt fixe Quoten für die Aufnahme von Flüchtlingen aber ab.
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