Die letzten Matratzen und Decken werden in der ehemaligen Berufsschul-Turnhalle in Neuburg an der Donau verteilt. Die Halle wird zur Unterkunft für Geflüchtete - eine Lösung, die man eigentlich vermeiden wollte, erklärt Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, Peter von der Grün. Auch er hätte die Menschen lieber an einem anderen Ort untergebracht: "Aus purer Not und das war wirklich das letzte Mittel. Wir sind am Limit und das gilt für viele bayerische Kommunen."
Zuvor hatte man bereits nach Wohnungen im gesamten Landkreis gesucht. Es habe auch eine große Bereitschaft von allen Seiten gegeben, aber die Rückmeldungen werden aktuell weniger. Die Container-Anlagen sind auch voll. Die große Zahl an Asylsuchenden, die der Landkreis derzeit aufzunehmen hat, sei eine Belastung in jeder Hinsicht. "Auch für die Kommunen, die Schulen und eine Kinderbetreuung gewährleisten müssen, und wir kommen einfach nicht mehr hinterher", so der Landrat. Und Neuburg ist keine Ausnahme.
Oberbayerische Unterkünfte ausgelastet
Auch in den Landkreisen Eichstätt und Pfaffenhofen bereiten sich die Verantwortlichen auf mehr geflüchtete Menschen vor. Aufgrund des ansteigenden Zugangsgeschehens durch Ukraineflüchtlinge und klassische Asylbewerber würden sich die bestehenden Objekte kontinuierlich füllen, die noch vorhandenen Ressourcen seien in Kürze aufgebraucht - heißt es beim Landratsamt in Pfaffenhofen. Man habe verschiedene Aufrufe nach Wohnraum in Zeitungen und in den sozialen Medien gestartet. Doch Wohnungen und Häuser sind in der Region um Ingolstadt ohnehin Mangelware. Deshalb seien auch Containerstandorte in der Prüfung. Das gilt auch im Landkreis Eichstätt. Die Regierung von Oberbayern teilt mit, dass die Unterkünfte der bestehenden Aufnahmeeinrichtungen praktisch voll seien.
In Bayern sind seit Beginn des Jahres 212.000 Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Das sei das höchste Niveau seit 2016, teilt das Innenministerium mit. Die Mehrheit der Menschen kommt derzeit aus Syrien, der Türkei und Afghanistan.
Finanzielle Unterstützung von der Staatsregierung
Der bayerische Innenminister will die Kommunen zusätzlich unterstützen. Innenminister Joachim Herrmann ist bewusst, dass jetzt schon viele Unterkünfte über 100 Prozent belegt sind. Er setzt auf eine schnellere Prüfung der Verfahren und konsequentes Abschieben von Menschen, die keinen entsprechenden Status erhalten.
Außerdem sichert er den Kommunen finanzielle Unterstützung zu: "Der Freistaat zahlt das alles. Und das Risiko, was wir vom Bund bekommen, liegt bei uns. Und es ist tatsächlich so, dass die neue Bundesregierung, obwohl die Zahl steigt, weniger an die Länder zahlt. Aber das wollen wir nicht auf dem Rücken der Kommunen austragen und deshalb stehen wir dazu, wir finanzieren das.“
Prognose über Flüchtlingszahlen schwierig
Prognosen über die Entwicklung in den nächsten Wochen sind schwierig. Tendenziell gingen die Zahlen in den Wintermonaten leicht zurück, meint Herrmann. Doch es sei schwer vorhersehbar, wie es in der Ukraine weitergehe. Von dort kamen zuletzt kaum noch Geflüchtete. Das Innenministerium schreibt zu einer möglichen Entwicklung: "Für den Fall, dass alle bis Jahresende prognostizierten Einreisen im Rahmen der legalen Migration auch tatsächlich stattfinden, ist mit einem weiteren Gesamtzugang von etwa 1.900 Personen zu rechnen."
Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wünscht sich der Landrat, dass die Bundesregierung und die Verantwortlichen bei der EU die Lage neu bewerten. Denn wenn, wie angekündigt, wöchentlich ein Bus mit Geflüchteten in den Landkreis käme, wäre die Turnhalle auch bald voll: "Da ist eine Kapazität von knapp unter 100, also übersetzt zwei Busse. Wenn es bei dem wöchentlichen Turnus bleibt, dann ist die Turnhalle in zwei Wochen voll. Dann stehen wir vor dem nächsten Problem. Also, es ist ein Tropfen auf den heißen Stein."
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