Sitzkreis im Waldkindergarten Schalkham
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Vom Streitfall zum Modellprojekt: Waldkindergarten Schalkham

Vom Streitfall zum Modellprojekt: Waldkindergarten Schalkham

Vor 25 Jahren wurde im niederbayerischen Schalkham Bayerns erster Waldkindergarten eröffnet. Damals pädagogisches Neuland im Freistaat, gegen das es auch Widerstand gab. Inzwischen ist der Waldkindergarten aber etabliert.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Außentemperatur um die null Grad, leichter Schneefall. Doch die 19 Mädchen und Buben des Waldkindergartens sind wild entschlossen und wollen auch diesen Tag draußen im Wald verbringen. Dick eingepackt in warme Jacken und Latzhosen, dazu Handschuhe, Mütze und rote Bäckchen. Den Lehrplan bestimmen wie immer Wetter und Natur. Mathilda und Jana beginnen gleich nach dem Morgenkreis, aus dem wenigen Schnee Kugeln für einen Schneemann zu bauen. "Schneetage sind für uns immer schön. Für die Kinder, weil es neues Spielmaterial gibt, das vom Himmel fällt. Und man kann unheimlich viel damit machen", sagt die Leiterin des Waldkindergartens Beate Raeithel.

Große Bedenken vor dem Start

Dass vor 25 Jahren ausgerechnet hier in dem abgelegenen Waldstück bei Schalkham nahe Vilsbiburg im Landkreis Landshut Bayerns erster Waldkindergarten entstanden ist, hat einen Grund: Eva Obermaier, die Waldkindergarten-Pionierin Bayerns. Sie hat mit ihrem kleinen Sohn Baptist und einigen Mitstreitern das Projekt durchgesetzt. Gegen Widerstände. "Es hat bei ganz viele Bürgern große Bedenken gegeben" erzählt Obermaier BR24 und zeigt Fotos von damals. "Bei einer Versammlung hieß es dann: Jetzt ziehen wir die Kinder groß und stecken sie dann in so Plastikhosen und schicken sie auf die Bäume rauf. Das kann doch nicht das sein, was wir wollen." Aber Eva Obermaier bekam auch Unterstützung. Der damalige Bürgermeister von Schalkham, Hans Noppenberger, war für das in ganz Bayern einzigartige Modellprojekt. "Ohne ihn wäre es nicht gegangen", sagt Eva Obermeier rückblickend. Noch heute wird der Waldkindergarten von dem damals gegründeten Trägerverein betrieben.

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Initiatorin Eva Obermeier betrachtet Bilder von den Anfängen des Waldkindergartens

Das Vorbild aus Schalkham hat sich inzwischen in ganz Bayern durchgesetzt. Heute gibt es knapp 200 Waldkindergärten im Freistaat. Tendenz steigend. Und gerade in der Pandemiezeit zeigt sich ein weiterer Pluspunkt des Kindergartens unter freiem Himmel. "Einen Vorteil haben wir natürlich dadurch, dass wir ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept hier draußen im Wald haben", sagt Waldkindergartenleiterin Beate Raeithel augenzwinkernd. "Wir können hier im Wald die Abstände gut einhalten. Und die Aerosole fliegen wieder weg und kommen nicht von den Wänden zurück."

Eltern müssen mitziehen

Es ist kalt und windig. Die Klamotten sind inzwischen nass und Handschuhe durchweicht. Es weint zwar keins der Kinder und es will auch niemand heim. Trotzdem stellt sich mir die Frage: Ist das für manche Kinder nicht doch zu viel? Doch dass Kinder, deren Eltern sich für den Waldkindergarten entschieden haben, wegen widriger Wetterverhältnisse im Nachhinein wieder herausgenommen wurden, habe es noch nie gegeben, sagt die Kindergartenleiterin. "Die Eltern überlegen sich das vorher natürlich gut. Es müssen auch die Eltern mitmachen. Sie müssen die Kinder gut anziehen. Sie müssen bereit sein, auch ein dreckiges Kind mittags in Empfang zu nehmen". So wie heute.

Naturverbundenheit bleibt

Praktikantin Franziska Schmidt ist selbst ein so genanntes "Waldkind" und sammelt gerade erste Erfahrungen als Erzieherin im Waldkindergarten Schalkham. Ihre Kindergartenzeit unter freiem Himmel habe sie geprägt, erzählt die junge Frau. Und das will sie künftig als Erzieherin wieder weitergeben. "Diese Lebenseinstellung, die da dahintersteckt und die Naturverbundenheit ist etwas, was mir geblieben ist", sagt die Praktikantin.

Waldkinder sind keine Wilden

Auch wenn die Waldkindergärten natürlich den gleichen Bildungsauftrag zu erfüllen haben wie alle anderen Kindergärten in Bayern, manche Eltern fragen sich: Wie schaffen die Waldkinder den Übergang ins geregelte Schulleben? Die Leiterin des Waldkindergartens erklärt dazu: "Wir haben gute Rückmeldungen von den Grundschulen. Wir haben Morgenkreis und sitzen, wir hören Geschichten, machen Waldtheater. Es ist nicht so viel anders wie im Haus. Es sind keine Wilden hier, die können auch sitzen und haben vielleicht auch den Vorteil, dass sie sehr ausgespielt sind." Gerade weil sie soviel beim Spielen draußen waren, sind sie vielleicht bereit für was Neues. Es gibt aber auch Kritik an Waldkindergärten. So seien die Betreuungszeiten im Vergleich zu herkömmlichen Kindergärten vergleichsweise kurz. Für Kinder mit bestimmten Allergien kann ein Waldkindergarten ungeeignet sein.

Nass, dreckig und glücklich

Nach gut fünf Stunden Kälte, Schnee und Matsch geht es für die Waldkinder wieder nach Hause. Schmutzig und nass. Und daheim haben sie wie immer viel zu erzählen.

Vor 25 Jahren war Corona weit weg und Bayern blickte in das kleine Schalkham im Landkreis Landshut: Dort wurde gegen großen Widerstand der erste Waldkindergarten Bayerns eröffnet. Ein Blick zurück - und nach vorn...
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Vor 25 Jahren in Schalkham im Landkreis Landshut: Dort wurde gegen großen Widerstand der erste Waldkindergarten Bayerns eröffnet.

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