Im Juni ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) erstmals bei Wildschweinen in Hessen nachgewiesen worden. Am vergangenen Freitag war nur 22 Kilometer von der Landkreisgrenze nach Miltenberg entfernt ein infiziertes Wildschwein entdeckt worden. Seitdem sind auch die Schweinehalter an der hessisch-bayerischen Landesgrenze in Alarmbereitschaft. Jetzt gilt es zu verhindern, dass die hochansteckende Krankheit sich auf Hausschweinbestände überträgt. Die Landkreise in Unterfranken rüsten bereits auf und wappnen sich mit mobilen Zäunen, die jederzeit aufgestellt werden können. Sie sollen Wildschweine aufhalten, die von Hessen nach Bayern wollen.
Hundestaffeln im Landkreis Miltenberg unterwegs
Die Landkreise Aschaffenburg, Bad Kissingen, Haßberge, Kitzingen, Main-Spessart, Miltenberg, Schweinfurt und Würzburg haben bereits entsprechendes Zaunmaterial eingelagert. Außerdem suchen seit Mittwoch (07.08.2024) Hundestaffeln im Landkreis Miltenberg nach verendeten Wildschweinen. Drohnenflüge sind ebenfalls angedacht. Bislang gibt es im Landkreis Miltenberg noch keinen ASP-Fall. Damit das so bleibt, suchen seit Mittwoch sechs Hundeteams im Raum Mömlingen nach toten Wildschweinen. Alle Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, ihre Hunde an die Leine zu nehmen und die Suchteams nicht zu stören. Außerdem soll kein Essen in der Natur weggeworfen werden.
Zäune um "Kernzone" im Ernstfall
Die mobilen Zäune sollen nach jetziger Planung jedoch erst dann aufgestellt werden, wenn ein mit ASP infiziertes Wildschwein auf unterfränkischem Boden gefunden worden ist, so eine Sprecherin des Landkreises Bad Kissingen. Dann würden Zäune in einem Radius von etwa vier Kilometern, der "Kernzone", errichtet. Diese Maßnahmen sind im "ASP Rahmenplan Bayern" festgelegt, heißt es aus dem Landratsamt Haßberge. Wie BR24 erfahren hat, ist intern vom "Franken-Wall" die Rede.
Nach Angaben des Landratsamts in Bad Kissingen verfügen die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge und Schweinfurt über gemeinsames Zaunmaterial für eine Länge von etwa 60 Kilometern. Weiteres Material könne über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nachgeordert werden. Die Landkreise Aschaffenburg, Kitzingen, Main-Spessart, Miltenberg und Würzburg teilen sich ebenfalls ihr Zaunmaterial.
Jagdverband: Zäune als Todesfalle für andere Tierarten
Der Bayerische Jagdverband (BJV) sieht in einem eventuellen Zaunbau sowohl Vor- als auch Nachteile. Der BJV weist darauf hin, dass die Tierseuchenbekämpfung Sache des Verbraucherschutzministeriums ist und es jederzeit behördlich angeordnet werden kann, Zäune zu errichten. Allerdings regt der Jagdverband an, im Ernstfall Revierpächter und Kreisgruppen vor Ort mit einzubinden. Was Bauart und Aufstellungsort der Zäune angeht, so könnten BJV-Mitglieder beratend zur Seite stehen. Erfahrungen aus Brandenburg hätten gezeigt, dass Zäune auch eine Todesfalle für eine Vielzahl anderer Tiere werden können, wenn hier nicht entsprechend der örtlichen Begebenheiten bestmöglich zusammengearbeitet wird, hieß es von Seiten des BJV.
Naturpark Spessart: Zäune haben wenig Nutzen
Der Naturpark Spessart hinterfragt die ASP-Prävention mithilfe mobiler Zäune eher kritisch. Geschäftsführer Oliver Kaiser hält nichts von einer großflächigen Einzäunung. "Ein Zaun kann vielleicht in ganz kleinen Gebieten um ASP-Ausbruchsbereiche noch funktionieren, aber über weite Strecken bekommen Sie diesen eh' nicht wildschweinsicher bzw. dicht", sagt er. Außerdem hätten die Maßnahmen negative Auswirkungen auf andere Tiere oder die Nutzbarkeit der Flur.
Der Aufwand, der jetzt schon in den Spessart-Landkreisen betrieben werde, so Kaiser, sei immens und könne nur mit den massiven wirtschaftlichen Interessen erklärt werden, die die "industrielle" Tierhaltung habe. Kaiser bezieht sich dabei auf die Testung von geschossenen Wildschweinen auf ASP, Sammelentsorgung des Aufbruchs und die seit kurzem gestartete Suche mit Hunden und Drohnen nach verendeten Wildschweinen.
Autobahn als bestehende Barriere
Thomas Schwarzmann, der Leiter des Staatsguts Schwarzenau im Landkreis Kitzingen, muss seine Anlage gegen ASP schützen. Im Gut sind 2.700 Schweine – 900 Ferkel und 1.800 Mastschweine – untergebracht. Er weist darauf hin, dass überregionale Maßnahmen nicht im Zuständigkeitsbereich des Staatsgutes liegen. Sie würden stattdessen, nach entsprechender Risikoabwägung, von den jeweils zuständigen Behörden getroffen.
Sollte tatsächlich beschlossen werden, mobile Zäune zu errichten, könnten auch die bestehenden Barrieren, die weitestgehend eingezäunten Autobahnen, mitgenutzt werden, um die Ausbreitung der Wildschweine aufzuhalten, so die Sprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen.
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