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Nach einer durch Starkregen ausgelösten Flutwelle in der Höllentalklamm bei Garmisch Partenkirchen ist eine Frau tot aus dem Wasser geborgen worden. Das teilte die Polizei in Rosenheim mit.
Die Frau war gegen 8.30 Uhr leblos im Wasser gesichtet worden. Rettungskräfte der Canyoning-Gruppe von Bergwacht und Polizei bargen den Körper aus dem Wasser. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät. Die weiteren Untersuchungen zur Identität und zu den Todesumständen übernahmen Beamte der Kriminalpolizei.
Suche vorerst eingestellt
Die Suche nach einer weiteren vermissten Person wurde am Dienstagnachmittag vorerst eingestellt. Alle relevanten Bereiche seien mehrfach abgesucht worden, jedoch ohne Erfolg, sagte ein Polizeisprecher. Sollte sich die Person noch in der Klamm befinden, gebe es angesichts der seit dem Unglück verstrichenen Zeit und der großen Wassermassen wenig Hoffnung, sie lebend zu finden.
Laut Bayerischem Roten Kreuz waren seit Montag 330 Einsatzkräfte von Polizei, BRK und Feuerwehr im Einsatz gewesen. "Auch ein Hubschrauber und mehrere Drohnen haben aus der Luft die Suche unterstützt. Leider blieben alle erdenklichen Maßnahmen ohne Erfolg", sagte BRK-Einsatzleiter Hans Steinbrecher.
Brücke von Flutwelle weggerissen
Am Montag waren acht Menschen weitgehend unverletzt aus der Klamm nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gerettet worden. Laut Polizei hatten die Geretteten berichtet, dass die Wassermassen eine Holzbrücke mitgerissen hatte, auf der sich noch zwei Menschen befunden hätten. Daraufhin starteten Polizei und Rettungskräfte einen Großeinsatz.
Wege gesperrt – Wanderer evakuiert
Die beiden Wege durch die Klamm, der Stangensteig und der Weg direkt am Hammersbach entlang, sind derzeit gesperrt. Mehr als 100 Menschen haben die Nacht in der Höllentalangerhütte oberhalb der Klamm verbracht, einige außerdem in den so genannten Knappenhäusern. Die Bergwacht habe sie alle am Dienstagmorgen ins Tal begleitet, meldete das Bayerische Rote Kreuz.
Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft
Inzwischen hat sich die Staatsanwaltschaft München II eingeschaltet. "Wir haben Vorermittlungen eingeleitet, um zu prüfen, ob eine Straftat im Raum steht", sagte die Sprecherin der Behörde, Andrea Mayer, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Dabei geht es um den Verdacht der fahrlässigen Tötung. Gegen konkrete Personen richteten sich die Überprüfungen bisher aber nicht.
Einsatzleiter betont Eigenverantwortung
Im Raum steht die Frage, ob die Klamm hätte gesperrt werden müssen. Fest steht: Die Wassermassen überraschten auch Ortskundige und Einheimische. Der rasante Anstieg des Baches sei nicht üblich. Regen ist zudem in den Bergen nicht unbedingt ein Grund, auf einen Ausflug zu verzichten.
Grainaus Bürgermeister Stephan Märkl sagte, eine derartige Gewitterzelle sei von niemandem vorhersagbar gewesen. BRK-Einsatzleiter Steinbrecher betonte, der Weg durch die Höllentalklamm verlange von den Besuchern auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung. "Wenn man sich im alpinen Bereich befindet, muss man mit so etwas rechnen. Ob das jetzt Steinschlag ist oder ein schweres Gewitter ist. Das ist nun mal so. Da kann man meiner Meinung nach keinem Menschen irgendeine Schuld geben."
Deutscher Alpenverein nicht in Aufsichtspflicht
Die Sektion Garmisch-Partenkirchen vom Deutschen Alpenverein (DAV) ist in der Höllentalklamm für die Sicherung der Verkehrswege verantwortlich. Eine Aufsichtspflicht leite sich daraus aber nicht ab, erklärte DAV-Sprecher Thomas Bucher dem BR. Bei gefährlichen Wetterlagen würde man von unten keine Wanderer mehr in die Klamm hineinlassen. Von oben allerdings, dort wo sich der Unfall ereignete, sei der Zugang frei. Dies sei auch wichtig, wenn Bergsteiger, die in Not geraten, von oben vom Höllental ins Tal wollen.
Die Brücke liege vermutlich noch im Verantwortungsbereich der DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen, so Buchner, obwohl sie sich oberhalb der Klamm befinde. "Letzen Sommer gab es auch eine ziemliche Sturzflut im Juni. Damals ist die damalige Brücke weggerissen worden, die viel massiver gewesen ist. Daraufhin ist eine Brücke installiert worden, die eine andere Konstruktion hat und keine sogenannte Verklausung mehr verursachen kann, wodurch sich Bäume und alles Mögliche stauen könnten, mit der Folge dass eine noch schlimmere Sturzflut passieren kann. Die Brücken, um die es wahrscheinlich geht, sind absichtlich genau so konstruiert, dass sie bei einem massiven Hochwasser auch mal weggerissen werden können.“
Wetterdienst hatte vor Starkregen in der Region gewarnt
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Sonntagnachmittag vor unwetterartigen Entwicklungen im Alpenraum gewarnt. In der Nacht zum Montag sei eine Vorabinformation für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit der Möglichkeit von bis zu 40 Litern Regen pro Quadratmeter und Stunde herausgegeben worden. Im Laufe des Montagnachmittags sei dann vor starken Regenfällen und Gewittern mit geringeren Regenmengen von bis 25 Litern gewarnt worden.
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