Eine Frau hinter dem Lenkrad eines Lkws.
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Mehr Frauen in der Logistikbranche, fordert die Logistik Initiative Bayern.

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Frauen in der Logistikbranche: Mitarbeiterinnen dringend gesucht

Es sollen noch mehr werden: Frauen, die Lkw fahren, Waren abfertigen oder im Management arbeiten. Das fordert die Logistik Initiative Bayern. Doch der Frauenanteil in der Branche stagniert. Mit dem Preis "Logistik ist weiblich" soll sich das ändern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Das Unternehmen VCA Logistik + Services im unterfränkischen Großostheim ist wohl der weiblichste Logistikbetrieb Bayerns. Der Versanddienstleister und Exportexperte für die Länder Schweiz und Großbritannien hat nach eigenen Angaben 1.600 Beschäftigte an 26 Standorten. Unter den Führungskräften dort sind 42 Prozent Frauen. Und in der Belegschaft in den Firmenhallen sind 72 Prozent weiblich. Das hält lobend die "Logistik Initiative Bayern" fest. Das ist ein Zusammenschluss von sechs regionalen Logistik-Netzwerken im Freistaat, der den Preis "Logistik ist weiblich" ausgelobt hat. Das erklärte Ziel der inzwischen zum dritten Mal verliehenen Auszeichnung: Es sollen mehr Frauen für Berufe in der Logistikbranche gewonnen werden.

Frauenanteil: 15 bis 20 Prozent

Vor fünf Jahren erreichte der Frauenanteil in der Branche einen Höchststand, seither stagniert er. Das teilte ein Sprecher des Nürnberger Logistikverbands cna auf Anfrage von BR24 mit. Dessen Geschäftsführer, Rudolf Aunkofer, bedauert, dass der Frauenanteil in der Logistikbranche seit fünf Jahren – also seit 2019 – nicht mehr wächst. "Wir haben im Durchschnitt so 15 bis 20 Prozent Frauenanteil, also ein bisschen wenig. In Führungspositionen dann ein bisschen mehr, aber da kann man jetzt hin und her rechnen: Es sind faktisch zu wenig", sagt Aunkofer im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Fachkräftemangel - Frauen dringend gesucht

Das ist zu wenig, was eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in der Branche angeht – und es sind zu wenige, wenn es um den Einsatz dringend benötigter Fachkräfte geht. Nach einer Umfrage der "Logistik Initiative Bayern" vom Mai dieses Jahres leiden etwa 40 Prozent der befragten Betriebe am Fachkräftemangel. Immer mehr Unternehmen bemühen sich daher, ihre Jobs auch für Frauen attraktiv zu machen. Zum Beispiel durch familienfreundliche Arbeitszeiten und Karriereförderung. Dafür erhielt die bereits erwähnte Firma VCA Logistik + Services nun den Preis "Logistik ist weiblich" in der Kategorie "Strategie".

Preisverleihung: "Logistik ist weiblich"

Neben einem Vorzeigebetrieb ehrt die Logistik Initiative Bayern gemeinsam mit dem bayerischen Verkehrsministerium auch eine Vorzeige-Unternehmerin. Es ist in diesem Jahr Katrin Eissler, Geschäftsführerin der Spedition Neuner aus dem oberbayerischen Mittenwald. Eissler baute nach Angaben der Fachjury ihren elterlichen Betrieb "vom Kleinunternehmen zum Mittelständler" aus. Dabei sei sie weiterhin "eine nahbare Chefin" geblieben, "die 24 Stunden für ihre Mitarbeitenden erreichbar ist und beispielsweise auch ihre Trucker unterwegs besucht", heißt es in der Pressemitteilung zur Preisverleihung am Montagabend in Nürnberg. Darüber hinaus sei sie auch noch in vielen Ehrenämtern aktiv, unter anderem als Mitglied im Verkehrsausschuss der IHK für München und Oberbayern.

Den Preis in der Kategorie Courage holte Ann-Katrin Gleinig aus Nürnberg. Die vormalige Lageristin ließ sich auf eigene Initiative zur Berufskraftfahrerin ausbilden und betreut seither zugleich auch den Social Media-Auftritt ihres Arbeitgebers, der Spedition Amm in Nürnberg. Der Mangel an Lkw-Fahrern und -Fahrerinnen ist bekanntlich groß. Der Logistikverband cna verweist auf Angaben des BGL, wonach aktuell etwa 60.000 bis 80.000 Fernfahrer und Fernfahrerinnen fehlen. Der cna habe deshalb schon zwei Mal zu Schnupperfahrten für Interessierte eingeladen, berichtet Verbandsvorsitzender Aunkofer. In Deggendorf und Geiselwind war das. Ein drittes Schnupperevent sei in München in Vorbereitung.

Weibliche Vorbilder aus der Logistik-Branche sollen Mut machen

Der Preis "Logistik ist weiblich" wurde auch in der Kategorie Karriere vergeben. Gewonnen hat ihn Birgit Ach, die Geschäftsführerin der Spedition Niedermaier aus Landau an der Isar. Ach entwickelte das Unternehmen nach Angaben der Jury weiter und baute neue Geschäftsfelder auf. Ein besonderes Anliegen sei ihr dabei gewesen, "Frauen und Mädchen an die Branche heranzuführen und zu fördern, sodass der Frauenanteil im Unternehmen heute bei circa 40 Prozent liegt".

Diese Beispiele "sollen Frauen bei der Berufswahl ermutigen, auch auf Jobs im Logistikbereich zu schauen", sagte der Sprecher des Logistikverbandes cna, Johannes Kraus, zu BR24. Immerhin sei die Transport- und Logistikbranche "sehr viel stärker automatisiert als früher" und auch digitaler. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte laut Pressemitteilung in seiner Laudatio, die prämierten Frauen und Unternehmen machten mit ihrem Einsatz "die vermeintliche Männerwelt Logistik weiblicher und vielfältiger". Sie würden sich damit für Gleichberechtigung und Chancengleichheit einsetzen.

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