Fotoshooting in einem Blumenladen in Wunsiedel. Vor der Kamera steht Christina Herold, waschechte Oberfränkin. Im Landkreis ist sie mittlerweile bekannt als Gesicht der Region, denn sie spielt die weibliche Hauptrolle im mittlerweile zweiten Imagefilm der Kampagne "Freiraum Fichtelgebirge". Christina Herold steht voll hinter ihrer Heimat. Sie selbst lebte einige Jahre in München, kehrte aber samt Familie zurück und präsentiert nun voller Stolz die Gegend rund um Wunsiedel. Das Shooting findet an diesem Tag in einem neuen Laden statt. In der "Blume der Stadt" kann man per EC-Karte rund um die Uhr einkaufen, auch am Wochenende. Wer spontan eingeladen ist, findet hier auf die Schnelle den passenden Strauß oder ein anderes hübsches Mitbringsel. Ein Konzept, das nach Großstadt klingt. Es ist aber die Idee einer findigen Gärtnerin aus der Region. Lange stand das Geschäft leer – jetzt kehrt wieder Leben ein. Und so soll es im gesamten Landkreis weitergehen.
Raus aus der Krise
Denn es muss sich einiges tun in der Region: Der Niedergang der Porzellanindustrie in den 90er Jahren ist auch heute noch spürbar. Marken wie Hutschenreuther und Rosenthal hatten über Jahrzehnte die Region geprägt und den Menschen wertvolle Arbeitsplätze gesichert. Als immer mehr Billigware aus Fernost den Weltmarkt überschwemmte, gingen viele der namhaften Firmen bankrott und etwa 15.000 Arbeitsplätze verloren. Viele Menschen zogen fort. In der Heimat gab es für sie keine Perspektiven mehr.
Neue Ideen brauchen Platz
Nun soll "Freiraum Fichtelgebirge" helfen. Das Besondere an der Kampagne: Die Konzepte stammen nicht aus der Feder einer externen Marketing-Agentur, sondern das gesamte Team besteht aus Menschen aus der Region. Alle sind tief verwurzelt im Fichtelgebirge, alle fühlen sich ihrer Heimat verbunden und haben ein gemeinsames Ziel.
"Ich habe mich bewusst entschieden, hierher zurückzukommen, um Werbung für unsere Region zu machen, Aufmerksamkeit auf das Fichtelgebirge zu ziehen und jedem zu zeigen: Hier gibt es Freiraum!" Cosima Benker, Freiraum Fichtegebirge-Team
Für einen möglichst reibungslosen Start bieten sie Interessierten Hilfe an. Die geht von Beratungsgesprächen in Finanzierungsfragen bis zum Gründerstammtisch, bei dem sich junge Unternehmerinnen und Unternehmer miteinander vernetzen und dann auch gegenseitig unterstützen können. Finanziert wird die Landkreis-Kampagne u.a. aus Fördermitteln des Freistaats Bayern und aus Bundesprogrammen.
Der Traum vom eigenen Café
Simon Schelter und Michael Meyer haben sich vor kurzem gemeinsam selbstständig gemacht. Nach einigen Jahren weit weg von der Heimat haben die gebürtigen Oberfranken am Wunsiedler Marktplatz das Fichtel-Café eröffnet. Der große Raum diente lange nur als Schuhlager. Jetzt trifft man sich hier in der Mittagspause. Wichtige Tipps bekamen die Gründer auch vom Team von "Freiraum Fichtelgebirge", zum Beispiel beim Innenausbau, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Da gab es einiges zu beachten. Für Anke Fähnrich ist das mittlerweile gut laufende Fichtel-Café ein gelungenes Beispiel von vielen. Sie stellt fest: Nach Jahren großer wirtschaftlicher Sorgen dreht sich der Wind in der Region langsam.
"Damals in den schlechten Zeiten hieß es immer: Wenn du was lernen willst, musst du hier weg. Das ist inzwischen gar nicht mehr so. Diese Haltung ist eigentlich weg und ganz viele versuchen hier zu bleiben. Natürlich, wenn du bestimmte Studiengänge machen willst, dann musst du erstmal weg, aber es gibt auch sehr viele, die weggehen mit dem festen Ziel, auch zurückzukommen." Anke Fähnrich, Freiraum Fichtegebirge-Team
Kampagne auf unbestimmt verlängert
Auf seiner Homepage stellt das Team von "Freiraum Fichtelgebirge" sowohl junge Startups als auch Traditionsunternehmen vor, die ihren Standort im Landkreis zu schätzen wissen, sowohl aus unternehmerischer Sicht als auch aus privater. Im Landratsamt ist klar, die Imagekampagne wird auf unbestimmt weiterlaufen. Denn trotz des Positivtrends – der Niedergang eines ganzen Wirtschaftszweiges kann nur nach und nach verarbeitet werden.
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