Man sieht die Füße eines Zeitsoldaten, der an den freiwilligen Wehrdienstleistenden in der Westfalen-Kaserne Ahlen vorbeiläuft.
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Ein Zeitsoldat läuft an den freiwilligen Wehrdienstleistenden in der Westfalen-Kaserne Ahlen vorbei.

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Wehrdienst und Wehrpflicht: Was ist mit Frauen? User diskutieren

Wie kann es mehr Soldaten für die Bundeswehr geben? Mit einem "Auswahl-Wehrdienst"? Mit der Wehrpflicht? Die Öffentlichkeit diskutiert - auch darüber, ob Frauen eingebunden werden sollten. Was aus der BR24-Community zu vernehmen ist.

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Wer wird Teil der Bundeswehr? Das Personal ist knapp - auch deshalb stellte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Juni sein Konzept für einen neuen Wehrdienst vor. Sollte dies umgesetzt werden, handelt es sich aber nicht um eine Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht des früheren Zuschnitts. Vielmehr geht es darum, zusätzliche Wehrdienstleistende für die Bundeswehr zunächst ohne Zwang zu rekrutieren. Konkret heißt das, dass alle bei Erreichen des wehrfähigen Alters - in der Regel zum 18. Geburtstag - angeschrieben werden. Männer werden aufgefordert, den Fragebogen auszufüllen, und sie sind verpflichtet, ihn zu beantworten und zurückzusenden. Bei Frauen ist die Rücksendung freiwillig.

Über die Einbeziehung von Frauen hat die Community von BR24 zuletzt einige Argumente ausgetauscht. Die Positionen reichten von "Frauen zu verpflichten, ist ein No-Go" bis zur Frage, wo denn der Glaube daran sei, "(fast) alles zu schaffen, was Männer schaffen". Eine nicht-repräsentative Umfrage auf dem BR24-WhatsApp-Kanal ergab, dass knapp 80 Prozent der Teilnehmenden einen neuen Wehrdienst auch für Frauen befürworten (Stand: 5. Juli, mittags).

Gleichberechtigung auch beim Dienst für die Bundeswehr?

Ist es tatsächlich gerecht und gleichberechtigt, wenn Frauen zu einem Wehrdienst herangezogen werden? Einige User sind der Meinung, ja – denn wenn Gleichberechtigung, dann in allen Bereichen. So schrieb BR24-User "wholler": "Gleichberechtigung bedeutet aber nicht, dass hier Rosinenpickerei stattfinden darf. Wenn schon Gleichberechtigung, dann auf allen Gebieten, also auch bei der Wehrpflicht bzw. einem Ersatzdienst. Immerhin haben viele Frauen jahrzehntelang für dieses Recht gekämpft, also sollten sie es auch bekommen." Das war die Reaktion auf einen Kommentar von "Amur_Tiger", der das etwas anders sah: "Frauen sind das Wertvollste, das unsere Gesellschaft zu bieten hat. Ich möchte diese nicht einer Wehrpflicht opfern - zivile Dienstpflicht reicht! (...)" Ein freiwilliges Melden sei ja möglich.

Gleichberechtigung - darüber sprach auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, Deutschlands ranghöchster Soldat, kürzlich in einem Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt): "Wir haben im Moment eine ausgesetzte Wehrpflicht, die laut Grundgesetz allein auf die männliche Bevölkerung zielt. Hier sollte man Gleichberechtigung herstellen – aber dazu brauchen wir erst eine entsprechende politische und gesellschaftliche Diskussion."

Bedeutung von Carearbeit

Angesichts der Tatsache, dass Frauen immer noch stärker in Kindererziehung, Haushalt und Pflege von Angehörigen eingebunden sind (externer Link), bezweifeln einige aus der BR24-Community hingegen, dass der Wehrdienst bzw. eine Wehrpflicht für Frauen Gleichberechtigung bedeuten würde. Dafür bräuchte es ihrer Argumentation zufolge mehr gesellschaftliche Veränderung. "martineclandestine" zählt einige Aspekte auf:

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Kommentar von BR24-User "martineclandestine"

Mit 18 haben die meisten Menschen die sogenannte Carearbeit erst noch vor sich und können nicht abschätzen, wie sie ihren Lebenslauf prägen wird. Mit einem Wehrdienst, aber auch mit anderen verpflichtenden "Gesellschaftsjahren", die debattiert werden, kommt ein Zeitraum hinzu, in dem Personen etwa auf dem Arbeitsmarkt fehlen.

User: Verbunden mit Debatte über "echte Gleichberechtigung"

"Karoshi" wünschte sich zunächst eine Debatte über echte Gleichberechtigung: "Ansonsten sieht das Leben von jungen Frauen so aus: Wehrdienst, Ausbildung/Studium, Vollzeitarbeit (natürlich schlechter bezahlt als bei Männern) und Carearbeit für Kinder parallel (aber wenn sie Kinderbetreuung wahrnimmt, ist sie eine Rabenmutter), in späteren Berufsjahren dann Vollzeitarbeit und Carearbeit/Pflege der älteren Generation und 'das bisschen Haushalt' macht sie ja nebenbei? Wenn sich Männer paritätisch in allen Lebensphasen einbringen, dann gerne Wehrdienst für alle!"

Bundesminister Pistorius machte in der Bundespressekonferenz Mitte Juni deutlich, dass es ihm mit seinem Vorschlag um einen "Auswahl-Wehrdienst" gehe, mit dem zunächst jährlich 5.000 Wehrpflichtige hinzukommen könnten. Für deutlich mehr fehlen Kapazitäten. Die Regierung plant derzeit keine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dennoch wird darüber diskutiert - auch, ob Frauen dann in der Pflicht wären. Hierfür braucht es eine Änderung des Grundgesetzes mit Zweidrittelmehrheit im Parlament. Pistorius möchte mit seinem neuen Modell des Wehrdienstes aber schnell vorankommen. Man habe die Erfahrung gemacht, dass viele andere Dinge noch in eine einmal angestoßen Grundgesetzänderung hineingepackt werden würden, sodass "das Verfahren viel zu lange dauert".

Auf Nachfrage beim Bundesverteidigungsministerium zu Aspekten aus der Community, sagte eine Sprecherin lediglich, dass es sich aktuell noch um einen Ideen-Austausch handle und viel im Konjunktiv stehe.

Infrastruktur in den Kasernen

Markus Faber (FDP), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, verwies am Donnerstag im SWR (externer Link) darauf, dass ja bereits jetzt Frauen in der Bundeswehr seien - rund 13 Prozent der über 182.000 militärischen Angehörigen. Infrastrukturen in Kasernen seien also vorhanden. Faber sprach sich dafür aus, dass die geplante Wehrdienstabfrage auch für Frauen verpflichtend sein soll. "Der Zugang in die Bundeswehr darf keine Geschlechterdiskriminierung kennen. Auch im Verteidigungsfall, wenn also die Wehrpflicht wieder gilt, sollten wir weder nach Geschlecht - noch nach Alter - diskriminieren", teilte er auf BR24-Anfrage mit.

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