Fronleichnamsprozession in Werdenfels 2018
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Fronleichnamsprozession in Werdenfels 2018

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Fronleichnam: Warum der Feiertag für Katholiken wichtig ist

An Fronleichnam feiert die katholische Kirche, dass Jesus in geweihtem Brot und Wein auch nach seinem Tod gegenwärtig ist. Heute kennen immer weniger Menschen die Bedeutung dieses Feiertags. Sie verbinden Fronleichnam vor allem mit den Prozessionen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche traditionell das Fest Fronleichnam. Es fällt heuer auf den 30. Mai und gehört zu den Feiertagen, deren Hintergrund viele kaum noch wissen.

Katholiken feiern Gegenwart Jesu in Brot und Wein

Der Name "Fronleichnam" bedeutet übersetzt so viel wie "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". An Fronleichnam feiern Katholiken, dass Jesus in Form von Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen. In vielen Gemeinden werden die Prozessionswege mit Fahnen, Altären und Blumen geschmückt. Mancherorts legen die Gemeindemitglieder farbenprächtige Blumenteppiche aus Tausenden Blütenblättern, die biblische Motive und christliche Symbole darstellen.

Das Wort "Fronleichnam" leitet sich ab aus dem Althochdeutschen. Dabei steht "vron" für "Herr" und "licham" für den "Leib". Denn Katholiken glauben, dass Jesus in der Hostie leiblich anwesend ist. Jesus soll laut biblischer Überlieferung beim Letzten Abendmahl gesagt haben: "Das ist mein Leib". Dieses Versprechen, dass Jesus auch nach seinem Tod noch gegenwärtig ist, das wird an Fronleichnam gefeiert.

In welchen Regionen Fronleichnam ein Feiertag ist

Doch ist Fronleichnam kein bundesweiter Feiertag: nur in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und in einigen Gemeinden in Sachsen und Thüringen ist es ein gesetzlicher Feiertag. Er erinnert gewissermaßen an das Letzte Abendmahl am Gründonnerstag: An diesem Tag selbst zu feiern, würde nicht zum stillen Charakter der Karwoche passen. Deshalb wird an Fronleichnam gleichsam "nachgefeiert".

In Städten und Regionen, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am darauf folgenden Wochenende statt. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen feiern das Fronleichnamsfest nicht.

Anders als Ostern, Weihnachten oder Pfingsten hat Fronleichnam nicht direkt ein biblisches Ereignis zur Grundlage. Papst Urban IV. führte Fronleichnam 1264 als allgemeines Kirchenfest ein, 1317 ordnete Papst Johannes XXII. den Donnerstag als Festtag an. Das Fest geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209; sie wurde später heiliggesprochen.

Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten

Eine Fronleichnamsprozession wurde erstmals in den 1270er-Jahren in Köln begangen. In der Reformation entwickelte sich das Fest zu einem Merkmal, das Katholiken und Protestanten unterscheidet: Luther bezeichnete Fronleichnam 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest", weil die biblische Grundlegung fehle. Der Gegensatz hat sich inzwischen abgeschwächt: Auch auf evangelischen Kirchentagen gab es schon mehrfach gemeinsame Fronleichnamsprozessionen.

In der Münchner Innenstadt werden am Donnerstag Tausende Gläubige zum Fronleichnamsfest erwartet. Um 9 Uhr zelebriert Kardinal Reinhard Marx auf dem Marienplatz einen Gottesdienst. Anschließend führt eine Prozession, bei der die Hostie in einer Monstranz getragen wird, rund zwei Kilometer durch die Innenstadt. Begleitet wird der Zug von Jugendlichen, Ordensleuten, Trachtengruppen, Mitgliedern katholischer Räte und Verbänden sowie Vertreterinnen und Vertretern der Politik. Bei schlechtem Wetter findet die Eucharistiefeier im Dom statt.

Ein Fest mit lokalen Bräuchen und kultureller Identität

Vor allem in Bayern und Österreich wird die Tradition der Fronleichnamsprozession hoch gehalten. Besonders sehenswert sind die Prozessionen in Ruhpolding und im Wallfahrtsort Altötting sowie die Seeprozession auf dem Staffelsee in Seehausen bei Murnau. Katholiken sind dazu eingeladen, ihren Glauben öffentlich zu zeigen und dazu auf die Straße zu gehen.

Lange Zeit waren viele Fronleichnamsprozessionen kämpferische Demonstrationen katholischer Frömmigkeit gegen die Protestanten. In der NS-Zeit konnten sie sogar als Akt passiven politischen Widerstands gedeutet werden. Auch heute wollen viele Menschen an Fronleichnam deutlich machen, dass ihrer Meinung nach der Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in der Gesellschaft gezeigt werden soll.

Dieser Artikel ist erstmals am 15. Juni 2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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