Schaustellerin Tayra Kunstmann stellt auf dem Nürnberger Volksfest Zuckerwatte her.
Bildrechte: BR/Tobias Burkert

Ohne Frauen läuft auf dem Nürnberger Volksfest nichts. Für viele ist Schaustellerin ihr Traumjob – auch für Tayra Kunstmann aus Erlangen.

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Geballte Frauenpower: Schaustellerinnen am Nürnberger Volksfest

Ein Leben auf dem Rummel. Das klingt nach Reisen, Abenteuer und auch harter Arbeit. Insbesondere Schaustellerinnen stehen vor der Herausforderung, Job und Familie unter einen Hut zu kriegen. Drei starke Frauen erzählen von ihrem Alltag.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Strahlender Sonnenschein auf dem Nürnberger Herbstvolksfest. Das heißt: viel zu tun für Carina Hellberg. Die 24-jährige Schaustellerin ist im achten Monat schwanger, bekommt demnächst ihr erstes Kind. Dennoch zeigt die studierte Betriebswirtin vollen Einsatz in der familiären Fischbude, belegt ein Fischbrötchen nach dem nächsten. Es muss schnell gehen, die Kundschaft steht quasi schon vor der Tür. Schaustellerin sei ihr Traumjob, sagt sie und positioniert ein fertiges Bismarckhering Brötchen aufs Tablett. Einige Dutzend werden noch folgen. "Als kleines Kind stand ich schon auf der Cola-Kiste hinterm Tresen und habe die Leute bedient", erzählt Hellberg.

Gut ausgebildet für den heimischen Betrieb

Eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und ein absolviertes BWL-Studium sind die beruflichen Zutaten, die der 24-Jährigen helfen, das Geschäft zu organisieren. Gemeinsam mit ihrem Partner betreibt sie zudem Dinkels Frankendorf auf dem Nürnberger Volksfestplatz. Immer wieder steht Hellberg auch hier hinterm Zapfhahn. Familiärer Zusammenhalt wird bei den Schaustellerinnen und Schaustellern eben großgeschrieben.

Spielidee in Corona-Zeit entwickelt

Nur ein paar Meter neben dem Frankendorf betreibt Diana Göhring ihr Geschäft: Eine überdimensionierter Steinschleuder, mit der Stofftiere per Ball treffsicher vom Sockel geschossen werden müssen. Eine Spielidee, die das Ehepaar Göhring während der Corona-Pause entwickelt hat. Diana Göhring ist Schaustellerin in mittlerweile achter Generation. Sie habe nie etwas anderes machen wollen, sagt sie. Der Spagat zwischen Familie und dem Rummel sei oft herausfordernd, aber die Freiheit der Selbständigkeit möchte sie nicht missen: "Wir Frauen auf dem Festplatz müssen Alleskönnerinnen sein". Alle paar Wochen lebt sie an einem anderen Ort, lernt neue Menschen kennen. Das sei genau das Leben, das sie leben wolle.

Mehrgleisig fahren ist Standard

Wer sich für den Rummel entscheide, müsse das mit Haut und Haaren tun, sonst gehe das nicht gut, davon ist auch Schaustellerin Tayra Kunstmann überzeugt. Die 27-Jährige stammt aus einer Schaustellerfamilie mit fast 100-jähriger Tradition. Die Erlangerin hat ihr eigenes Geschäft, hilft aber auch im Süßwarenwagen ihrer Eltern mit aus, rührt dort die gebrannten Mandeln, schlichtet Popcorn ein. Die einjährige Tochter Erna ist immer mit dabei, lernt die große Festplatzfamilie von Klein auf kennen. Zeit für lange Urlaube oder Erholung nach dem Kinderkriegen habe sie sich nicht wirklich genommen. "Einen Tag nach der Entbindung war ich schon wieder im Geschäft", sagt Kunstmann, die sich auch noch als Sprecherin der süddeutschen Schaustellerjugend ehrenamtlich engagiert.

Ohne Frauen läuft auf dem Volksfest nichts

Eines wird schnell klar beim Besuch hinter den Kulissen des Herbstvolksfestes, das am Sonntag, 10. September mit einem großen Feuerwerk endet: Ohne tatkräftige Frauen würde sich hier nicht viel drehen. Alle drei Frauen haben sich bewusst für ein Leben auf dem Rummel entschieden, mit allen Vor- und Nachteilen. Bereut habe es bisher noch keine, und es sieht gut aus, dass die Familientradition jeweils fortgeführt wird.

Zum Abendschau-Beitrag:

Die 24-jährige Schaustellerin Carina Hellberg
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Auch bei den Schaustellern ist es fast wie überall sonst: Frauen müssen oft den Spagat zwischen Familie und Beruf hinbekommen.

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