Der Nürnberger Francis Poku und die Geflüchtete Wabi Folayimika klettern eine Boulder-Route empor.
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Der Nürnberger Francis Poku hilft der Geflüchteten Wabi Folayimika beim Erklimmen der Boulder-Route.

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Gemeinsam Bouldern: Wenn Klettern die Integration stärkt

Gemeinsam Bouldern: Wenn Klettern die Integration stärkt

Der Nürnberger Verein "we integrate" trifft sich wöchentlich zum Bouldern. Die Zugezogenen sollen dabei neue Leute kennenlernen, Deutsch üben und ihr Selbstvertrauen stärken – und die Deutschen ihre Vorurteile abbauen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Mutig müssen sie sein, die rund 20 Sportlerinnen und Sportler. Denn wer sich in gut vier Metern Höhe nicht mehr halten kann, fällt ungebremst auf die graue Matte in der Boulderhalle "Steinbock" in Nürnberg. Vor der Höhe haben die Neuzugänge des Projektes "we climb" Respekt. Cynthia de la Cantera aus Kuba ist zum zweiten Mal dabei und klammert sich mit zittrigen Armen an den lilafarbenen Griffen fest. Alleine durch die Kletter-Route muss sie sich aber nicht kämpfen: Unten steht der Nürnberger Francis Poku und gibt ihr Tipps.

Darum geht es beim Boulder-Projekt des Vereins "we integrate": Geflüchtete, Zugezogene und Menschen ohne Migrationsgeschichte sollen sich durch den Sport besser kennenlernen.

Verfolgt, bedroht, vertrieben

Cantera lebt seit einem Jahr und vier Monaten in Deutschland. Sie ist 34 Jahre alt, Journalistin, und hat in Kuba zum Thema Korruption recherchiert. Die Regierung habe sie deswegen verfolgt und ihr verboten, weiter zu arbeiten. Würde sie das tun, käme sie ins Gefängnis.

Um sich gut zu integrieren, möchte Cantera noch besser Deutsch lernen. Dabei kann das Bouldern helfen. Denn jede Route funktioniert wie ein Puzzle. Um das zu lösen, sitzen die Gruppenmitglieder vor der Wand, zeigen auf Griffe und beraten, wie sie am besten hochkommen. Dabei üben sie auch, Deutsch zu sprechen. "Das fällt vielen hier leichter, als wenn sie in einem Unterrichtsraum im Deutschkurs sitzen", stellt Poku fest. Einen regelmäßigen Termin gibt es auch hier: Jeden Dienstag um 17.30 Uhr trifft sich die Gruppe – immer in einer anderen Boulderhalle in Nürnberg.

Er war alleine – jetzt ist er Teil des Teams

Andrey Garcia musste ebenfalls aus seiner Heimat flüchten. Er stammt aus Venezuela. Doch als schwuler Mann sei er dort verfolgt worden. Nicht von der Polizei, sondern von einer paramilitärischen Gruppe, die versucht habe, ihn umzubringen. Als er nach Deutschland kam, war er erst einmal alleine. "Aber beim Bouldern mache ich nicht nur Sport, sondern lerne auch neue Leute kennen", erzählt er. Seit einem halben Jahr ist er schon dabei – und das sieht man auch. Mutig schwingt er sich über ein überhängendes Stück Kunstfels von Griff zu Griff.

Integration muss von beiden Seiten ausgehen

Viele Menschen, die nach Deutschland kommen, spüren im Alltag die Vorurteile der Deutschen, tun sich mit der Sprachbarriere schwer und erleben Rassismus. Laut Bayerischem Innenministerium ist die Zahl der Straftaten im Bereich Hasskriminalität in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Davon spricht man, wenn Menschen aufgrund ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung Opfer von Straftaten werden.

Rassismus und Ausgrenzung hat auch Sorush Mawlahi erfahren müssen. Er kam vor acht Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. 2019 gründete er den Verein "we integrate" mit und ist inzwischen Vorsitzender. "Mir war und ist das wichtig, damit die Menschen, die nach mir kommen, nicht das gleiche erleben müssen, wie ich", schildert er. Denn für Mawlahi bedeutet Integration nicht nur, dass die Zugezogenen die Sprache, die Kultur und die Regeln kennenlernen müssen. Integration bedeutet auch, dass die Einheimischen ihre Vorurteile abbauen müssen.

Jeder darf mitmachen – auch Menschen ohne Migrationserfahrung

Vorurteile zu haben sei ganz normal, findet Max Neumann, stellvertretender Projektleiter von "we climb". Wichtig sei es aber, "mehr Verständnis für andere Menschen zu schaffen und die eigenen Grenzen der Empathie zu erweitern." Bei Projekten wie dem gemeinsamen Bouldern lerne man die Menschen als Sportler und nicht als Afghanen, Türken oder Kubaner kennen. Das helfe, eigene Vorurteile zu überdenken. Deshalb wünscht sich das Boulder-Team, dass sich ihnen auch mehr Deutsche anschließen.

"We Climb" Nürnberg bringt Menschen beim Klettern zusammen
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"We Climb" Nürnberg bringt Menschen beim Klettern zusammen

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