Ein Mann steht unter einem Baum und zwei Frauen sitzen im Gras vor ihm.
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Mal zum Gruseln, mal zum Lachen sind die Geschichten, die Erik Berkenkamp seinen Zuhörerinnen und Zuhörern auf Walberla und Staffelberg erzählt.

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Geschichten sind sein Leben: Der Sagenerzähler vom Walberla

Geschichten sind sein Leben: Der Sagenerzähler vom Walberla

Erik Berkenkamp hat eine tiefe, einschmeichelnde Stimme. Mit ihr erzählt er auf dem Walberla und dem Staffelberg Sagen und Geschichten aus Franken. Dass er ursprünglich aus Bremen stammt, hat ihn anfangs gehemmt: Würden ihn die Franken akzeptieren?

Über dieses Thema berichtet: Fränkische Gschichten am .

Es ist ein sehr heißer Sonntag im August. Zum Glück hat Erik Berkenkamp heute einen Baum ausgewählt, der viel Schatten spendet, und so nah am Rand des Walberla steht, dass von unten hin und wieder ein laues Lüftchen für Abkühlung sorgt. Erik Berkenkamp ist der Geschichtenerzähler vom Walberla: ein Norddeutscher, der die fränkischen Sagen auf hochdeutsch vorträgt. In den warmen Monaten des Jahres empfängt der Wahl-Bamberger jeden dritten Sonntag im Monat Wanderer, und Geschichtenliebhaber auf halber Höhe des Walberla, am Kirchehrenbacher Kreuz.

Ein Erzähler liest nicht ab

Heute erzählt der Mann mit dem weißen Vollbart und dem rot-weiß-karierten Hemd unter anderem die Sage davon, wie die Forchheimer Hundsbrücke zu ihrem Namen kam. Außerdem geht es um einen armen aber klugen Mann, der sich mit einem einzigen Wunsch, der ihm von Gott geschenkt wurde, ein erfülltes Leben schafft. Gruselig wird es, als ein vermeintlich Toter plötzlich zu sprechen beginnt. "Ich achte auf eine gute Mischung", lächelt Berkenkamp. Der 72-Jährige betrachtet sich als Erzähler, nicht als Vorleser. Niemals würde er aus einem der alten Bücher ablesen, in denen er die Sagen findet – übrigens sind es nie dieselben. "Ich versetze mich in die Geschichten hinein", erklärt er, "dann erwecke ich sie zum Leben. Das kann jedes Mal ein bisschen anders rüberkommen, aber die Grundgeschichte bleibt gleich."

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Erzähler mit Körpereinsatz: Erik Berkenkamp sinkt schon mal auf die Knie, um seine Sagen auch theatralisch rüberzubringen.

Picknick mit fränkischen Sagen

Susanne und Romy aus Kirchehrenbach, gleich am Fuß des Walberla, sind zum zweiten Mal den steilen Weg von ihrem Zuhause hinaufgewandert, um den Geschichten von Erik Berkenkamp unter dem Erzählbaum zu lauschen. Nun sitzen Mutter und Tochter auf einer Picknickdecke, ihre Wasserflaschen sind schon halb leer, und genießen das Zuhören. "Er erzählt ganz toll, es ist so schön, ihm zuzuhören", sagt Romy. Ihre Mutter ergänzt: "Manche Geschichte habe ich schon gekannt, andere waren neu für mich." Dass Erik Berkenkamp Hochdeutsch spricht, spielt für sie überhaupt keine Rolle. Ihn kostete es anfangs allerdings Überwindung.

Sprache als Heimat

"Ich habe vor 15 Jahren angefangen", berichtet Erik Berkenkamp, nachdem er die letzte Geschichte für diesen Sonntag erzählt, der Applaus abgeklungen ist und ihm ein paar Münzen zugesteckt worden sind. "Ein Bekannter hatte das vorher gemacht und ist dann ausgewandert." Ob er als hochdeutsch sprechender, gebürtiger Bremer das Ehrenamt übernehmen könne, habe er ihn damals gefragt. "Er sagte, es sei nicht wichtig, wie die Geschichten erzählt würden, sondern, dass sie weitergetragen würden." Die anfängliche Scheu hat der Deutschlehrer längst abgelegt. Auch seine vielen Stadtführungen in Bamberg garniert er lieber mit Geschichten als mit Daten. "Ich liebe die Sprache, das ist meine Heimat", betont der Erzähler und setzt seinen breitkrempigen Filzhut auf. "Jetzt geht es zur Manöverkritik mit einer Freundin, die heute dabei war, ins Wirtshaus", grinst er.

Zwei Wochen später wird Erik Berkenkamp wieder in seine Lederhose mit den knallroten Hosenträgern und in seine Erzählerrolle schlüpfen – dann auf dem Staffelberg.

Info: Die fränkischen Sagen und Geschichten erzählt Erik Berkenkamp – manchmal in Begleitung einer Märchenerzählerin – jeden ersten Sonntag im Monat auf dem Staffelberg und jeden dritten Sonntag im Monat auf dem Walberla zwischen April und Oktober. Die Teilnahme ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich.

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