Ein Apotheker holt eine Medikamentenverpackung aus einer Schublade (Symbolbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Monika Skolimowska

Bayerns Gesundheitsminister rechnet mit großen Medikamenten-Engpässen in den kommenden Monaten.

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Gesundheitsminister Holetschek rechnet mit Medikamenten-Engpass

Bayerns Gesundheitsminister warnt vor Medikamenten-Engpässen. "Wir steuern sehenden Auges erneut auf eine krisenhafte Arzneimittelversorgungslücke im Herbst und Winter zu", so Holetschek. Aktuell nannte er Antidepressiva für Kinder und Jugendliche.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rechnet mit großen Medikamenten-Engpässen in den kommenden Monaten. "Wir steuern sehenden Auges erneut auf eine krisenhafte Arzneimittelversorgungslücke im Herbst und Winter zu", warnte er in einer Pressemitteilung vom Samstag. Aktuell nannte er den Lieferengpass bei dem Antidepressivum Fluoxetin, dem einzigen Wirkstoff, der für Kinder und Jugendliche zugelassen ist. "Jetzt betrifft der Versorgungsengpass von Arzneimitteln auch die schwächsten und vulnerabelsten Patienten: Kinder und Jugendliche mit schweren psychischen Erkrankungen", so Holetschek.

Dringender Appell von Kinder- und Jugendpsychiatern

Die Bundesregierung müsse den dringenden Appell von Psychiatern und Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche ernst nehmen und rasch Maßnahmen ergreifen, um die Versorgungssicherheit für die Betroffenen wieder herzustellen. In einem Brief hatten diese dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag (6. Oktober) ihre Forderungen zur Beseitigung des Medikamentenmangels bei dem Antidepressivum Fluoxetin mitgeteilt.

Lauterbach müsse zudem dafür sorgen, dass Ärztinnen und Ärzte keine Regresse befürchten müssten, wenn sie infolge des Medikamentenmangels auf andere verfügbare Medikamente umstellten, die aber nicht für die Altersgruppe zugelassen seien, fordert Holetschek.

Deutschland soll für Pharmaindustrie wieder attraktiver werden

Holetschek forderte zudem ein langfristiges Konzept der Bundesregierung, um Deutschland als Standort für Pharmaunternehmen wieder attraktiver zu machen. "Die Hersteller müssen der Politik vertrauen können, dass der Produktionsstandort Deutschland attraktiv bleibt. Und die Menschen müssen der Politik vertrauen können, dass sie alles dafür unternimmt, Arzneimittellieferengpässe wie im vergangenen Jahr zu vermeiden", forderte er. Ein angekündigtes Strategiepapier müsse klare, nachhaltige und pragmatische Maßnahmen aufzeigen. "Doch ich befürchte, dass das vom Bund angedachte Strategiepapier einmal mehr hinter den Erwartungen bleiben wird", sagte Holetschek.

Lauterbach bei Arzneimittelversorgung zuversichtlich

Grundsätzlich zeigte sich Lauterbach zuletzt Mitte September noch zuversichtlich, was die allgemeine Arzneimittelversorgung für Kinder und Jugendliche anbelangt. "Wir sind besser aufgestellt als im letzten Jahr." Ganz ausschließen könne er zwar nicht, dass es nochmal eng wird. Aber es könne gelingen, dass Deutschland ohne Knappheit bei Kinder- und Jugendmedikamenten durch den Winter kommt.

Die Pharmaindustrie habe schon in den letzten Wochen und Monaten die Produktion von Schmerzmitteln, Fiebersäften und Antibiotika deutlich hochgefahren hat - teilweise bis an die Grenze dessen, was die Maschinen leisten können, sagte der Minister.

Dafür sei er sehr dankbar, sagte Lauterbach. Jetzt geht es darum, die vorhandenen Medikamente optimal einzusetzen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Apotheken. Ihnen sollen mehr Freiheiten gegeben werden: Wenn zum Beispiel Tropfen verschrieben, aber nur Tabletten vorrätig sind, sollen künftig die Tabletten ausgegeben werden können. Ähnliches soll bei Packungsgrößen gelten und auch bei der Produktion bestimmter Mittel durch die Apotheke selbst - hier soll es überall mehr Flexibilität geben.

Mit Informationen von dpa und epd.

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