Drei Männer in dunkelblauen Uniformen mit der Aufschrift "Polizei" stehen in der Dunkelheit beieinander.
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Gewalt zu erfahren kann auch für Polizistinnen und Polizisten traumatisch sein.

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Gewalt gegen Polizisten: Angeschlagen zurück im Dienst

Gewalt gegen Polizisten: Angeschlagen zurück im Dienst

Gewalt zu erfahren, kann traumatisch sein – auch für Polizistinnen und Polizisten. In Regensburg steht nach einem vermeintlich harmlosen Einsatz das Leben eines jungen Beamten still. Das Erlebte wirkt nach, dennoch geht es für ihn zurück auf Streife.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Schutzweste, Einsatzgürtel, Stiefel – für Polizist Patrick Reichl-Rapp aus Regensburg ist es die Basisausstattung, wenn er im Dienst ist. Die richtige Ausrüstung ist für den 31-Jährigen wichtiger denn je. Er wurde bereits dreimal im Einsatz verletzt.

Der Polizeihauptmeister ist damit nicht allein. Nach dem aktuellsten "Lagebild zur Gewalt gegen Polizeibeamte" des bayerischen Innenministeriums [externer Link] wurden im Jahr 2023 im Freistaat 3.050 Polizistinnen und Polizisten im Einsatzgeschehen durch Angriffe verletzt.

Im Dienst verletzt: Hodenquetschung – Zeugungsfähigkeit ungewiss

Ein Vorfall hat sich bei Patrick Reichl-Rapp besonders eingeprägt. Es war kurz nach Dienstbeginn. Der 31-Jährige und ein Streifenkollege werden zu einer Schlägerei vor einem Regensburger Einkaufszentrum geschickt. Als er versucht dazwischenzugehen, bekommt er selbst Schläge ab. Wenig später, so schildert er es, stößt ihm eine Frau ihr Knie dreimal in den Genitalbereich, ihm wird schwarz vor Augen.

Patrick Reichl-Rapp erleidet unter anderem eine schwere Hodenquetschung. Er fällt mehrere Wochen aus – dazu kommt die Ungewissheit, ob er jemals Kinder zeugen kann.

Im Video: Wie ein junger Polizist nach einem traumatisierenden Einsatz wieder auf Streife geht

Zwei Männer in dunkelblauer Uniform, einer sitzend in einem Kleintransporter mit Blaulicht, einer stehend davor.
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BR24 vor Ort begleitet einen jungen Polizisten in Regensburg, der nach einer traumatisierenden Gewalterfahrung wieder auf Streife geht.

Polizeistiftung: "In jeder Uniform steckt ein Mensch"

Die Bayerische Polizeistiftung unterstützt Beamtinnen und Beamte, die im Dienst verletzt wurden – vor allem finanziell. Laut deren Vorsitzendem Thomas Lintl bekämen sie nahezu täglich Meldungen von verletzten Kolleginnen und Kollegen. "Eine Tat trifft nicht nur den Körper, sondern häufig auch die Seele", sagt Lintl, deshalb würden auch Gesprächsangebote innerhalb der Polizei immer weiter ausgebaut. "In jeder Uniform steckt ein Mensch", so Lintl.

Auch Patrick Reichl-Rapp hat es geholfen zu reden – sei es mit Kollegen, Freunden oder der Familie. Dennoch fällt es ihm schwer, an den Einsatzort von damals zurückzukehren. Das Erlebte habe sich bei ihm "eingebrannt", sagt er. Fälle wie der im Jahr 2024 in Mannheim, als ein Polizist mit einem Messer angegriffen wurde und später im Krankenhaus starb, machen ihn betroffen.

Auch Beleidigung zählt zur Gewalt gegen Polizeibeamte

Insgesamt spricht das bayerische Innenministerium von 7.913 Fällen von Gewalt gegen Polizeibeamte im Jahr 2023 in Bayern. Darunter fallen jedoch auch beispielsweise Beleidigungsdelikte. Die Tatverdächtigen sind im "Lagebild" als überwiegend deutsch, männlich und polizeibekannt aufgeführt. Außerdem sollen viele von ihnen zum Tatzeitpunkt unter Alkoholeinfluss gestanden haben.

Die Daten entstammen der jährlich veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik [externer Link], die von Kriminologen mitunter kritisch bewertet wird. Ihrer Ansicht nach eignet sie sich nicht als Nachweis für die Kriminalitätsentwicklung.

Polizist Patrick Reichl-Rapp achtet nach seinen Erfahrungen noch stärker auf die Eigensicherung – gerade wenn er nicht weiß, was oder wen ihn bei einem Einsatz genau erwartet. "Wichtig ist es, selbst ruhig zu bleiben", so Reichl-Rapp. Seinen Job an den Nagel zu hängen, kam für ihn nie infrage.

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