Bahnübergang Grafing-Wiesham
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Wie anno dazumal: Bahnschranke wird monatelang per Hand bedient

Wie anno dazumal: Bahnschranke wird monatelang per Hand bedient

Am Bahnübergang Grafing-Wiesham trägt sich ein kurioses Schauspiel zu: Die Schranke wird dort von Bahnmitarbeitern manuell auf- und zugemacht. Und das mehrmals pro Stunde und schon seit November. Der Grund dafür ist ein technischer Defekt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Am Bahnübergang Wiesham, einem Ortsteil von Grafing im oberbayerischen Landkreis Ebersberg, erleben Autofahrer, Radlfahrer oder Fußgänger derzeit ein kurioses Schauspiel beim Überqueren der Gleise. Die Schranke wird dort 24 Stunden am Tag manuell bedient. Echte Handarbeit also.

Viel befahrene Strecke und wichtiger Übergang für Anwohner

An dem Gleis fährt der Zug von Wasserburg nach München und die S-Bahn nach Ebersberg. Die Strecke ist eingleisig. Alle paar Minuten kommt also ein Zug und die Schranke muss dann jedes Mal aufs Neue manuell bedient werden.

Für die Anwohnerinnen und Anwohner in Wiesham ist es ein wichtiger Übergang, denn sie müssten sonst einen großen Umweg fahren. Das Spektakel sind sie mittlerweile schon gewohnt, es geht ja schon seit einigen Monaten so: "Der sitzt da im Auto, ich fahr’ ja täglich Richtung Ebersberg, und macht das dann händisch. Schon komisch", erzählt eine Frau. Sie nimmt es mit Humor und lacht beim Erzählen. Ein bisschen mehr Geduld müsse man allerdings mitbringen, gibt sie zu. Vor allem, wenn die S-Bahn Verspätung habe, die Schranke aber schon zu ist. Manchmal, berichtet sie weiter, würden die Bahnmitarbeiter nicht einmal aussteigen und vom Auto aus die Schranke bedienen.

Ein anderer Fahrer zeigt sich eher irritiert: "Da braucht es ja viele Leute, den Bahnübergang rund um die Uhr zu sichern. Und Leute, die das überhaupt machen wollen".

Sechs Mitarbeiter der Bahn sichern Schranke rund um die Uhr

Tatsächlich sind es sechs Mitarbeiter der Bahn, die derzeit am Bahnhof Grafing-Wiesham die Schranke bedienen. Rund um die Uhr sind immer zwei Posten abgestellt. Wohl aus Sicherheitsgründen, falls einer mal kurz weg muss oder aus anderen Gründen ausfällt.

Einer der "Wachposten" an der Bahnschranke erzählt vor Ort, wie sein derzeitiger Arbeitstag aussieht: "Ich bekomme einen Anruf vom Fahrdienstleiter und der möchte bestätigt haben, dass die Schranken jetzt geschlossen sind, das ist meine Aufgabe. Und wenn ich dann die Rückleuchten des Zuges sehe, dann werden die Schranken wieder aufgesperrt".

Bahnübergang rund 50 Jahre alt - Reparatur laut Bahn kurzfristig nicht mehr möglich

Die Deutsche Bahn erneuert in den kommenden Jahren mehrere Bahnübergänge an der Bahnlinie zwischen Grafing und Ebersberg. Der Bahnübergang in Wiesham, der rund 50 Jahre alt ist, ist Teil dieser Maßnahme.

Laut Informationen der Bahn auf BR-Anfrage ist bei einer routinemäßigen Inspektion aber festgestellt worden, dass es Schäden an technischen Komponenten der Anlage gibt. Diese können zu einer Fehlfunktion führen. Deswegen muss seit November bis zum Abschluss der Erneuerung des Bahnübergangs die Schranke manuell gesichert werden.

Laut Bahn war eine kurzfristige Reparatur der Schranke nicht mehr möglich. Außerdem sei die Umsetzung kompliziert, weil die Technik am Bahnübergang Wiesham mit drei benachbarten Bahnübergängen verbunden sei.

Bahn will Übergang vielleicht ganz sperren

Wie lange also die insgesamt sechs Bahnmitarbeiter dort noch stehen und die Schranke manuell auf- und zu machen, ist derzeit noch unklar. Je nachdem, wie lange die Renovierungsarbeiten für den Bahnübergang noch dauern.

Die Bahn hat auf BR24-Anfrage aber mitgeteilt, dass sie gerade in Abstimmung mit dem Straßenbauamt und der Gemeinde prüft, den Übergang in Wiesham bis zum Abschluss der Bauarbeiten ganz zu sperren. Das wäre dann für die Anwohnerinnen und Anwohner noch umständlicher als am Gleis zu warten, bis die Schranke per Hand wieder geöffnet wird.

Dieser Artikel ist erstmals am 26. Februar 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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