Die religiöse Bewegung "Universelles Leben" (UL) hat ihre "Prophetin" verloren. Am Mittwoch bestätigte Andrea Rothenbucher, die Bürgermeisterin von Hettstadt, den Tod von Gabriele Wittek, der Gründerin der umstrittenen Sekte. Wittek war zuletzt in Hettstadt bei Würzburg gemeldet. Sie wurde 91 Jahre alt. Zuerst hatte die Mainpost über den Tod der selbsternannten "Prophetin" berichtet. Der genaue Todestag der UL-Gründerin ist nicht bekannt. Für die Mitglieder der Sekte galt sie als "Posaune Gottes". Die Anhänger nennen sich Urchristen.
Experte sieht Witteks Tod als "echte Zäsur"
Der Beauftragte für Weltanschauungsfragen bei der Diözese Würzburg geht davon aus, dass der Tod der Gründerin für die Gemeinschaft intern "eine echte Zäsur" darstellt. Denn die umstrittene Glaubensgemeinschaft habe den Tod einer "charismatischen Gründungsfigur" zu verkraften. Das sagte Jürgen Lohmayer in der Bayern1-Sendung "Mittags in Mainfranken". Er gilt als Experte für das "Universelle Leben".
Dass Witteks Tod das Ende für die religiöse Bewegung bedeutet, glaubt Lohmayer aber nicht. In der Gemeinschaft gebe es noch einige Leitungsfiguren, die noch leben. "Wenn diese erste Generation dann vielleicht auch verstorben ist, wird man wahrscheinlich erst sehen können, ob das UL dann noch weiter bestehen wird oder ob sich das dann einfach auflösen wird", so Lohmayer. Einen Nachfolger für Gabriele Wittek gebe es nicht und könne es auch nicht geben. "Denn Gabriele Wittek war die endzeitliche Prophetin, nach ihr kann es eigentlich nichts mehr geben", sagt der Experte.
Er vermutet, dass die umstrittene Glaubensgemeinschaft auch die Bio-Supermärkte und Marktstände in ganz Deutschland weiterhin betreiben wird. "Die Erlöse werden sicherlich auch zu einem gewissen Teil dazu hergenommen, um das Erbe von Frau Wittek gut zu verwalten."
Wegen "Offenbarungen" als Prophetin gefeiert
Gabriele Wittek wurde am 7. Oktober 1933 in Wertingen bei Augsburg geboren. Ende der 60er zog Wittek nach Würzburg. Wie aus ihren Veröffentlichungen hervor geht, will sie im Januar 1975 nach dem Tod ihrer Mutter erstmals die Stimme Jesu Christi vernommen haben. Außer Jesus sollen sie noch ein "Geistbruder Emanuel", ein "Schutzgeist Hielya" und "Mairadi", ein "Bruder aus dem All", kontaktiert haben. Aufgrund dieser "Offenbarungen" gründeten sich Nürnberg und Würzburg sogenannte Christuszellen, die sich 1977 zum "Heimholungswerk Jesu Christi" zusammenschlossen.
"Universelles Leben" auch wirtschaftlich aktiv
Im Jahr 1984 benannte sich die Glaubensgemeinschaft in "Universelles Leben" um. Laut der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) begann damit auch eine zunehmende Kommerzialisierung der Organisation.
In Würzburg und Umgebung gründeten aus dem In- und Ausland zugezogene Anhänger Witteks eine Vielzahl sogenannter Christusbetriebe, darunter mehrere Altenheime, einen Pflegebetrieb, eine Privatschule und eine Klinik. Die wirtschaftlichen Aktivitäten – vor allem im Bereich der Bio-Läden und veganer Ernährung – nahmen im Lauf der Zeit deutlich zu. So werden die Waren der eigenen Marke "Lebe gesund" über Unterfranken hinaus auf Märkten in zahlreichen Städten verkauft.
Wegen juristischer Streitigkeiten in den Schlagzeilen
Die Glaubensgemeinschaft machte wegen Verleumdungsklagen und Abschussverbot für Wildschweine auf eigenem Grund von sich Reden. Kritiker und Aussteiger berichten von totalitären Strukturen sowie finanzieller und psychischer Ausbeutung. In den vergangenen Jahren war es um das UL als religiöse Bewegung eher ruhig geworden – vor allem, nachdem 2012 der langjährige Sprecher der Sekte, der Rechtsanwalt Christian Sailer, offenbar aus dem UL ausgetreten war. Er hatte das UL jahrelang nach außen hin vertreten, während Gabriele Wittek seit Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten ist.
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Mit Informationen der epd
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