Vier Wildgänse am Ufer eines Gewässers.
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Damit Wildgänse sich nicht unkontrolliert vermehren, hat der Landkreis Lichtenfels einen Wildgansmanager angestellt.

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Haufenweise Kot am Ufer: Wildgansmanager reduziert Population

Haufenweise Kot am Ufer: Wildgansmanager reduziert Population

Die Hinterlassenschaften von Vögeln an Weihern und Seen ärgern viele Badegäste. Decke hinlegen und picknicken geht dann nicht mehr. In Michelau gibt es Bayerns einzigen Wildgansmanager. Seine Aufgabe: die Population der Gänse reduzieren.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wildgänse und deren Hinterlassenschaften rufen ihn auf den Plan: Martin Goller. Als Bayerns einziger Wildgansmanager soll er die Plage in den Griff kriegen. Am Rudufersee in Michelau in Oberfranken haben die Kanada– und Nilgänse den Badestrand fast komplett eingenommen. Ein Tier neben dem anderen, ein Haufen neben dem anderen, die ganze Wiese ist voller Kot.

Jede Wildgans frisst täglich ein Kilo Getreide und Gras

Jeden Tag müssen die Haufen weggeschafft werden, sagt Martin Goller. Er ist Wildgansmanager des Landratsamts Lichtenfels. Jede Gans fresse täglich rund ein Kilogramm Getreide und Gras, sagt Goller. Davon verwerte das Tier jedoch nur 20 Prozent, den Rest scheide die Gans komplett unverdaut aus. "Und deswegen haben wir solche riesige Mengen Kot" ärgert sich der Wildgansmanager. Der hohe Bestand von Wildgänsen hier in Michelau habe mit einer normalen Population nichts mehr zu tun und sei exemplarisch für ganz Bayern, so Martin Goller.

Mit Manipulation der Eier die Population reduzieren

Wildgänse sind keine Zugvögel. Sie bleiben vor Ort und bauen Nester auf den Inseln in den Seen, wo sie keine natürlichen Feinde haben. Da brüten sie und vermehren sich. Damit die Population nicht ungebremst anwächst, behandelt der Wildgansmanager die Eier in den Gelegen. Mit einem Metalldorn piekst er ein Loch in das Eier, das nicht älter als 14 Tage sein darf, und durchsticht er mit einer Nadel das Innere. Dann stirbt der Embryo ab. Zwei Eier im Gelege bleiben allerdings unbehandelt, die von der Wildgans weiter ausgebrütet werden.

Im Frühjahr hat Wildgansmanager Goller 20 Eier in fünf Gelegen mit dieser Methode behandelt. Folglich gab es 20 weniger Gänse. Seit Martin Goller im Amt ist, hat er schon gut 350 Eier im Landkreis Lichtenfels gepiekst.

Landwirte bekommen keine Entschädigung

Am anderen Ende des Rudufersees haben sich rund 300 Kanada- und Nilgänse niedergelassen und das Gelände komplett kahlgefressen. Die Bauern werden nicht entschädigt für diesen Verlust. Viele Landwirte stünden, so der Wildgansmanager, auf dem Standpunkt: Warum soll ich mir die Arbeit machen und eine Schadensmeldung schreiben, wenn ich eh nichts bekomme? Die Bauern sollten das aber tun, findet Wildgansmanager Goller. Denn wenn die Schäden der landwirtschaftlichen Flächen beziffert sind, ließe sich leichter mehr Druck auf die Politik machen. Dann könnten Gemeinden und Landkreise gemeinsam gegen die hohe Wildganspopulation vorgehen und Lichtenfels wäre im Kampf gegen die Wildgänse nicht mehr allein. "Selbst wenn wir hier erheblich reduzieren, dann kommen die Gänse wieder zu uns geflogen", so Goller.

Jagdsaison gestartet, aber Jäger befürchten Shitstorm

Die Jagdsaison auf Wildgänse hat bereits begonnen. In Lichtenfels wird, seitdem es mit Martin Goller einen Wildgansmanager gibt, mehr geschossen. Allein im vergangenen Jahr wurden 655 Gänse erlegt. Der Wildgansmanager wünscht sich von den Jägern mehr Bereitschaft zu schießen. Aber viele hätten Angst vor dem öffentlichen Shitstorm, wenn sie tatsächlich mal eine Gans jagen. Heutzutage habe jeder ein Handy und könne den Abschuss filmen, so der Wildgansmanager. Er kämpft bei den Gemeinden, Landwirten und Jägern für mehr Unterstützung. Denn nur vom Reden werde sich das Gänseproblem nicht lösen. Es muss gehandelt werden, so Goller.

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