Spielzeug in den Räumen des Kinderschutzbund Dillingen
Bildrechte: BR/Judith Zacher
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Familienpaten können schnell helfen und werden dringend gesucht.

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Hilfe zur Selbsthilfe: Familienpaten dringend gesucht

Hilfe zur Selbsthilfe: Familienpaten dringend gesucht

Eltern sein ist nicht immer einfach. Es gibt Situationen, in denen man überfordert ist, an seine Grenzen kommt. Hier können Familienpaten helfen. Nur: Es gibt zu wenige. Wie kann man Familienpate werden und was bringt es den Familien und den Paten?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ihr habe die Unterstützung durch ihre Familienpatin sehr geholfen, sagt die Mutter, die zum Interview in die Räume des Kinderschutzbundes in Dillingen gekommen ist. Ende 30 ist sie, ihren Namen will sie nicht öffentlich nennen. Vor sechs Jahren, erzählt sie, da habe sie ihren zweiten Sohn bekommen. Wir nennen ihn Ben. Als er fünf Monate alt war, hätten ihr Mann und sie sich getrennt. Dann war sie allein mit dem Kleinen. Statt zu resignieren, hat sie sich erkundigt. Wo könnte sie Hilfe bekommen?

Sie ist fündig geworden: Die Koordinierende Kinderschutzstelle (KOKI) hat ihr den Rat gegeben, sich beim Kinderschutzbund Dillingen zu melden. Das hat sie getan, und von da an ist Familienpatin Agnes Brenner ein Mal pro Woche zu ihr und Ben nach Holzheim gekommen. Manchmal haben sie sich auch in Dillingen getroffen, wenn die Mutter einen Termin dort hatte. "Dann sind wir viele Runden durch den Taxispark gefahren, mit dem Rad, oder haben Fußball gespielt", sagt Agnes Brenner und lacht.

Familienpaten bieten "Hilfe zur Selbsthilfe"

Insgesamt fünf Familienpatinnen und Organisatorin Verena Sporer sitzen um den Tisch beim Kinderschutzbund Dillingen. Sie freuen sich über Rückmeldungen wie die von Bens Mutter. Jede von ihnen betreut eine, manche sogar zwei Familien. Bedeutet: Sie kommen ein Mal pro Woche zu der Familie, schauen, wo sie helfen können. "Wir helfen unterstützend im Alltag", sagt Familienpatin Silvia Schneider. Aber: Sie wollten niemandem etwas "überstülpen". Die Mutter oder der Vater wüssten am besten, was das Richtige für das Kind sei. Sie wollten "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Die Arbeit der Familienpaten soll präventiv sein: helfen, bevor jemand überfordert ist.

Oft sei es auch einfach nur gut, wenn die Mutter oder der Vater ein wenig Zeit für sich hätten. Wenn sie mal in Ruhe duschen möchten oder einen Termin haben. Dann passen die Familienpaten auf das Kind auf. Sieglinde Finkl erinnert sich an eine Mutter, die einfach nicht gewusst habe, was sie mit ihrem Kind machen soll, was sie spielen, unternehmen soll. Da habe sie ihr Tipps gegeben, sagt Familienpatin Finkl. Die Arbeit würde ihnen auch selbst was bringen, sagen die Familienpatinnen übereinstimmend. Die Zeit mit den Kindern halte jung, der Austausch mit den anderen Patinnen sei sehr bereichernd.

In ganz Bayern fehlen Familienpaten

Das Problem: Es gibt zu wenige Familienpaten, nicht nur in Dillingen, sondern in ganz Bayern. Eine Statistik vom Netzwerk Familienpaten Bayern zeigt: 2022 haben 400 Familienpaten etwa 600 Familien in Bayern betreut. Knapp 170 weitere Familien standen unterdessen auf der Warteliste. In Dillingen ist die Lage noch kritischer: Fünf Familienpatinnen gibt es im Landkreis, mehr als doppelt so viele würden benötigt. Deshalb bietet der Kinderschutzbund im Frühjahr auch wieder eine Ausbildung für Familienpaten an. Am heutigen Montag gibt es dazu eine Infoveranstaltung in den Räumen des Kinderschutzbundes in Dillingen. Interessenten können sich aber auch noch später melden. Die Ausbildung startet im März und geht über drei Wochenenden.

Familienpaten arbeiten nach sechstägiger Ausbildung ehrenamtlich

Ehrenamtlicher Familienpate kann eigentlich jeder werden, man muss dafür kein Sozialarbeiter sein oder einen Beruf in der Richtung erlernt haben. Allerdings muss man die sechstägige Ausbildung absolvieren und regelmäßig an Besprechungsterminen im Kinderschutzbund teilnehmen, wo mit Fachleuten über Probleme oder Erfahrungen gesprochen wird. "Bei der Ausbildung an sich wird viel in Gruppenarbeit gemacht", berichtet Familienpatin Monika Grimminger. "Wir lernen, unsere eigenen Grenzen zu erkennen, aber auch etwa, wie man merkt, ob ein Kind Förderbedarf hat."

Und das Wichtigste: Die Patinnen und Paten müssen lernen, dass sie nur Tipps geben, Anregungen - Hilfe zur Selbsthilfe. Die Mutter oder der Vater, die wissen, was das Richtige fürs Kind ist. "Wir sind aber unterstützend da", sagt Grimminger. Wichtig ist dabei: Die Hilfe ist niederschwellig. Gibt es massive Probleme in einer Familie, ist gar das Kindeswohl gefährdet, ist das kein Fall für die Familienpaten, sondern für das Jugendamt.

Mutter: "Man sollte keine Scheu haben, sich zu melden"

Beim Dillinger Kinderschutzbund ist Verena Sporer zuständig, wenn sich Familien melden. In einem ersten Gespräch klärt sie, welche Wünsche die Familien haben. Dann besucht sie sie auch zu Hause. Schaut, ob die Familie geeignet ist für die Familienpaten.

Wer Interesse hat, Familienpate zu werden oder einen Familienpaten sucht, kann Kontakt zum Familiennetzwerk Bayern aufnehmen. Vermittelnd sind auch Organisationen wie die Caritas, Jugendämter oder eben der Kinderschutzbund tätig. Die Mutter von Ben will andere Eltern ermuntern, sich zu melden. Viele seien befangen, hätten Angst, sich zu melden. "Aber", sagt sie, "ich würde es jedem raten. Uns hat das sehr geholfen".

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