Rund 60 Bürgerinnen und Bürger protestieren vor dem Start der Live-Sendung "jetzt red i" gegen die Pläne der Bahn
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Bürgerprotest gegen die Pläne der Bahn

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Hitzige Diskussion über Bahn-Pläne für die Brenner-Trasse

Laut ertönen die Pfeifen, mit denen Verkehrsminister Bernreiter an der Rohrdorfer Turner-Hölzl-Halle kurz vor "jetzt red i" empfangen wird: "Bürgerbeteiligung statt Bürgerbetrug" steht unter anderem auf den Plakaten der knapp 60 Protestierenden.

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Mit dem Ausbau der Brennertrasse soll ein europäischer Megaplan verwirklicht werden. Dafür soll auch in Rohrdorf im Inntal ein neuer Streckenabschnitt entstehen. Betroffene in der Region wehren sich jedoch dagegen. Ob es die Trasse wirklich braucht? Bei "jetzt red I" in Rohrdorf diskutierten darüber rund 100 Bürgerinnen und Bürger mit dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und der EU-Abgeordneten Maria Noichl (SPD).

Einer der Gegner ist der 19-jährige Wolfgang Unterseher, Landwirt aus dem nahegelegenen Lauterbach, der sich später bei “jetzt red i“ als Erster zu Wort meldet. Den Familienbetrieb möchte er gerne in der sechsten Generation weiterführen. Bei einem Trassenneubau würden 20 Prozent der Flächen verbaut. Das Aus für den Hof. Darüber hinaus brauche es die Trasse sowieso nicht: "Es hätten heut schon alle Güterzüge Platz auf den bestehenden Schienen, dieses Projekt ist einfach komplett unnötig".

Ehemaliger Bauingenieur der DB ist gegen Neubau

Gerhard Müller, ehemaliger Bauingenieur der DB, ist auch gegen den Neubau: "Ich bin überzeugt, dass 400 Züge täglich auf der bestehenden Strecke fahren können." Müller sieht das Problem in der Erfüllung planerischer Vorgaben des Bundes: Laut diesen müsse eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h möglich sein. Dies gehe nur mit einer neuen Trasse: "Das betrifft vielleicht 5 Prozent der Züge, Güterzüge fahren sowieso langsamer.“ Maria Noichl (SPD), sieht es ähnlich: "Wenn der Güterverkehr im Zentrum steht, warum brauche ich dann eine Hochgeschwindigkeitstrasse?"

Für Stefan Voith, einer der wenigen Befürworter, die sich bei der Live-Sendung zu Wort melden, hingegen ist die neue Trasse ein Muss: "Was ist denn so charmant daran, den Verkehr da zu lassen, wo er ist, anstatt ihn durch Tunnel zu führen?" Bei einem steigenden Güteraufkommen könne man froh sein, dass die Bahn eine Tunnelvariante der Strecke plane: "Es ist nicht nur schneller, sondern auch schonender als der Straßenverkehr." Dabei gehe es auch um den Lärm, der auf der oberirdischen Bestandsstrecke zunehmen würde.

Moderne Lärmschutzwände an der Bestandsstrecke?

Ein Argument, das Müller nicht überzeugt. "Im Moment wache ich, wenn ich an der Strecke wohne, bei zehn Güterzügen pro Nacht zehn Mal auf, gäbe es moderne Lärmschutzwände, könnten auch locker 100 Züge pro Nacht vorbeifahren und ich würde kein einziges Mal aufwachen."

Verkehrsminister Bernreiter (CSU) sieht die Bedarfsfrage noch nicht abschließend geklärt und verweist auf den Bund. Dort wird 2025 final über den Streckenverlauf abgestimmt. "Ich werde mich für die anwohnerfreundlichste Lösung einsetzen", verspricht er.

Nach der Sendung sind viele Bürger zufrieden, beide Seiten seien zu Wort gekommen. "Nur die eigentliche Frage, ob die Bestandsstrecke ertüchtigt werden kann oder nicht, wurde von den Politikern nicht richtig beantwortet”, kritisiert Thomas Frank. Für Wolfgang Unterseher ist die Antwort nach wie vor eindeutig, er will die Hoffnung nicht aufgeben: “Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren."

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) will eine weitgehende Untertunnelung für den geplanten Brenner-Nordzulauf fordern - entscheiden müsse dann aber der Bundestag.
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Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) will eine weitgehende Untertunnelung für den geplanten Brenner-Nordzulauf fordern.

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