Ein stark hustender Mann.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Christin Klose

Die Fallzahlen steigen: Schon jetzt zur Jahresmitte liegen die Fallzahlen von Keuchhusten höher als im vergangenen Jahr.

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Hochansteckend: Keuchhusten auf dem Vormarsch

In diesem Jahr erkranken besonders viele Menschen an Keuchhusten. Auch die Gesundheitsämter in Mittelfranken machen nun auf steigende Fallzahlen aufmerksam. Im ersten Halbjahr wurden bereits doppelt so viele Fälle gemeldet wie 2023.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In Mittelfranken wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts im ersten Halbjahr 330 Fälle von Keuchhusten gemeldet (Datenstand: 12.06.2024). Das sind doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr (160 Fälle). So hat sich beispielsweise in Nürnberg die Zahl der Fälle verfünffacht: von 20 im Jahr 2023 auf 107 allein im ersten Halbjahr 2024. Und auch in allen anderen Landkreisen und Städten Mittelfrankens sind die Zahlen gestiegen. Einzig das Nürnberger Land konnte fallende Zahlen verbuchen.

Ansteckungsgefahr: 80 bis 90 Prozent

Die Übertragung von Keuchhusten (Pertussis) erfolgt über Tröpfcheninfektion durch Husten, Niesen oder Sprechen. Bei fast jedem Kontakt zwischen einem Erkrankten und einem ungeschützten Gesunden kommt es zu einer Ansteckung, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Laut Experten erkranken von 100 Infizierten 80 bis 90 Personen an Keuchhusten. In jedem Lebensalter ist eine Ansteckung möglich. Keuchhusten ist eine hochansteckende Krankheit und seit 2013 bundesweit meldepflichtig.

Vor allem für Säuglinge ist Keuchhusten gefährlich. Bei ihnen können Atemstillstände auftreten. Diese sind lebensbedrohlich und erfordern eine intensivmedizinische Behandlung. Vor Einführung der Schutzimpfung in den 1930er-Jahren starben in Deutschland jährlich 10.000 Säuglinge an Keuchhusten.

STIKO empfiehlt Impfung

Daher sei es wichtig, dass Menschen im Umfeld von Neugeborenen und auch von Schwangeren geimpft sind, empfiehlt das Gesundheitsamt Weißenburg-Gunzenhausen. Werdenden Müttern werde eine Impfung zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels empfohlen, weil Babys vor der Geburt nur so Abwehrstoffe gegen Keuchhusten bekommen. Laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollen sowohl Kinder als auch Erwachsene gegen Keuchhusten geimpft sein, so das Gesundheitsamt.

Von wegen Kinderkrankheit: Keuchhusten bei Erwachsenen

Experten schätzen, dass die Dunkelziffer der Erkrankungen weit höher liegt als die der gemeldeten Fälle. Dabei betrifft Keuchhusten nicht nur Kinder - im Gegenteil: Zwei Drittel aller Erkrankungen treten bei Menschen über 19 Jahren auf, so das Robert Koch-Institut (RKI). Keuchhusten bei Erwachsenen aber ist schwer zu diagnostizieren, weil die Symptome bei ihnen, anders als bei Kindern, sehr unspezifisch sind. Bei einem Drittel der erwachsenen Patienten fehlt der sonst typische "bellende Husten".

Auffrischungsimpfung alle 10 Jahre

Für einen effektiven Schutz sei eine Grundimmunisierung mit drei Impfungen im Kleinkindalter im Alter von zwei, vier sowie elf bis 14 Monaten erforderlich, so das Gesundheitsamt Nürnberg. Da der Impfschutz nicht dauerhaft ist, seien Auffrischungsimpfungen in Absprache mit dem Hausarzt notwendig. Insbesondere in Bayern gebe es bei den Auffrischungsimpfungen gegen Keuchhusten noch erheblichen Nachholbedarf, wird der Leiter des Nürnberger Gesundheitsamts, Klaus Friedrich, auf der Internetseite des Gesundheitsamts zitiert: Nur 44,3 Prozent der Bevölkerung würden über einen ausreichenden Impfschutz gegen Keuchhusten verfügen. Das RKI empfiehlt die Auffrischung für Erwachsene bei der nächsten Tetanus-/Diphtherie-Impfung einmalig mit einer Kombinationsimpfung gegen Tetanus/Diphtherie/Keuchhusten.

Im Video: Keuchhusten (ab Minute 3:05)

Eine Frau hustet
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Keuchhusten

Dieser Artikel ist erstmals am 12. Juni 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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