Ein Teil des Teams der Jugend- und Drogenberatung für Würzburg, v.li: Johannes Wecker, Holger Faust, Caterina Valguarnera-Schmitt, Fabienne Breucker.
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Ein Teil des Teams der Jugend- und Drogenberatung Würzburg, v.li: Johannes Wecker, Holger Faust, Caterina Valguarnera-Schmitt, Fabienne Breucker.

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"Höchststand" – Würzburger Drogenberatung gefragt wie nie zuvor

Weltweit steigt die Zahl der Drogenkonsumenten. Auch in der städtischen Drogenberatung in Würzburg ist das zu spüren: Mehr als 1.400 Personen haben die Beratung 2022 konsultiert – "absoluter Höchststand".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Mehr als 1.400 Menschen haben im vergangenen Jahr die städtische Drogenberatung in Würzburg aufgesucht. Laut der Stadt Würzburg sind das so viele, wie noch nie. "Das ist absoluter Höchststand", sagt auch Holger Faust, der seit 2012 die städtische Drogenberatungsstelle leitet. 41 Prozent der Personen missbrauchen Cannabinoide als Hauptdroge oder sind davon abhängig. "Kommt es zu einer Legalisierung von Cannabis, rechne ich mit weiter steigenden Zahlen", so Faust. Er hoffe auf eine enge Kooperation mit Hanfverbänden, um auf diese Weise frühzeitig ein Angebot machen zu können.

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Auf Weg aus der Sucht beraten, begleiten und betreuen

Unter den 1.400 Personen, die die städtische Drogenberatungsstelle insgesamt beriet, waren auch Angehörige. Bei einigen Drogenkonsumenten blieb es bei einem einmaligen Kontakt. Der Großteil aber – fast 1.000 Personen – wurden beraten, betreut und intensiv auf ihrem Weg aus der Sucht begleitet, heißt es von der Stadt. 24 Prozent der Kunden der Drogenberatung sind abhängig von Opioiden wie Heroin oder Tilidin, 17 Prozent von Stimulanzien wie Amphetaminen und sieben Prozent nutzen zwei bis drei Substanzen intravenös, konsumieren also harte Drogen. Laut Mitteilung entspricht das 400 bis 500 Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg.

Gespräche auch ohne Termin und anonym möglich

Die Drogenberatungsstelle kann mit oder ohne Termin, per Mail, anonym und unbürokratisch aufgesucht werden. Ansonsten kommt mit der Stelle in Kontakt, wer illegal Drogen konsumiert. Denn "der oder die wird irgendwann im öffentlichen Raum auffallen und dann an uns vermittelt", erklärt Faust. So wurden 2022 auch in der Würzburger JVA 471 Menschen beraten und begleitet, auch hier sind die Zahlen gestiegen, es waren 136 mehr als im Jahr davor. Der Großteil der Klienten sind Männer, die Hälfte ist unter 30 Jahre alt, knapp zehn Prozent ist über 50 Jahre. Die Jüngeren nutzen eher Amphetamine, die Älteren eher "Downer" wie Opiate, heißt es. "Aufgrund guter Suchthilfe werden Abhängige älter, es fehlt aber an Pflegeplätzen für Suchtabhängige. Dies ist eine große Herausforderung für uns und wir arbeiten an Konzepten."

Weltweiter Anstieg von Drogenkonsumenten

Die Drogenproblematik scheint weltweit zu steigen. Ende Mai haben die Chefermittler in der Drogenbekämpfung in Fürth getagt und vor einer regelrechten "Kokainschwemme" in Europa gewarnt. Die Teilnehmer an der sogenannten "AG Südost" kamen aus 22 Ländern und berieten gemeinsame Strategien in der Drogenbekämpfung. Denn weltweit hat die Zahl der Menschen, die Drogen nehmen, laut einem UN-Bericht binnen eines Jahrzehnts um fast ein Viertel zugenommen. Zwischen 2011 und 2021 stieg die geschätzte Zahl an Personen, die Drogen konsumieren, von 240 Millionen auf 296 Millionen – ein Steigerung um 23 Prozent, hieß es in dem Jahresbericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).

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