Mittags im Krankenhaus Barmherzige Brüder in München: Stefanie Martin, Chefärztin der Geriatrie, braucht die Unterschrift für ein Datenschutzformular. Drei Stunden pro Tag für Dokumentationen und Nachweise – das ist Alltag für die Ärztin. Ihr klarer Wunsch ist es, dass von diesen Stunden mehr übrig bleibt für ihre Patienten.
"Wir brauchen die Hand am Bett, nicht am Stift!", betonte auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) bereits vergangenen Freitag. Nun hat er ein Modellprojekt "Bürokratieabbau in bayerischen Krankenhäusern" vorgestellt.
Bürokratie belastet Klinik-Mitarbeitende
Von März bis Juli 2023 fanden Sitzungen und Praxisworkshops mit 16 ausgewählten bayerischen Krankenhäusern statt, um festzustellen, in welchen Bereichen auf unnötige Bürokratie verzichtet werden kann und wo sie besonders belastend ist. Außerdem sollten auch praktische Maßnahmen gefunden werden, um nachhaltige Veränderungen zu schaffen.
Holetschek betonte in München: "Es ist den Projektpartnern gelungen, echte Erleichterungen für die Beschäftigten im Arbeitsalltag zu schaffen. Sie haben auch einen konkreten Handlungsplan mit zehn Punkten erarbeitet." Beteiligt am Modellprojekt waren der Medizinische Dienst Bayern, die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) und die AOK Bayern.
Krankenhausgesellschaft sieht auch Bund in der Pflicht
Roland Engehausen, Geschäftsführer der BKG, sieht bei dem Thema auch die Bundesregierung in der Pflicht. Die Meldeverpflichtungen an den Bund seien hochgradig ärgerlich. Was es brauche, sei ein einheitliches Meldesystem, wo sich alle daraus bedienen könnten. Weniger Dokumentation, mehr Digitalisierung, so fasst es die Staatsregierung zusammen.
Digitalisierung soll Klinikalltag erleichtern
Gerade in den Praxisworkshops konnten Kliniken ihre Ideen und Vorschläge einbringen und einige der Verbesserungen konnten bereits in der Testphase umgesetzt werden. Besonders digitale und automatisierte Lösungen sollen helfen, die Papierberge kleinzuhalten. So setze der Medizinische Dienst Bayern bereits bei Abrechnungsprüfungen von Krankenhäusern noch stärker auf einen effizienten elektronischen Datenaustausch im sogenannten "Leistungserbringer-Portal".
Laut Ministerium sollen Krankenhäuser zudem mithilfe der Fördergelder aus dem Krankenhauszukunftsfonds zusätzlich in die Digitalisierung investieren, um nachhaltig die Bürokratie im Klinikalltag zu mindern.
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