Wenn Michaela Cammerata im Familienalbum blättert, werden die Erinnerungen wieder wach. An die schwere Krankheit ihres Sohnes und die langen Aufenthalte in der Klinik. "Da sieht man den Katheter in der Brust, darüber hat er immer Infusionen bekommen", erzählt die Mutter aus Krumbach im Landkreis Günzburg. Dabei begann alles relativ harmlos mit einer Schwellung am Hals, die die Ärzte zunächst für eine normale Infektion halten. In der Klinik bekommt Emin dann aber eine Diagnose, die sein Leben verändern sollte: Lymphdrüsenkrebs.
Der Krebs kommt wieder
Emin muss von da an vieles über sich ergehen lassen. Neben der Chemotherapie nimmt er zeitweise 31 Medikamente, erzählt die Mutter. Alles in der Hoffnung, dass bald alles wieder gut wird. Danach sieht es zunächst auch aus, doch Emin erleidet einen Rückfall und kämpft wieder mit starken Schmerzen. Bei der Tomografie wird ein großer Lymphknoten sichtbar, der direkt auf sein Rückgrat drückt. Die Ärzte setzen nun auf eine andere Strategie und wollen Emin mit seinen eigenen Stammzellen heilen. Doch auch diese Therapie kann nach anfänglichen Erfolgen seinen Krebs nicht endgültig besiegen.
Andere Kinder gehen auf Abstand
Zu den Schmerzen und den Klinikaufenthalten kommt die soziale Ausgrenzung. Emin wird von anderen Kindern gemieden, weil er durch die Therapie keine Haare mehr hat. "Eine Frau ist sogar zum Bürgermeister gegangen, weil sie meinte, dass die anderen Kinder Angst vor mir hätten", erzählt Emin. Durch die Therapien wurde auch sein Immunsystem stark geschwächt. Er muss aufpassen, dass er sich nicht erkältet und führt so zunehmend ein Leben auf Abstand. Bei der Therapie im Krankenhaus kommt er sogar knapp drei Monate in Isolation, weil schon eine gewöhnliche Ansteckung tödlich verlaufen könnte. Dass Emin heute noch am Leben ist, hat er allerdings auch dem Kinder- und Jugendhospizdienst in Günzburg zu verdanken.
Schwierige Suche einem Spender
Denn die Ärzte wollen einen letzten Anlauf unternehmen, um Emin zu retten. Diesmal mit fremden Stammzellen. Doch dafür muss erst einmal ein passender Spender gefunden werden. "Eine Frau von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei hatte gesagt, es müssten mindestens 5.000 oder 10.000 Menschen teilnehmen, damit das Erfolg hat", sagt Sylvia-Maria Braunwarth vom Kinder- und Jugendhospizdienst in Günzburg.
Hospizdienst gibt Emin nicht auf
Gerade Menschen mit Migrationshintergrund haben es in Deutschland oft schwer, passende Spender zu finden. Denn ihre Stammzellen besitzen häufig genetisch bedingte Merkmale, die hierzulande schwer zu finden sind. Braunwarth will Emin aber nicht aufgeben und versucht es trotzdem. Zur Typisierungsaktion kommen etwas mehr als 500 Menschen, doch Emin hat trotzdem Glück - er findet tatsächlich einen Spender.
Zurück ins Leben - dank Hospizdienst
"Ich hatte schon mit Gott gehadert und mir gedacht, kann denn nicht wenigstens einmal ein Kind wieder gesund werden", erzählt Braunwarth vom ambulanten Hospizdienst der Malteser. Bei Emin hat es nun tatsächlich geklappt. Er hat jetzt auch neue Freunde gefunden und ist glücklich, endlich wieder die Dinge tun zu können, die für viele Kinder und Jugendliche ganz normal sind. "Ich möchte auf jeden Fall mal in den Urlaub und meine Familie in der Türkei und in Rumänien wiedersehen, denn ich vermisse sie schon sehr", sagt der heute 13-Jährige. Alles, was Emin durch den Krebs verpasst hat, will er jetzt ausgiebig nachholen.
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