Bei Ermittlungen gegen Verantwortliche der Firma Karl Bau aus Hengersberg hat es in der vorigen Woche offenbar Razzien im Landkreis Deggendorf gegeben. Das berichtet die "Passauer Neue Presse" (PNP) am Dienstag (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Dabei sei auch der Firmengründer Günther Karl verhaftet worden.
Firmenchef wieder auf freiem Fuß
Der Haftbefehl gegen den 78-Jährigen sei jedoch mittlerweile außer Vollzug gesetzt, berichtet die Zeitung weiter. Den Angaben zufolge wurden mehrere Standorte der Baufirma im Kreis Deggendorf durchsucht. Allerdings wollte die zuständige Staatsanwaltschaft Passau auf BR-Anfrage keine Auskünfte zu dem Bericht geben - unter Verweis auf laufende Ermittlungen. Auch die Firma Karl Bau ließ eine Anfrage des Bayerischen Rundfunks unbeantwortet. Auch PNP-Anfragen blieben zunächst unbeantwortet. In der Vergangenheit hatte Günther Karl die Vorwürfe stets bestritten.
Verdacht: Giftigen Bauschutt illegal entsorgt
Im Sommer 2022 war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Passau gegen Verantwortliche der niederbayerischen Baufirma ermittelt. Schon damals waren Geschäfts- und Privaträume durchsucht worden.
Der Vorwurf: Das Unternehmen soll über mehrere Jahre bei Bau- und Sanierungsmaßnahmen im südbayerischen Raum zum Teil belastetes Bodenmaterial und Bauschutt unerlaubt entsorgt haben. Damit habe man sich einen Teil der Kosten, die bei einer ordnungsgemäßen Entsorgung angefallen wären, erspart. Die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Passau gehen dabei von einem Betrag in Höhe von mehreren Millionen Euro aus.
Im September vergangenen Jahres wurden konkrete Vorwürfe bekannt: Die Firma Karl soll illegal über eine Tonne giftigen Bauschutt in der Kiesgrube Jederschwing bei Eging am See im Landkreis Passau entsorgt haben. Der Müll soll unter anderem von der Erneuerung der B15 bei Hagelstadt im Kreis Regensburg stammen.
💡 Die steile Karriere des Günther Karl
Günther Karl fing in den 1960er Jahren klein an: mit einem Bagger und einer Laderaupe. Heute beschäftigt seine Unternehmensgruppe 400 Mitarbeiter in 44 Firmen. Er besitzt nach eigenen Angaben Hunderte Immobilien, darunter ganze Gewerbegebiete, sieben Wasserkraftwerke, Fabriken und Werkshallen in ganz Deutschland.
Überregional machte sich Günther Karl in den 90er-Jahren einen Namen, als er sich eine Methode einfallen ließ, mit der der "Schiefe Turm von Pisa" am Sinken gehindert werden konnte.
In Ostbayern ist Karl als der Mann bekannt, der mit dem Helikopter zur Baustelle fliegt. Seine Projekte sorgten immer wieder für Aufsehen. So zum Beispiel der Abriss einer Brücke in Deggendorf im Jahr 2000, die er nicht anhob, sondern entgegen der Absprachen nachts in die Donau stürzen ließ.
Auch der "Karl-Turm" in Deggendorf machte Schlagzeilen. Es ist das höchste Gebäude der Stadt, dessen Bau 2018 zeitweise gestoppt wurde, weil Baugrenzen überschritten worden waren.
Zuletzt kaufte die Karl-Gruppe die ehemalige GESA-Klinik in Freyung, um die dortige Landesgartenschau zu retten – die Stadt hätte die 8,2 Millionen Euro Abrisskosten nicht schultern können.
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